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Beratung

Mehr als Kosmetik

Gute Pflege sorgt für gesunde Füße

Täglich vollbringen unsere Füße Höchstleistungen. Trotzdem werden sie oft in falsches Schuhwerk gezwängt und ihre Pflege wird leider häufig vernachlässigt. Das führt oft zu Beschwerden, die Gesunde teilweise selbst behandeln können. Bei Risikopatienten ist hier schnell der Spezialist gefragt. Wie soll die tägliche Fußpflege aussehen? Wie behandelt man Hühneraugen und eingewachsene Zehennägel und wo sind die Grenzen der Selbstmedikation? Was ist bei Diabetikern zu beachten? | Von Sarah Katzemich

Unser ganzes Leben lang tragen uns unsere Füße über eine Strecke von geschätzt 120.000 km, also ca. dreimal um die Erde. Dabei halten sie täglich 1000 Tonnen Belastung aus. Und doch werden sie oft vernachlässigt. Dabei ist die richtige Fußpflege gerade für Risikogruppen viel mehr als eine Frage der Kosmetik. Die kleineren Fußbeschwerden, unter denen viele Menschen tagtäglich leiden, können bei Patienten mit Diabetes oder Durchblutungsstörungen leicht zu gefährlichen Erkrankungen werden.

Allgemeine Fußpflege

Die Füße sollten grundsätzlich jeden Abend gründlich gewaschen und inspiziert werden. Sind sie geschwollen oder gerötet? Sind Blasen, Risse oder Wunden vorhanden, die behandelt werden müssen? Empfehlenswert sind Fußbäder mit speziellen Badesalzen, die nicht nur reinigen, sondern auch pflegen (z. B. Kneipp® Fußbadekristalle, Allgäuer Latschenkiefer® Sole Fußbad). Viele Spezialfußbäder enthalten schweißhemmende, fungizide und bakterizide Zusätze. Wechselbäder können die Durchblutung fördern und bei schweren Beinen helfen. Das Behältnis für ein Fußbad sollte tief genug sein, damit das Wasser bis zu den Knien reicht.

Nach dem Waschen sollten die Füße gründlich abgetrocknet und eingecremt werden. Bei trockener Haut hilft eine reichhaltige W/O-Creme eventuell mit Harnstoffzusatz (z. B. Eubos® trockene Haut Urea 10% Fußcreme, Excipial® Fußsalbe, Frei® Urea Plus Fußcreme, sebamed® trockene Haut Fuss-Creme Urea Akut 10%). Diese kann bei der Hautpflege auch nebenbei zur Massage der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur eingesetzt werden. Das Eincremen hält die Haut elastisch und geschmeidig und hilft so, Blasen und Druckstellen vorzubeugen.

Socken sollten sauber und bequem sein und aus atmungsaktiven Materialien bestehen, die Schweiß ableiten. Gerade bei einer Neigung zu Fußpilz sollten die Socken kochwäschegeeignet sein und genauso wie die Schuhe jeden Tag gewechselt werden. Bei übermäßiger Fußschweißbildung kann die Anwendung von (bakteriziden und fungiziden) Fußpudern helfen, die nach dem Waschen und morgens besonders zwischen den Zehen angewendet werden (z. B. Gehwol® Fußpuder, Odaban® Fuß- und Schuhpuder). Bakterizide Schuhsprays können zudem Schweißgeruch eindämmen (z. B. Myfungar® Schuhspray).

Hornhaut, Hühneraugen und Schrunden

Hornhaut oder – korrekter – Hornschwielen sind eine lokale Verdickung des Stratum Corneum und treten als Resultat einer chronisch-traumatischen Entzündung der Haut auf. Durch Druck oder Reibung wird die Bildung von Keratinozyten angeregt. Meist finden sich Hornschwielen auf der Fußunterseite, aber durch entsprechende mechanische Belastung können sie auch an anderen Körperstellen, wie z. B. Handflächen entstehen. An den Seiten der Füße oder zwischen den Zehen sind sie ein Anzeichen für unbequemes oder zu enges Schuhwerk.

Meist sind Hornschwielen nur ein kosmetisches Problem und klingen nach Beseitigung der Ursache von selbst wieder ab. Vorbeugend und pflegend können z. B. Compeed® Intensivcreme für rissige Fersen, Kneipp® Fuß-Intensiv-Salbe Antihornhaut, Scholl® Anti-Hornhaut Creme Intensiv, Widmer™ Carbamid Forte 18% Urea Anti-Hornhaut Fusscreme) angewendet werden.

