Selbstmedikation

Öko-Test bewertet OTC-Arzneimittel für Kinder

Die Zeitschrift "Öko-Test" hat in ihrer Augustausgabe 88 rezeptfreie Arzneimittel und Medizinprodukte, die für Säuglinge und Kleinkinder in unterschiedlichen Indikationsgebieten zugelassen sind, begutachtet. Besonderes Augenmerk galt neben der Wirksamkeit den enthaltenen Hilfsstoffen. Ergebnis: die Mehrzahl der Präparate erhielt gute Noten, lediglich die Läuse- und Durchfallmittel wurden nach einer pharmakologischen Beurteilung mit ungenügend bewertet.
Kritischer Blick Öko-Test bewertete Arzneimittel für Kinder und achtete neben der pharmakologischen Beurteilung besonders auf die Vollständigkeit der Angaben im Beipackzettel und die korrekte Deklaration von enthaltenen Hilfsstoffen.

Foto: Wyeth Pharma GmbH

Untersucht wurden 19 Durchfallmittel und drei Elektrolytmischungen bei Durchfall, fünf Arzneimittel gegen Blähungen, 35 Fieber- und Schmerzmittel, drei Mittel gegen Zahnungsbeschwerden, zehn Fluoridtabletten sowie 13 Läusemittel. Bei der wissenschaftlichen Beurteilung der Studienlage zu den nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln für Kinder wurde Öko-Test durch Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt unterstützt. Besonderer Wert wurde darüber hinaus auf die kritische Beurteilung und die korrekte Deklaration von enthaltenen Hilfsstoffen gelegt. In Arzneimitteln für Kinder werden gerne Hilfsstoffe zugesetzt, um mit Farbstoffen die Akzeptanz zu erhöhen oder mit Duftstoffen einen unangenehmen Geruch zu kaschieren. Dabei können gerade Farb- und Hilfsstoffe bei Kindern zu Überempfindlichkeits- oder allergischen Reaktionen führen. Neben den Ergebnissen der pharmakologischen Beurteilung und der Bewertung der sonstigen Hilfsstoffe wurde für die Gesamtnote auch die Vollständigkeit der Angaben im Beipackzettel bewertet.

Wirksam und sicher: Paracetamol und Ibuprofen

Bei den Fieber- und Schmerzmitteln werden alle Paracetamol-haltigen Präparate von Öko-Test mit der Note "sehr gut" bzw. "gut" bewertet, da die Sicherheit und Wirksamkeit als gut belegt angesehen wird. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass überdosiertes Paracetamol leberschädigend ist und daher die Eltern unbedingt die Dosierungsanweisung einhalten müssen. Auch die Ibuprofen-haltigen Präparate werden mit "sehr gut" benotet und als sicher und zuverlässig eingeschätzt. Ausnahme ist der Ibuprofensaft Dolormin® für Kinder, der Hilfsstoffe enthält, die zur Abwertung und zur Gesamtnote "befriedigend" führten. Zu den Fieber- und Schmerzmitteln wird angemerkt, dass Kinder nicht mit Acetylsalicylsäure zu behandeln sind, da die Gefahr eines Reye-Syndroms besteht.

Loperamid ist nichts für Kinder!

Bei den Durchfallmitteln ist das Ergebnis durchwachsen. Präparate, die die Trockenhefe Saccharomyces cerevisiae oder das Bakterium Lactobacillus rhamnosus enthalten, werden mit der Bestnote "sehr gut" ausgezeichnet. Öko-Test sieht die Wirksamkeit dieser Mittel durch Studien ausreichend belegt. Für Antidiarrhoika die den Escherichia coli Stamm Nissle 1917, Stoffwechselprodukte von Lactobacillus helveticus , Tannineiweiße oder Uzarawurzel enthalten, konnte nach Angaben von Öko-Test bislang "kein überzeugender Wirksamkeitsnachweis" erbracht werden. Hier gibt es für alle Präparate die Note "ausreichend". Ein schlechtes Gesamturteil bekommt das Arzneimittel mit getrocknetem Apfelpulver. Aufgrund von Deklarationsmängeln, einem hohen Preis und fehlendem Wirksamkeitsnachweis lautet die Beurteilung: "ungenügend". Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Selbstmedikation mit dem in der Selbstmedikation häufig eingesetzten Wirksstoff Loperamid bei Kindern unter zwölf Jahren nicht zu empfehlen ist. Für dieses Antidiarrhoikum sollte immer eine Dosierungsanpassung durch den Arzt erfolgen. Bei Säuglingen und Kleinkindern die unter Durchfall leiden, ist ein Flüssigkeits- und Mineralstoffausgleich sehr wichtig. Über die in die Bewertung einbezogenen Elektrolytmischungen urteilen die Tester positiv: alle drei Pulverpräparate erhalten die Testnote "sehr gut". Nicht so positiv wurden die insgesamt fünf Mittel gegen Blähungen bewertet, die in den Test aufgenommen wurden. Vier enthalten Simeticon, dessen Wirksamkeit von Öko-Test als nicht ausreichend angesehen wird, da das Auflösen von Schaum im Darm nicht automatisch zu einer Verminderung des Gases führe. Kümmelöl zum äußerlichen Gebrauch wird wegen schlechter Datenlage und zugesetzten Paraffinen sogar mit der Note "mangelhaft" bewertet.

Dem Gebrauch von Lokalanästhetika zur Linderung von Zahnungsbeschwerden zieht Öko-Test nicht-medikamentöse Maßnahmen vor. Die Zeitschrift empfiehlt sanfte Massagen der Zahnleisten oder Beißringe. Eines der zwei Lidocain-haltigen Medikamente bekommt aufgrund umstrittener Hilfsmittel (Paraffine, Benzalkoniumchlorid) nur die Note "mangelhaft", das andere wegen des Zusatzes von Alkohol ein "befriedigend". Die Testergebnisse für Fluoridtabletten hingegen fielen durchweg positiv aus.

Physikalisch besser als chemisch

Bei den Läusemitteln wurden physikalische und insektizidhaltige Präparate untersucht. Alle Präparate die mit "gut" bewertet wurden, wirken physikalisch: Die Silikone sollen die Läuse durch Verkleben der Atemöffnungen abtöten. Das Gesamturteil für insektizidhaltige Läusemittel hingegen fällt überwiegend schlecht aus. Die Tester fanden hier viele bedenkliche Hilfs- und Duftstoffe. Drei Kokosölzubereitungen sind PEG-Derivate zugesetzt, die als potenziell krebserregend gelten. Eine Lösung enthält den Wirkstoff Permethrin, der unter anderem zu Nebenwirkungen wie Juckreiz oder Brennen führen kann, was zu einer Abwertung führte. Bei den Kopflausmitteln wird besonders darauf hingewiesen, dass einige leicht flüchtige und brennbare Zusatzstoffe enthalten und bei der Anwendung Vorsicht geboten ist, da es schon zu Verbrennungen kam.

 

Quelle 

Öko-Test, August 2009.

 


acs

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