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Reisepharmazie

Zika-Viren überleben Monate im Sperma

Kein ungeschützter Sex nach Rückkehr aus Risikogebieten

Immer wieder gibt es in den Tropen Ausbrüche von Zika-Virusinfektionen. Diese Viren, die durch Stechmücken übertragen werden, können vor allem in der Schwangerschaft gefährlich werden. Eine Übertragung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr sollte unbedingt verhindert werden.

Das Zika-Virus gehört zur Familie der Flaviviren und ist mit dem Dengue-­Virus und dem West-Nil-Virus verwandt. Flaviviren sind behüllte Viren mit einem RNA-Einzelstrang positiver Polarität. Das Zika-Virus wird überwiegend durch Stechmücken der Gattung Aedes auf den Menschen übertragen, vor allem durch Aedes aegypti (= Gelbfiebermücke, ägyptische Tiger­mücke). Die tagaktive ägyptische Tigermücke ist hauptsächlich in den Tropen und Subtropen verbreitet. Im Rahmen der Eibildung saugt sie Blut und infiziert dabei Menschen (s. Abb. 1). Darüber hinaus ist auch eine Übertragung der Viren von Mensch zu Mensch beim Geschlechtsverkehr möglich. Zika-­Viren sind vor allem im Sperma über eine längere Zeit nachweisbar, sodass die Übertragung meist von infizierten Männern auf die Partnerin erfolgt [2, 3, 4]. Der längste Zeitraum, für den infektiöses Zika-Virus durch Viruskultur im Sperma nachgewiesen wurde, beträgt 69 Tage. Das genetische Material des Zika-Virus im Sperma ist jedoch in den meisten Fällen innerhalb von 50 Tagen verschwunden [4].

Abb. 1: Lebenszyklus der Aedes-Mücken

Auch eine Ansteckung durch Bluttransfusionen ist möglich, weshalb eine Blutspende in den ersten vier Wochen nach Rückkehr aus einem Zika-Endemiegebiet nicht erfolgen darf [2, 3]. In der Schwangerschaft kann das Virus über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden. 2016 kam die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu dem Schluss, dass eine Infektion mit dem Zika-Virus während der Schwangerschaft eine Ursache für angeborene Anomalien beim Neugeborenen ist. Auffällig ist hier eine Mikro­zephalie: Der Kopf des Neugeborenen ist ungewöhnlich klein, eine geistige Behinderung geht damit einher (s. Abb. 2). Der Anteil der betroffenen Neugeborenen von Müttern, die während der Schwangerschaft mit dem Zika-Virus infiziert wurden, ist nicht mit Sicherheit ermittelt. Die veröffentlichten Schätzungen reichen von 6% in den USA bis zu 42% in Brasilien [4].

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Abb. 2: Mikrozephalie Brasilien wurde 2015 von einer Welle an Zika-Infektionen heimgesucht. Über 4000 Babys wurden geboren, bei denen nicht nur der Kopf, sondern auch das Gehirn deutlich verkleinert war (links).

Vorkommen

1947 wurde der Erreger erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald in Uganda identifiziert, aber erst 2007 traten größere Ausbrüche bei Menschen auf. Damals vor allem in Mikronesien, ab 2013 auch in anderen Inselstaaten im Pazifik. 2015 bis 2017 lag das Hauptverbreitungsgebiet in Mittel- und Südamerika. Zika-Viren kommen aber in tropischen und tropennahen subtropischen Regionen aller Kontinente vor. Ein Infektionsrisiko besteht vor allem dort, wo ein größerer Ausbruch erfolgt ist [2, 5]. Am 1. Februar 2016 hatte die WHO den „globalen Gesundheitsnotfall“ Aufgrund der Massivität des Ausbruchs in Süd- und Mittelamerika zur Koordinierung von Gegenmaßnahmen ausgerufen. Im Juni 2016 wurden durch die WHO autochthone Infektionen aus 48 Ländern und Regionen, überwiegend in Mittel-, Südamerika und der Karibik registriert. Aktuelle Informationen über die regionale Verbreitung finden sich bei der WHO [6] sowie beim Centers for Disease Control and Prevention (CDC) [7]. Da die Gelbfiebermücke in Deutschland nicht vorkommt, ist das Risiko einer Ansteckung hier sehr gering. Eine Meldepflicht besteht in Deutschland seit 2016. Damals gab es 222 Infektionsfälle, 2017 bereits nur noch 68 Fälle, bis Oktober 2019 waren gerade einmal zehn Fälle gemeldet [2]. Allerdings ist zu vermuten, dass aufgrund des oft symptomlosen Verlaufs viele Fälle nicht erfasst werden. 2019 wurden aus Südfrankreich die zwei ersten autochthonen Zika-Infektionen in Europa gemeldet [8].

