Aus Kammern und Verbänden

Die Haut im Fokus

Die 14. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) vom 22. bis 24. März in Berlin präsentierte sich den rund 200 Teilnehmern mit einem breit gefächerten Programm. Die Vorträge in den Symposien der Fachgruppen und der GD Task Force "Licht.Hautkrebs.Prävention", im wissenschaftlichen Hauptprogramm sowie in den sechs Firmenseminaren vermittelten nicht nur aktuelle Forschungsergebnisse, sondern gaben auch reichlich Gelegenheit zum interdisziplinären Erfahrungsaustausch. Die Fachausstellung bot "Dermopharmazie zum Anfassen" mit hilfreichen Tipps für die Beratung in der Apotheke.

Aus Apothekensicht war ein Highlight der Tagung sicherlich die neue Leitlinie "Dermokosmetika gegen vorzeitige Hautalterung", präsentiert auf dem Symposium der GD-Fachgruppe Dermokosmetik. Anlass für ihre Erstellung war nach den Worten von Dr. Tatjana Pavicic, München, die Fülle der Anti-Aging-Kosmetika auf dem Markt, deren Werbeversprechen oft einer wissenschaftlichen Grundlage entbehrten. Während der Erarbeitung werteten die Experten wissenschaftliche Datenbanken wie PubMed und andere zugängliche Fachliteratur aus und teilten die Anti-Aging-Wirkstoffe in drei Hauptkategorien ein:

  • Substanzen, deren Wirksamkeit in vivo an menschlicher Haut nachgewiesen wurde,
  • Substanzen, für die lediglich in vitro "hautverjüngende" Stoffwechseleffekte gezeigt werden konnten sowie
  • Substanzen, für die es in der wissenschaftlichen Literatur noch keine Wirksamkeitsnachweise gibt.

Der GD-Vorsitzende Apotheker Dr. Joachim Kresken, Viersen (links), und sein Stellvertreter Prof. Dr. med. Hans Christian Korting, München, zeigten sich zufrieden mit der diesjährigen Jahrestagung in Berlin.
Foto: DAZ/cb

Kosmetika weltweit tierversuchsfrei prüfen

Gemäß der seit März 2009 geltenden EU-Kosmetikverordnung dürfen Kosmetika nur noch Inhaltsstoffe enthalten, die bezüglich toxikologischer Endpunkte z. B. wie Haut- und Augenreizung nicht im Tierversuch getestet wurden. Während sich europaweit tierversuchsfreie Ersatzmethoden durchgesetzt haben, bereitet ihre weltweite Anerkennung jedoch noch Probleme. Prof. Dr. Horst Spielmann, Berlin, einer der führenden Experten auf dem Gebiet der tierversuchsfreien Toxikologie, vermittelte auf der Tagung einen Eindruck davon, wie komplex und langwierig die Anerkennung tierversuchsfreier Ersatzmethoden ist. Nicht zuletzt deshalb, weil dafür definierte Verfahren zur Validierung und Standardisierung notwendig sind.

Strategien gegen erblich-hormonellen Haarausfall

Zum Thema androgenetische Alopezie präsentierte Prof. Dr. Hans Wolff, München, eine Stellungnahme der Gesellschaft für Dermopharmazie. Diese sei nicht nur für Ärzte interessant, sondern habe auch die Unterstützung des Apothekers bei der Beratung von Betroffenen zum Ziel. Wolff empfahl, Ratsuchende zunächst an einen auf Haarausfall spezialisierten Arzt zu verweisen. "Lehnt der Betroffene dies jedoch ab und möchte sich lieber selbst behandeln, kann ein Apotheker, wenn er sich der evidenzbasierten Medizin verpflichtet fühlt, eigentlich nur Minoxidil-Lösung empfehlen", so Wolf. Denn alle anderen verfügbaren Präparate seien entweder verschreibungspflichtig, nicht hinlänglich auf Wirksamkeit geprüft bzw. für unwirksam befunden worden. Wichtig sei in der Apothekenberatung der Hinweis, dass erste Effekte frühestens nach einigen Monaten auftreten. Außerdem sollten Patienten unbedingt über das "Shedding-Phänomen" (verstärkter Haarausfall in der Anfangsphase der Behandlung) aufgeklärt werden, da ansonsten möglicherweise die Compliance leide.

Nicht nur der Wirkstoff zählt

Auch das vieldiskutierte Thema Rabattverträge wurde im Rahmen der Tagung aufgegriffen. Der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken hob dazu hervor, dass die Gesellschaft für Dermopharmazie das Gebot der Wirtschaftlichkeit in der gesetzlichen Krankenversicherung ohne Zweifel für unverzichtbar hält. Dennoch dürften wirkstoffidentische topische Dermatika nicht ohne Weiteres ausgetauscht werden, da ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht nur vom Wirkstoff und dessen Gehalt, sondern auch ganz wesentlich vom Vehikel abhängt.

Große Themenvielfalt

Neben der GD-Fachgruppe Dermokosmetik präsentierten auch die Fachgruppen Magistralrezepturen und Dermatotherapie in ihren Symposien neue Entwicklungen und Daten wie beispielsweise die Ergebnisse einer im Netzwerk "hautapotheke.de" durchgeführten Studie (siehe Rubrik "DAZ aktuell").

Im Symposium der Fachgruppe Dermatopharmakologie und -toxikologie wurden interessante In-vitro-Hautmodelle vorgestellt, so beispielsweise Infektionsmodelle für lokalisierte Kandidosen und Hauttumor-Modelle. Mitvorsitzende dieses Symposiums war Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin und wissenschaftliche Leiterin der GD-Jahrestagung.

Auch die Vortragsthemen des wissenschaftlichen Hauptprogramms der Tagung waren außerordentlich breit gefächert. Technologisch-biopharmazeutische Themen wie die Hautpenetration von Wirkstoffen wurden darin ebenso behandelt wie Messmethoden, mit denen Carrier-gesteuerte Transportprozesse in der Haut verfolgt werden können. Die Vortragsreihe "Dermatotherapie" bot unter anderem Daten zur Wirksamkeit von SSRI bei chronischem Pruritus, und im Dermokosmetik-Teil des wissenschaftlichen Hauptprogramms ging es unter anderem um Möglichkeiten zur Quantifizierung der Wirksamkeit von Zubereitungen gegen Cellulite.

Stellungnahmen und Medienmitteilungen der Gesellschaft für Dermopharmazie sowie die von ihr herausgegebenen Ratgeber (z. B. "Sonne gesund erleben") können von der Website der GD heruntergeladen werden.


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Internet

Gesellschaft für Dermopharmazie

www.gd-online.de

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