Bei zu starker Hornhautbildung kann es jedoch zu Schmerzen (z. B. durch Hühneraugen) oder Hautrissen kommen. Daher sollte die Hornhaut regelmäßig entfernt werden. Das geschieht mit Hornhautfeilen, Hornhauthobeln oder durch Schmirgeln z. B. mit Bimsstein oder harten Kunststoffschwämmen. Hornhautfeilen werden trocken angewendet, das Schmirgeln dagegen erfordert, dass die Haut zuvor durch ein Fußbad aufgeweicht wurde. Hornhauthobel können sowohl auf trockener als auch auf nasser Haut verwendet werden. Allerdings sollte hier sehr vorsichtig vorgegangen werden, da leicht Verletzungen entstehen können. Für Diabetiker mit Neuropathien ist diese Methode daher nicht geeignet. Eine sanfte Alternative bieten „Rubbelcremes“, die mit kleinen Partikeln die überschüssige Hornhaut bei Verreiben auf der Hornhaut abschleifen (z. B. DermaSel® Totes Meer Fußpflege Peeling, Hansaplast® Foot Expert Anti-Hornhaut 2 in 1 Peeling).

Hühneraugen sind lokal begrenzte, meist linsenförmige Hyperkeratosen mit einem zentralen Hornkegel. Sie entstehen durch chronischen Druck auf knochennahe Haut und können sehr schmerzhaft sein. Auch hier sind meist zu enge Schuhe der Auslöser. Hühneraugen können auf der gesamten Fußsohle, sowie auf, unter und zwischen den Zehen, an den Gelenken, den Zehenspitzen, Fersen, am Fußrand und sogar unter den Nägeln entstehen. Zur Eigenbehandlung von Hühneraugen sind diverse Pflaster (z. B. Compeed® Hühneraugen Pflaster, Gehwol® Hühneraugenpflaster mit Salicylsäure, Gothaplast® Hühneraugenpflaster) oder Lösungen mit Salicylsäure (Clabin® N Lösung, Collomack® Topical Lösung, Verrucid® Lösung) erhältlich. Bei Pflastern ist wichtig, dass sie nicht verrutschen, da sie sonst zu Verätzungen auf gesunder Haut führen. Bei flüssigen Präparaten sollte die gesunde Haut um das Hühnerauge mit Vaseline gegen die Säure geschützt werden. Danach muss die Stelle mit einem Pflaster abgedeckt werden. Nach zwei bis drei Tagen wird versucht, das Hühnerauge nach einem erweichenden Fußbad herauszuheben. Bei Risikopatienten, schwer erreichbaren Stellen oder tiefen Hühneraugen ist die professionelle Entfernung durch einen Podologen erforderlich (Abb. 1). Dieser kann das Hühnerauge unter hygienischen Bedingungen mit einem Skalpell, eine speziellen Zange oder einer Fräse entfernen. Eine akute Schmerzlinderung bis zum Fußpflegetermin können wirkstofffreie Druckstellen-Schutzringe (z. B. Gehwol® Hühneraugenschutzpolster Ring, Hansaplast® Hühneraugen-Druckschutzringe) bringen, die Druck von den betroffenen Stellen abhalten. Diese können auch prä­ventiv eingesetzt werden.

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Abb. 1: Hat sich ein Dorn aus Hornhaut gebildet, sollte ein Hautarzt aufgesucht werden, der das Hühnerauge entfernt.

Schrunden sind kleine Risse im Fersenbereich und bilden oft die Vorstufe zu Rhagaden oder Fissuren. Diese können sehr schmerzhaft sein und schränken die Abwehrfunktion der Haut ein, so dass es leichter zu Mykosen, Infektionen oder Warzenbefall kommen kann. In der Praxis kommen trockene und feuchte Rhagaden vor. Trockene Rhagaden sind oft Begleiterscheinungen anderer Erkrankungen wie Psoriasis, Durchblutungsstörungen oder Diabetes mit Polyneuropathie (durch verminderte Schweißsekretion). Hier sollte die Hornhaut professionell vom Podologen entfernt werden, um offene Wunden zu vermeiden. Feuchte Rhagaden sind oft durch Umweltbedingungen verursacht. Dazu gehören das Tragen von Gummistiefeln und luftundurchlässigen Sicherheitsschuhen sowie die Arbeit im Schwimmbad oder Saunabereich. Auch übermäßiges Schwitzen trägt zur Entstehung bei. Diese Art von Fissuren lässt sich durch Behebung der Ursachen, also Trockenlegung der Füße, sowie Druckentlastung und (luftdurchlässige!) Ab­deckung der Wunde gut behandeln.