Symptome

Meist verläuft eine Infektion mit dem Zika-Virus ohne Symptome. Treten Symptome auf, so sind diese meist mild. Drei bis zwölf Tage lang kann es zum Auftreten von Hautausschlägen, Kopf-, Gelenk- , und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und Fieber kommen [2, 5]. Selten entwickelt sich ein Guillain-Barré-Syndrom (GBS), eine immunvermittelte neurologische Komplikation. Diese führt zu aufsteigenden Lähmungen beginnend bei den unteren Extremitäten. Die WHO berichtet, dass zwei von 10.000 Zika-Virus­infektionen zum Guillain-Barré-Syndrom führen [4]. Wie bereits oben beschrieben kann eine Infektion in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen beim Fötus führen.

Diagnose und Therapie

Treten nach Rückkehr aus einem Zika-Gebiet entsprechende Symptome auf, kann ein Nachweis in den ersten Tagen direkt aus Blut und Urin erfolgen, später über Antikörper [2]. Da spezifische Arzneimittel nicht vorhanden sind, erfolgt die Behandlung der Erkrankung rein symptomatisch. Dazu gehört vor allem die Gabe von schmerzlindernden und fiebersenkenden Wirkstoffen. Nach spätestens einer Woche klingen die Symptome im Allgemeinen von alleine ab [2, 5]. Eine durchgemachte Erkrankung führt vermutlich zu lebenslanger Immunität [5].

Vorbeugung

Eine Impfung gegen das Zika-Virus gibt es nicht. Der beste Schutz, um einer Infektion vorzubeugen, besteht demnach im konsequenten Schutz vor Mückenstichen durch Insektenschutzmittel, lange Kleidung und Moskitonetze. Dabei ist zu beachten, dass die Mücken vor allem tagsüber aktiv sind. Nähere Informationen zu geeigneten Wirkstoffen siehe den Beitrag Fischer S. Gefürchtetes „Knochenbrecher“-Fieber: Durch Stechmücken übertragene Dengue-­Viruserkrankung tritt immer häufiger auf (DAZ 2020, Nr. 24, S. 56).

Auf einen Blick

  • Das Zika-Virus ist ein RNA-Virus, das zu den Flaviviren gehört.
  • Die Übertragung erfolgt durch Stechmücken, vor allem durch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti.
  • Im Rahmen der Eibildung saugt die weibliche Stechmücke Blut und infiziert dabei den Menschen.
  • Eine Übertragung ist auch durch sexuelle Kontakte möglich, da das Virus vor allem im Sperma mehrere Wochen überlebt.
  • Bei Infektion in der Schwangerschaft kann es zu Fehlbildungen des Kindes kommen, vor allem zur Mikrozephalie.
  • Die Inkubationszeit beträgt drei bis zwölf Tage, oft ist der Verlauf symptomlos.
  • Symptome sind meist mild, möglich sind Hautausschläge, Kopf-, Gelenk- ,und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und Fieber.
  • Selten kommt es zu neurologischen Komplikationen (Guillain-Barré-Syndrom).
  • Die Therapie erfolgt symptomatisch mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Wirkstoffen.
  • Es gibt keine Impfung, Vorbeugung erfolgt über den Schutz vor Mückenstichen.
  • Nach Rückkehr aus Risikogebieten muss eine Schwangerschaft für zwei bis drei Monate verhindert werden, beim Geschlechtsverkehr müssen Kondome verwendet werden.

Nach Rückkehr aus einem Zika-Gebiet sollte eine Schwangerschaft für zwei Monate (wenn die Frau in einem Risikogebiet war) bzw. drei Monate (wenn der Mann im Risikogebiet war) unbedingt verhindert werden. Geschlechtsverkehr sollte zum Schutz vor sexueller Übertragung in dieser Zeit nur mit Kondom erfolgen, auch wenn keine Symptome vorliegen und eine Schwangerschaft durch andere Verhütungsmethoden unterbunden wird. Schwangere Frauen sollten Reisen in Zika-Gebiete wenn möglich vermeiden [4]. |
 

Literatur

[1] healthmap.org, www.healthmap.org/en/#!d=282

[2] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Zikavirus/Zikavirus-Infektionen.html#FAQId7590446

[3] Zika-Virus-Infektion. Informationen für Beschäftigte und Reisende. Merkblatt des Auswärtigen Amts, www.auswaertiges-amt.de

[4] WHO guidelines for the prevention of sexual transmission of Zika virus. Stand: 2019, www.who.int/reproductivehealth/zika/prevention-guidelines-sexual-transmission-summary/en/

[5] Zika Virus. Informationen des Privaten Tropeninstituts Dr. Gontard GbR, https://tropeninstitut.de/krankheiten-a-z/zika-virus#Übertragung ZIKA

[6] Zika virus disease. Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), www.who.int/emergencies/diseases/zika/en/

[7] Zika Travel Information. Informationen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), wwwnc.cdc.gov

[8] Epidemiological update: third case of locally acquired Zika virus disease in Hyères, France. 31. Oktober 2019, www.ecdc.europa.eu/en/news-events/epidemiological-update-third-case-locally-acquired-zika-virus-disease-hyeres-france

Apothekerin Dr. Sabine Fischer

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