Prisma

Aus alt mach jung

Französischen Wissenschaftlern ist es gelungen, Zellen von über 100 Jah re alten Spendern zu verjüngen. Die Zellen wurden in pluripotente Stammzellen umprogrammiert, wodurch sie die Eigenschaften von embryonalen Stammzellen zurück erhielten: Sie können sich wieder in jeden Zelltyp differenzieren und haben einen "jungen" Zellstoffwechsel.

Foto: Wikimedia
Der Wunsch nach ewigem Leben rückt durch die Möglichkeit, alte Zellen in Stammzellen zurückzuverwandeln, einen Schritt näher.

Die Rückprogrammierung von adulten menschlichen Zellen in pluripotente Stammzellen (iPSC für induced pluripotent stem cells) ist seit 2007 möglich. Die Umprogrammierung ermöglicht es, alle Zelltypen eines Organismus aus differenzierten Zellen zu gewinnen, ohne dabei die ethischen Verpflichtungen bei der Nutzung menschlicher embryonaler Stammzellen zu verletzen. iPS-Zellen sind demzufolge für die regenerative Medizin wichtig. Die Zellseneszenz (die Zellen teilen sich nicht mehr) limitierte jedoch die Rückprogrammierung bislang. So waren therapeutische Anwendungen für ältere Patienten nur eingeschränkt möglich. Französische Forscher haben nun die Strategie angepasst, zunächst an Hautzellen eines 74 Jahre alten Spenders. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die klassische Methode mit vier genetischen Faktoren bei seneszenten Zellen nicht funktioniert, und haben den Versuch mit zwei zusätzlichen Faktoren wiederholt. Dieser Versuch war erfolgreich – die Zellen wurden verjüngt. Zur Bestätigung ihrer Ergebnisse haben die Forscher den umgekehrten Prozess getestet: Die verjüngten Zellen wurden zu reifen Zellen differenziert und mit den ursprünglichen seneszenten Zellen verglichen. Ergebnis: Die Marker der Zellalterung wurden gelöscht; die iPS-Zellen konnten funktionelle, vermehrungsfähige Zellen jeden Typs mit einer verlängerten Lebenszeit produzieren. Der Versuch wurde mit Zellen von 92, 94, 96 und bis zu 101 Jahre alten Spendern wiederholt – mit dem gleichen Erfolg. Diese Arbeit ebnet den Weg zur therapeutischen Nutzung von iPS-Zellen als ideale Quelle für adulte, vom Immunsystem tolerierte Zellen, um Organe oder Gewebe bei älteren Menschen zu reparieren.


hel/ral


Quelle: Lapasset, L. et al.: Genes & Dev. 201; 25: 2248 – 2253



DAZ 2011, Nr. 50, S. 8

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