Arzneimittel und Therapie

Biotin auch bei Älteren im Trend

Hinweis auf verfälschte Laborwerte bei Abgabe notwendig

Die Einnahme von Biotin als Nahrungsergänzungsmittel ist weit verbreitet. Hoch dosierte Biotin-Supplementierung kann jedoch zu Interferenzen bei Laboruntersuchungen mit biotinylierten Reagenzien führen. Um die potenziellen klinischen Auswirkungen besser abschätzen zu können, wurde in einer Studie anhand der Daten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey die Prävalenz der Biotin-Einnahme erwachsener Amerikaner mit einer Tagesdosis von mehr als 1 mg und mehr als 5 mg im Zeitraum von 1999 bis 2016 ermittelt. Die Daten basieren auf der Selbstauskunft der Teilnehmer und beinhalten die Information über die tägliche Biotin-Einnahme der letzten 30 Tage. Der zu untersuchende Zeitraum wurde in neun Erhebungszyklen unterteilt und umfasste jeweils zwischen 4.580 und 6.145 Teilnehmer. Die Prävalenz der Biotin-Einnahme von mehr als 1 mg pro Tag steigerte sich von 0,1% in 1999 bis 2000 auf 2,8% in den Jahren 2015 bis 2016. Eine höhere Biotin-Einnahme (≥ 5 mg/Tag) wurde vor 2007 nicht ­berichtet. Die Prävalenz für die höhere Dosis nahm von 0,1% in 2007 bis 2008 auf 0,7% in 2015 bis 2016 zu. Eine deutliche Zunahme der Biotin-­Supplementierung konnte für Frauen und ältere Personen über 60 Jahren gezeigt werden. In den Jahren 2015 bis 2016 nahmen 7,4% der Frauen über 60 Jahre mehr als 1 mg Biotin pro Tag ein, 2,3% sogar mehr als 5 mg Biotin pro Tag.

Diese Erkenntnisse sind beunruhigend, da Biotin zu falsch erniedrigten Troponin-Werten führen kann. Dadurch können Herzinfarkte unentdeckt bleiben. Das stellt besonders für Frauen ein Problem dar, da bei ihnen häufig Infarkte übersehen werden. Auch wurden falsch erhöhte und falsch erniedrigte Schilddrüsenwerte unter Biotin gefunden. Daher sollte in der Apotheke vor jeder Abgabe eines Biotin-Präparates auf das Problem hingewiesen werden. |

Literatur

Li D, Burmeister LA, Basta NE, Lutsey PL. Trends in Daily Use of Biotin Supplements Among US Adults, 1999-2016. JAMA 2020;324(6):605-607

Müller C. Packungsbeilage muss vor falschen Laborwerten unter Biotin warnen. www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/05/20/packungsbeilage-muss-vor-falsche-laborwerten-unter-biotin-warnen; Abruf am 28. August 2020

Apothekerin Dr. Martina Wegener

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