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Welche Zahnpasta ist die richtige?

Die Deutschen drückten bei der Zahnpflege weltweit als die ersten ordentlich auf die Tube. Denn die gewerblich hergestellte Pflegecreme ist eine sächsische Idee, auf den Weg gebracht von einem Apotheker: Ottomar Heinsius von Mayenburg aus Dresden. Nach seinen ersten Versuchen um 1907 bekam der Tüftler bereits 1911, zur ersten internationalen Hygieneausstellung in München, eine Goldmedaille für seine Chlorodont-Zahnpasta.

Seither streichen die Deutschen die Cremes auf die Bürste, streuten einst vorübergehend sogar Pulver darauf. Kurzum: Ein riesiges Geschäft nahm da vor rund hundert Jahren seinen Anfang, eines, das noch immer Potenzial hat. Denn statistisch betrachtet werden bundesweit nur rund 3,5 Tuben Zahnpasta pro Einwohner verkauft – im Jahr!

An den schier unzähligen Zahnpastaprodukten am Markt kann diese Kaufzurückhaltung nicht liegen. Der Geschmack und die Farbe der Creme, ihre heilsame, vorbeugende, ökologische oder kosmetische Wirkung stehen bei unterschiedlichen Herstellern und den einzelnen Produkten im Vordergrund.

Hersteller werben mit Geschmack und Heilsamkeit

Die Orientierung sollte indes beim Kleingedruckten beginnen, raten Zahnmediziner. Der wichtigste Bestandteil von Zahnpasten sind und bleiben nach Meinung der Ärzte die Fluoride. Sie helfen, den Zahn vor Karies zu schützen. Fluoride sind heutzutage in den meisten Zahnpasten enthalten, ein Blick auf die Inhaltsstoffe gibt darüber Auskunft – und diese Tatsache sollte beim Einkauf und bei der Empfehlung an Dritte beachtet werden. Es ist allerdings nicht unerheblich, welche Menge an Fluoriden in der Zahncreme enthalten ist.

Je nach Altersgruppe variiert der empfohlene Fluoridgehalt. Dieser Wert sollte auf der Packung unbedingt aufgeführt sein. Die Angabe erfolgt in ppm (pars per million) oder in %.

Nachdem wissenschaftlich erwiesen ist, dass nur etwa zehn bis 20% der Fluoride im Zahn natürlichen Ursprungs sind – der Löwenanteil also mit den Zahnpasten in niedrig konzentrierten regelmäßigen Dosen in den Zahn gelangt – wurde der Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten von 250 auf 500 ppm erhöht. Das gilt für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr.

Bei Kindern mit hohem Kariesrisiko empfiehlt sich zusätzlich zur mindestens zweimaligen täglichen Mundhygiene die einmalige wöchentliche Anwendung von hochfluoridhaltigen und damit apothekenpflichtigen Prophylaxe-Zahnpasten, etwa elmex® Gelee mit 12.500 ppm. Nötig werden kann diese Behandlung zum Schutz vor Säureangriffen, die in diesen Altersgruppen auf Grund von Ernährungs- und Putzgewohnheiten häufig auftreten. Außerdem werden mit solchen hochkonzentrierten Pasten bereits entkalkte Schmelzflächen remineralisiert. Juniorgels mit Fluoridgehalten bis zu 1000 ppm sind ebenfalls auf dem Markt erhältlich und eine gute Zahnpflege für Heranwachsende.

Für Kinder: ohne Zucker

Bei Kinderzahnpasta gilt zudem als oberstes Gebot, solche Produkte ohne Zuckeranteil zu verwenden. So unglaublich es zunächst klingen mag, mengen einige Hersteller tatsächlich das Süßmittel bei, um den Geschmack kindgerechter zu kreieren – zu finden sind die Angaben über solche Zusätze wiederum im Kleingedruckten auf der Tube. Wie bereits beschrieben, ist bei Zahnpasta für Kinder der Fluoridgehalt zu beachten und aus diesem Grund keinesfalls Erwachsenenzahncreme als Alternative einzusetzen. Der empfohlene Fluoridgehalt einer Erwachsenenzahnpasta liegt zwischen 1250 und 1500 ppm.