Weitere Maßnahmen gegen Fußbeschwerden

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Fehlstellungen korrigieren Durch spezielle Schienen können Muskeln und Sehnen in die gewünschte Stellung gedrückt werden (hier Hallufix® Hallux Valgus Schiene).

Die wahrscheinlich wichtigste Maßnahme für gesunde Füße ist das richtige Schuhwerk. Wie bereits erwähnt, sind zu enge, zu spitze oder zu hohe Schuhe ursächlich für viele Beschwerden oder Fehlstellungen der Füße. Der richtige Schuh drückt nicht, bietet genug Halt und hat ein ergonomisches Fußbett. Zur Prävention von Druckstellen oder bei Schmerzen durch Hühner­augen, Warzen oder Blasen gibt es diverse Druckstellenpflaster oder -Ringe aus Schaumstoff sowie Hydrokolloid-Pflaster im Handel. Bei Fehlstellungen der Füße können speziell angepasste Einlagen Beschwerden (wie z. B. auch Rückenschmerzen) lindern. Diese Maßnahme ist jedoch rein symptomatisch. Gleiches gilt für Hallux-Schienen oder Korrektursocken (z. B. Bort® PediSoft TexLine Hallux, Hallufix® Hallux Valgus Schiene mit Gel-Seitenkissen).

Um Fehlstellungen vorzubeugen, kann die Fußmuskulatur gestärkt werden. Diese wird durch Barfußlaufen trainiert, was jedoch gerade für Diabetiker wegen des Verletzungsrisikos nicht empfehlenswert ist. Stattdessen kann Fußgymnastik die Muskulatur kräftigen und die Durchblutung der Füße anregen. Der Patient kann z. B. bewusst die Zehen beugen und spreizen oder einen kleinen Ball unter dem Fuß auf dem Boden hin und her rollen. Dadurch wird zugleich die Fußsohle massiert. Greifübungen mit runden und flachen Gegenständen (Murmeln oder Tüchern) trainieren nebenbei auch Koordination und Geschicklichkeit.

Eingewachsene Zehennägel

Eingewachsene Zehennägel treten meist am großen Zeh auf und können sehr unangenehm sein. Der Nagel wächst über das Nagelbett hinaus, rollt sich in die Haut am Zehenrand oder der Zehenspitze und kann so zu schmerzhaften Entzündungen und entsprechenden Einschränkungen im Alltag führen. Ursachen können eine genetischen Disposition oder eine Begleiterkrankung sein. Meist werden sie jedoch vom Patienten selbst durch zu hohe, zu spitze oder zu enge Schuhe oder falsche Nagelpflege hervorgerufen. Zehennägel wachsen langsamer als Fingernägel und sollten alle vier bis fünf Wochen gekürzt werden. Dabei wird der Nagel im Gegensatz zu den Fingernägeln bündig mit den Zehenkuppen gerade abgeschnitten oder gefeilt. Dazu sollte am besten ein spezieller Nagelklipper bzw. Nagelzange oder eine Fuß­nagelfeile verwendet werden. Viele Menschen schneiden auch die Ecken des Fußnagels, um eine halbrunde Form zu erreichen. Dies begünstigt das Einwachsen des Nagels und sollte unterbleiben. Allenfalls können die Ecken des Nagels leicht abgerundet werden.

Im Anfangsstadium können Patienten ohne Begleiterkrankungen versuchen, den Zeh selbst zu behandeln. Dazu wird der Fuß gründlich gewaschen und in einem warmen Salzwasserbad eingeweicht. Dann wird der Fuß sorgfältig getrocknet und ein mildes Antiseptikum auf die betroffene Stelle aufgetragen. Der Zeh wird dann sorgsam, aber nicht zu eng verbunden. Dies sollte dreimal täglich wiederholt werden. Zudem sollten nur Schuhe mit genügend Raum für die Zehen getragen werden.

