Arzneimittel und Therapie

Neuer Bluttest auf Prionen

Britische Prionenforscher haben einen neuen Test für die Creutzfeldt-Jakob Erkrankung (vCJD) entwickelt. Er soll die auslösenden Prionen 100.000-fach besser nachweisen als frühere Assays. Eine Studie im Lancet weist auf eine hohe Spezifität hin, ob die Empfindlichkeit ausreichend ist, wird diskutiert.
Wie häufig das Creutzfeld-Jakob-Virus in der Bevölkerung wirklich ist, soll durch einen neuen Test bestimmt werden. Eine Prioneninfektion im Blut zu entdecken und ein praktikables Blutspende-Screening zu entwickeln, ist das Ziel. Foto: Gina Sanders - Fotolia.com

Die Creutzfeldt-Jakob Erkrankung (Creutzfeldt-Jakob disease, CJD) ist eine sehr selten auftretende, tödlich verlaufende und durch atypische Eiweiße gekennzeichnete übertragbare spongiforme Enzephalopathie. Über diese menschliche Variante der bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE, Rinderwahn) wird seit den 80er Jahren diskutiert. In Großbritannien sind seit 1995 insgesamt 171 Menschen an einer vCJD gestorben. Die Bevölkerung dort ist verunsichert, da es Schätzungen gibt, nach denen sich jeder 4000. Brite infiziert haben könnte, die meisten vermutlich durch den Verzehr von mit Prionen kontaminiertem Rindfleisch. Es gibt Hinweise, nach denen die neurodegenerative Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit durch Bluttransfusionen und Blutprodukte übertragbar ist. Dies gilt somit auch für chirurgische und zahnärztliche Eingriffe. Gegenwärtige Strategien zur Verringerung dieses Risikos in Großbritannien wie eine Leukozytendepletion, das heißt die Entfernung der weißen Blutkörperchen, sind kostenintensiv, der Nutzen ist zweifelhaft. Darüber hinaus können die vCJD-verursachenden Proteine beim Menschen über Jahrzehnte inaktiv vorliegen. Forscher des Medical Research Council arbeiten deshalb an der Entwicklung eines hochsensitiven Tests, der die Krankheitserreger im Blut nachweisen und die tatsächliche Häufigkeit der vCJD in der Bevölkerung zeigen kann. Der neue Test soll die infektiösen Eiweiße in einer Konzentration von 1 zu 10 Milliarden nachweisen. Um Empfindlichkeit und Genauigkeit des Verfahrens zu bestimmen, analysierten die Forscher 190 Gesamtblutproben von 21 Patienten mit vCJD, 27 mit sporadischer CJD, 42 mit anderen neurologischen Erkrankungen und 100 Gesunden als Kontrolle. Es zeigte sich, dass die neue Methode um mehrere Größenordnungen empfindlicher reagierte als die bisherigen Standardtests: Sie war in der Lage, die verursachenden Prionen noch in einer 100.000-fach größeren Verdünnung nachzuweisen. 15 Proben der Analyse wurden positiv getestet, und alle 15 Proben stammten von den vCJD-Patienten. Dies bedeutet eine Empfindlichkeit des Verfahrens auf vCJD von 71,4% (15 von 21 Fällen), sowie eine Genauigkeit von 100% (keine Falsch-Positiv-Meldungen).

Ein Bluttest hätte nicht nur enorme Bedeutung für die Transfusionsmedizin: Die Ergebnisse lassen die Autoren hoffen, dass der neue Assay zukünftig genutzt werden könnte, um durch ein Screening von Blutkonserven die Sicherheit von Transfusionen zu erhöhen. Er könnte zudem eine Abschätzung der Anzahl gesunder Personen mit ruhenden Infektionen in der Bevölkerung ermöglichen und dazu beitragen, die tatsächliche Prävalenz der Infektionen – nicht der Erkrankungen – zu bestimmen.

Allerdings geben die Autoren auch zu bedenken, dass vor einer breiten Anwendung des Tests eine große Anzahl negativer Kontrollen notwendig wären, um die Genauigkeit bestimmen zu können.


Quelle

Edgeworth, J.A.; et al.: Detection of prion infection in variant CJD blood-based assay. Lancet (2011) 377; 487-493.

Gregori, L.: A prototype assay to detect vCJD-infected blood. Lancet (2011) 377; 444-446.


ck



DAZ 2011, Nr. 6, S. 52

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.