Fortbildung

Große Verantwortung bei der Beratung

Hinter dyspeptischen Beschwerden kann eine Vielzahl von Erkrankungen stehen. Da der ratsuchende Patient in der Regel nur seine Symptome, nicht aber deren Ursachen kennt, ist vor der Abgabe eine Beratung unabdingbar. Wie Dr. Eric Martin, Marktheidenfeld, betonte, müssen Alarmsymptome und gravierende Wechselwirkungen im Vorfeld ausgeschlossen werden.
Foto: DAZ/pj
Eric Martin

Dyspeptische Beschwerden können auf eine akute Gastritis, auf Ulkusleiden, Sodbrennen, einen Reizmagen, aber auch auf maligne Erkrankungen oder pectanginöse Beschwerden hinweisen. Da weder der Patient noch der Apotheker eine Differenzialdiagnose stellen kann, sind im Vorfeld einige Fragen zu klären, um Anzeichen einer ernsten Erkrankung nicht zu übersehen (siehe Kasten Alarmsymptome). Liegen Hinweise für ein abzuklärendes Leiden vor, sind Selbstmedikation und empirische Therapien kontraindiziert und der Patient sollte zum Arzt gehen. Ferner sollten Komorbiditäten wie Asthma, koronare Herzerkrankungen oder Diabetes sowie die Einnahme bestimmter Medikamente (NSAR, Corticoide) abgeklärt werden. Des Weiteren helfen Fragen nach der Lokalisation und Ausstrahlung der Beschwerden, zur Dauer und Schmerzqualität sowie zum Einfluss der Nahrung und der Körperhaltung oftmals, das Problem zu konkretisieren. So weist etwa ein Oberbauchschmerz auf einen peptischen Ulkus hin und epigastrische Schmerzen, verbunden mit Übelkeit, Inappetenz und Erbrechen, deuten auf eine akute Gastritis.


Alarmsymptome


  • spontaner Gewichtsverlust, Inappetenz (Tumoren?)
  • gastrointestinale Blutung
  • Eisenmangelanämie
  • Dysphagie (Strikturen?)
  • anhaltendes Erbrechen
  • hohes Fieber, ausgeprägtes Krankheitsgefühl, progredienter Verlauf, frühe Sättigung
  • Beschwerden unter Belastung (Angina pectoris?)
  • positive Familienanamnese für gastrointestinale Tumoren

Mittel der Selbstmedikation

Für die Selbstmedikation säurebedingter Magenbeschwerden stehen drei Wirkstoffgruppen – Antacida, H2 -Blocker und Protonenpumpen-Inhibitoren – zur Verfügung. Ihr Einsatz erfolgt symptomorientiert. Daneben sollten auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Ernährung und Körperhaltung berücksichtigt werden. Bei nächtlichen Beschwerden kann ein Hochlagern des Oberkörpers das Zurückfließen des sauren Mageninhaltes verhindern. Was die Nahrung anbelangt, so soll der Patient schlecht bekömmliche Speisen meiden. Zusätzlich kann eine mehrstündige Nahrungskarenz vor dem Zubettgehen erwogen werden.

Vorgehen bei dyspeptischen Beschwerden Für die Selbstmedikation stehen drei Wirkstoffgruppen – Antacida, H2 -Blocker und Protonenpumpen-Inhibitoren – zur Verfügung. Ihr Einsatz sollte symptomorientiert erfolgen. Wirksamkeit und Risikoprofil der Wirkstoffe können durch langjährige Erfahrungen gut eingeschätzt werden, trotzdem sollten sie nicht unkritisch angewendet werden.

Welcher Wirkstoff?

Antazida sind Lokaltherapeutika. Sie binden überschüssige Magensäure, teilweise auch Gallensäuren, senken die Pepsinaktivität und bilden einen mechanischen Mukosaschutz. Die Anhebung des pH-Wertes ist unterschiedlich, Wirkeintritt und Wirkdauer (in der Regel drei bis vier Stunden) sind ebenfalls abhängig vom Wirkstoff. Antazida sind vor allem bei einem sporadischen Auftreten der Beschwerden und bekannten auslösenden Noxen indiziert. Bei säurebedingten Schmerzen während der Nacht hält die Wirkung eines vor dem Zubettgehen eingenommenen Antazidums oftmals nicht an. Aufgrund ihrer komplexbildenden Eigenschaften müssen mögliche Wechselwirkungen, vor allem bei Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite beachtet werden.

H2 -Blocker wie Famotidin und Ranitidin spielen in der Selbstmedikation keine große Rolle, da mit Protonenpumpen-Inhibitoren wirksamere Alternativen zur Verfügung stehen. H2 -Blocker sind gut verträglich und weisen keine relevanten Interaktionen auf. Ihre Wirkung setzt nach ein bis anderthalb Stunden ein, ihre Wirkung hält rund zwölf Stunden an. Das Ausmaß der Säureblockade nimmt bereits nach ein paar Tagen ab, da eine ausgeprägte Tachyphylaxie vorliegt. H2 -Blocker werden eingesetzt, wenn Antazida oder Protonenpumpen-Inhibitoren kontraindiziert sind. Die Dauer der Einnahme sollte 14 Tage nicht überschreiten.

Aus der Klasse der Protonenpumpen-Inhibitoren stehen mit Omeprazol und Pantozol zwei Wirkstoffe für die Selbstmedikation zur Verfügung. Sie sind länger wirksam als Antazida oder H2 -Blocker, allerdings setzt ihre Wirkung verzögert ein (Wirkeintritt nach drei bis vier Stunden; Wirkdauer mehr als 24 Stunden). Beide Substanzen sind bei kurzfristiger Anwendung unproblematisch. Potenzielle Nebenwirkungen und Interaktionen sind bei der limitierten Einnahme wenig relevant. Die mögliche Problematik der Interaktionen oder Langzeitfolgen (Möglichkeit einer gastrointestinalen Superinfektion, kontrovers diskutiertes Osteoporose-Risiko, Erhöhung des kardiovaskulären Risikos bei gleichzeitiger Clopidogrel-Gabe) spielt bei der Kurzzeittherapie keine Rolle. Im Hinblick auf das Interaktionsrisiko ist Pantoprazol die unproblematischere Substanz.


Einnahmemodalitäten der unterschiedlichen Wirkstoffe

Antazida
H2 -Blocker
Protonenpumpeninhibitoren
Zeitpunkt
bei Bedarf
  • ein bis drei Stunden nach dem Essen
  • vor dem Zubettgehen
bei Bedarf
  • unabhängig von der Mahlzeit
  • vor dem Zubettgehen
eine halbe bis eine Stunde vor dem Frühstück oder Abendessen
Art der
Einnahme
  • Kautabletten zerkauen
  • Suspension vor der Einnahme homogenisieren
unzerkaut mit Flüssigkeit
unzerkaut mit Flüssigkeit
Zeitabstände
  • zwei Stunden Zeitabstand zu anderen Medikamenten und zu magensaftresistenten Formulierungen
  • Aluminiumsalze nicht zusammen mit sauren Getränken einnehmen
nicht zusammen mit Antazida
nicht zusammen mit Antazida

Für die Dauer der Einnahme gilt Folgendes: Sind die Beschwerden nach einer drei- bis fünftägigen Therapie behoben, kann das Medikament abgesetzt werden. Sind die Beschwerden gelindert, aber noch nicht abgeklungen, kann die Einnahmedauer auf maximal 14 Tage erhöht werden. Tritt nach einer fünftägigen Therapie keine Besserung ein, ist umgehend ein Arzt zu konsultieren.

pj

Foto: DAZ/diz

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