Sollten diese Maßnahmen nichts nutzen oder bereits Entzündungszeichen oder Begleiterkrankungen bestehen, muss ein Podologe konsultiert werden. Dieser kann zunächst versuchen, den Nagel konservativ durch Platzieren einer Tamponade im Nagelfalz und Spangentherapie zu behandeln. Dabei wird eine Spange aus Draht oder Kunststoff auf den Nagel aufgebracht, die durch Gegenzug die Krümmung des Nagels korrigiert und das Einwachsen verhindert (Abb. 2). Eine solche Behandlung dauert einige Monate, führt aber schnell zu Schmerzfreiheit des Patienten. Bei ausbleibendem Therapieerfolg ist die chirurgische Verkleinerung des Zehennagels durch den Arzt angezeigt.

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Abb. 2: Hilfe bei eingewachsenen Fußnägeln Eine aufgeklebte Spange kann Druck vom Nagel nehmen (links). Mit Hilfe einer Drahtspange kann die Zugkraft auf den Nagel über einen längeren Zeitraum angepasst werden.

Fußpflege für Diabetiker

Bei Diabetikern spielt die regelmäßige und gewissenhafte Fußpflege eine besondere Rolle, da sie ein erhöhtes Risiko für Fußläsionen und eine geschwächte Immunabwehr haben. Durch Neuropathien und Durchblutungsstörungen ist das Schmerzempfinden dieser Patienten an den Extremitäten oft gestört und Druckstellen werden nicht wahrgenommen, bevor sich eine Wunde entwickelt hat. Solche Empfindungsstörungen entwickeln sich langsam und oft vom Patienten unbemerkt. Daher sind regelmäßige Kontrollen der Berührungssensibilität und Durchblutung der Füße durch den Arzt wichtig. Bei vorliegender peripherer arterieller Verschlusskrankheit und/oder sensorischer Neuropathie sollte der Patient mindestens alle zwei bis drei Monate von einem Spezialisten untersucht werden.

Zusätzlich wird Diabetiker empfohlen, zweimal täglich ihre Füße gründlich mithilfe eines Handspiegels von allen Seiten zu kontrollieren. Sind Schwellungen, Rötungen, Druckstellen oder Verletzungen zu sehen? Wie sehen die Nägel aus? Wie die Zehenzwischenräume? Auch bei der täglichen Pflege ist Vorsicht geboten. Da das Temperaturempfinden oft gestört ist, unbedingt die Wassertemperatur für ein Fußbad mit einem Badethermometer überprüfen, sie darf nicht über 35°C liegen. Optimal ist, wenn das Fußbad nicht länger als fünf Minuten dauert, da durch eine sehr aufgeweichte Haut schneller Keime eindringen können. Aufgrund der Verletzungsgefahr sollten die Nägel nur mit einer Feile gekürzt und Hornhaut vorsichtig mit Bimsstein entfernt werden. Hühneraugen sollten vom Podologen behandelt werden. Nach dem Waschen die Füße gut abtrocknen und mit einer feuchtigkeitsspendenden Emulsion mit Harnstoff eincremen. Bei neuropathisch geschädigter Haut sollten keine Fettsalben verwendet werden. Spezielle Pflegeprodukte könne helfen, den Heilungsprozess der Haut zu fördern, die Hautbarriere zu stärken und so Druckstellen verhindern (z. B. Allpresan® diabetic Fuß Schaum-Creme intensiv). Schuhe sollten bequem sein und genug Platz für den Fuß bieten. Da der Fuß im Tagesverlauf anschwillt, werden sie am besten nachmittags gekauft. Das Innere sollte nach hervorstehenden Nähten und auch regelmäßig nach Fremdkörpern abgetastet werden. Auch Strümpfe dürfen nicht zu eng sein und nicht einschnüren. Wenn in der Vergangenheit bereits Ulzerationen am Fuß vorlagen, empfiehlt es sich, nur noch individuell angepasstes orthopädisches Schuhwerk zu tragen. |

Quelle

Bittig F. Bildatlas der medizinischen Fußpflege, Hippokrates-Verlag, 3. Auflage

Umbach W. Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß, Wiley-VCH, 3. Auflage

Patienteninformationen des American College of Foot & Ankle Orthopedics & Medicine, 2018

Wirth CJ. Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme, 3. Auflage

Diabetisches Fußsyndrom. Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Aktualisierte Version 2012

Zuckerkrank und fußgesund. AOK Patientenratgeber, 2007

Autorin

Apothekerin Sarah Katzemich
Pharmaziestudium an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, seit 2015 beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) im Bereich „Informationssystem Arzneimittel“ tätig

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