Vor- und Nachteil von Spezialzahnpasten

Jenseits der herkömmlichen Zahncremes bieten Apotheken eine Reihe von Spezialzahnpasten für Erwachsene an, die auch aus zahnärztlicher Sicht durchaus hilfreich sein können. Für Patienten mit sehr empfindlichen Zähnen und Zahnhälsen werden von Medizinern Sensitivzahnpasten empfohlen. Mit Hilfe derartiger Zahnpasten können die für die Empfindlichkeit verantwortlichen offen liegenden Dentinkanälchen (Dentintubuli) verschlossen werden. Dies geschieht über das Ausfällen von Salzen im Bereich der freiliegenden Zahnhälse oder durch die Beimengung von Hydroxylapatit.

Antibakterielle Zahnpasten empfehlen sich aus ärztlicher Sicht bei Entzündungen von Zahnfleisch und Parodont. Das antibakteriell wirkende Chlorhexidin sollte in einer Konzentration von maximal 0,12% in der Paste enthalten sein, lautet der Rat des Arztes. Alternativ können herkömmliche Zahnpasten zum Zähneputzen verwendet werden, kombiniert mit einer Chlorhexidin-Mundspüllösung in einer Konzentration von 0,2%. Wegen Nebenwirkungen wie Geschmacksirritationen und Verfärbungen der Zähne und der Zahnfüllungen sollten sie nur zeitlich begrenzt auf etwa eine Woche angewendet werden.

Minze für den guten Geschmack...

Kräuterzahnpasta mit erfrischender Minze, Ratanhiawurzel, Myrrhe oder entzündungslindernder Kamille verspricht über entsprechendes Marketing eine besondere Pflegewirkung. Zahnärzte bleiben da meist skeptisch, wenn es um Wunderwirkungen geht. Die mit Kräuteressenzen angereicherten Produkte wirkten nur wenige Minuten, eben während des Putzens und kurz danach, sagt der Weimarer Zahnarzt Jörg Schneider. Da Zahnpasta aber auch angenehm schmecken soll, können ätherische, aus Kräutern gewonnene Öle ihren Zweck erfüllen und den möglicherweise höheren Preis für eine Tube rechtfertigen. Und als schädlich seien die Kräuterextrakte keineswegs zu bewerten, so der Mediziner.

...und Salz für den Speichelfluss

Ein weiteres Spezialprodukt bildet Sole-Zahnpasta, für die ein Hersteller (Weleda) einen löslichen Putzkörper aus Natriumbicarbonat verwendet und damit wirbt, diese Creme beuge schädlichen Säuren vor. Außerdem rege die Verwendung der Salzkristalle als Putzkörper den Speichelfluss an – der wiederum ist tatsächlich wichtig für die Mundhygiene, weil der Speichel zum Beispiel kleine Speisereste aus engen Zahnzwischenräumen spült. Ökologische Produkte werden gelegentlich ohne Fluoride angeboten. Hier sollte abgewogen werden, wie der Kariesschutz durch Fluoride eingeschätzt wird. Die Bundeszahnärztekammer zumindest hält nahezu gar nichts von fluoridfreien Zahnpasten und kritisiert aus diesem Grund auch die Bewertungen des Magazins Ökotest, das Pasten ohne Fluoride gelegentlich als "sehr gut" einstuft. Diese Aufwertung fluoridfreier Zahncremes erscheint auch der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde als wenig zeitgemäß.

Besonders für Raucher gilt so genannte weißende Zahnpasta als Allheilmittel, da sie die gelben und bräunlichen Beläge mindern kann. Der gewünschte Effekt basiert allerdings auf der Tatsache, dass vergleichsweise grobe Schleifkörper die Zahnoberfläche regelrecht abschmirgeln. Daher sollte die Zahnweißpaste nicht täglich angewendet werden, um den Zahnschmelz zu schonen. Wer bereits offen liegende Zahnhälse beklagt, tut gut daran, zu einer herkömmlichen oder zu einer darauf spezialisierten Zahnpasta zurück zu kehren und nicht mehr die aggressiveren weißenden Cremes zu verwenden.

Mario Süßenguth

Tipp

Worauf Sie bei der Wahl der Zahnpasta achten müssen: Wichtigster Wirkstoff bei Zahncremes sind aus zahnmedizinischer Sicht die Fluoride.

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