Interpharm 2009

Korrekte Anwendung von Augenarzneien – ein Problem!

Die korrekte Anwendung von Augenarzneien, speziell Augentropfen, stellt für viele Patienten ein großes Problem dar. Wo die Ursachen dafür liegen und welche abgabebegleitenden Hinweise ihnen bei der Beratung in der Apotheke gegeben werden können, erläuterte Dr. Wolfgang Kircher, Peißenberg, in seinem Vortrag.
Dr. Wolfgang Kircher

Die Fehler, die bei der Anwendung von Augentropfen vorkommen können, sind vielfältig: Eine Untersuchung an 100 Glaukompatienten in Würzburg hatte beispielsweise ergeben, dass etwa jeder fünfte von ihnen das Unterlid nicht vom Auge abgezogen hatte, etwa die Hälfte mehr als einen Tropfen eingetropft und sogar 94% der beobachteten Patienten den Lidschlag nach dem Eintropfen nicht unterdrückt bzw. das Auge nicht geschlossen hatten. Das Berühren des Auges mit der Tropferspitze oder den Fingern gehört ebenfalls zu den häufigen Anwendungsfehlern – in dieser Untersuchung war er bei mehr als einem Drittel der Anwender aufgetreten.

Packungsbeilagen oft nicht aussagekräftig genug

Wie Kircher anmerkte, finden sich in den Packungsbeilagen nicht immer ausreichende Hinweise zur korrekten Anwendung der Augentropfen oder -salben. Auch diverse Printmedien für Patienten stellen die Anwendung von Augentropfen in ihren Abbildungen nicht immer korrekt dar. Zusätzlich können Probleme ergonomischer Art den Patienten die Anwendung ihrer Augenarzneien erschweren: so haben beispielsweise viele Patienten Schwierigkeiten mit dem optischen Erkennen und Lösen der Erstöffnungssicherung, sie können die Behältnisse selbst nicht öffnen oder das Fläschchen nicht ausreichend komprimieren. Dies trifft insbesondere auf ältere Patienten zu.

Abgabebegleitende Hinweise in der Apotheke

Die Apotheke kann durch vielfältige abgabebegleitende Hinweise dazu beitragen, die Anwendung von Augenarzneien wirksamer und sicherer zu machen. Eine einfache und von den Patienten leicht umzusetzende Empfehlung ist beispielsweise das Zudrücken der Tränenröhrchen für ein bis drei Minuten durch Druck der Fingerspitzen auf den Nasenknochen am Innenwinkel des betreffenden Auges (nasolakrimale Okklusion). Wenn gleichzeitig noch versucht wird, den Lidschlag zu unterdrücken, so kann diese Methode die präkorneale Verweildauer erhöhen und das Risiko systemischer Nebenwirkungen vermindern. In den Packungsbeilagen vieler Augentropfenpräparate ist ein diesbezüglicher Hinweis enthalten, nicht immer ist jedoch die erforderliche Zeitdauer des Abdrückens angegeben, erläuterte Kircher.

Sinnvoll ist auch der Hinweis, die Augenarzneien vor der Applikation auf Körpertemperatur zu bringen, zum Beispiel durch kurzzeitiges Erwärmen des Behältnisses in der geschlossenen Faust oder der Hosentasche. Dies beseitigt nicht nur den unangenehmen Kältereiz beim Auftropfen, sondern vermindert auch die Kraft die nötig ist, um die Zubereitung aus dem Behältnis herauszudrücken.

Ein Augentropfenbehältnis sollte zudem während der Applikation immer senkrecht gehalten werden, da sich ansonsten die Tropfenmasse verringern oder erhöhen kann.

Kanthale Applikationstechnik besonders für Kinder

Unter kanthaler Applikation von Augentropfen versteht man das Eintropfen in den inneren Lidwinkel (Canthus medialis) des Auges durch eine Pflegeperson, wobei sich der Patient in einer völlig waagerechten Position – gegebenenfalls mit leicht überstrecktem Kopf – befinden muss. Öffnet er dann das entsprechende Lid, fließen die Augentropfen direkt auf die Horn- und Bindehaut. Diese Applikationstechnik empfiehlt sich vor allem bei Kindern, anderen wenig kooperativen Patienten sowie Älteren.

Anwendungshinweise für halbfeste Augenarzneien

Bei Augensalben ist die Empfehlung wichtig, diese vor einem gut beleuchteten Spiegel zu applizieren. Der Patient sollte versuchen, den Salbenstrang in den Bindehautsack einzulegen und ihn von der Tubenspitze durch leichtes Abknicken derselben abzutrennen. Falls dabei die Tubenspitze Kontakt mit der Bindehautschleimhaut bekommen hat empfiehlt es sich, vor dem Wiederverschließen der Tube eine kleine Salbenmenge in ein Einmaltaschentuch zu drücken und anschließend die Applikatorspitze gut abzuwischen.

Mechanische Hilfsmittel verfügbar

Um Augentropfen aus einem entsprechenden Behältnis freizusetzen, ist ein gewisser Kraftaufwand nötig, der gerade von älteren oder feinmotorisch eingeschränkten Patienten nicht immer aufgewendet werden kann. Pharmazeutische Großhändler sowie Hersteller von Augenarzneien bieten für ihre Präparate mechanische Hilfsmittel zur Erleichterung der Applikation an. Auch bei Einzeldosisbehältnissen können Schwierigkeiten auftreten, wobei auch schon mit einfachen mechanischen Hilfsmitteln – zum Beispiel einer Wimpernzange – das Quetschen der Behältnisse erleichtert werden kann. Wenn Patienten Probleme damit haben, die Erstöffnungssicherung zu lösen, kann ihnen angeboten werden, diese bereits in der Apotheke zu entfernen.
cb

erforderliche
Kraft zur
Freisetzung
des Tropfens
Gewicht des
freigesetzten
Tropfens
1. Tropfen
29 N
379 mg = 99%
2. Tropfen
38 N
482 mg = 127%
3. Tropfen
45 N
252 mg = 66%
4. Tropfen
51 N
305 mg = 81%

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