Arzneimittel und Therapie

Günstige Begleiteffekte auf den Stoffwechsel

Ein Paradigmenwechsel vollzieht sich in der Hochdrucktherapie: Wurde bislang eine stoffwechselneutrale Blutdrucksenkung angestrebt, so geht es jetzt mehr und mehr darum, positive Begleiteffekte der Antihypertensiva auf den Stoffwechsel zu nutzen. Solche Begleiteffekte zeigt der AT1-Antagonist Telmisartan, der sich günstig auf den Kohlenhydrat- und den Lipidstoffwechsel auszuwirken scheint.

A und O der Hypertoniebehandlung ist die Blutdrucksenkung. Einige Antihypertensiva entfalten darüber hinaus Begleiteffekte auf den Stoffwechsel, von denen die Mehrzahl der Hypertoniker profitiert. Denn Menschen mit erhöhtem Blutdruck weisen sehr häufig zugleich Unregelmäßigkeiten hinsichtlich ihres Kohlenhydrat- und auch ihres Lipidstoffwechsels auf. Diese Effekte zu nutzen, dazu rufen in jüngster Zeit zunehmend die Hypertonologen auf.

Besserung der Insulinempfindlichkeit

Dass es bei Antihypertensiva Wirkungen über die Blutdrucksenkung hinaus gibt, belegt das Beispiel der Sartane. Für diese Wirkstoffgruppe wurden nephroprotektive Eigenschaften belegt und es wurde in Studien registriert, dass sich unter der Sartanbehandlung seltener als unter anderen antihypertensiven Strategien ein Diabetes neu manifestiert. Die detaillierte Untersuchung dieses Phänomens ergab eine deutliche Besserung der Insulinempfindlichkeit, die bei Telmisartan (Kinzalmono®, Kinzalkomb®) am stärksten ausgeprägt war.

Bestätigt wird die Wirkung auf den Zuckerstoffwechsel in einer aktuellen doppelblind randomisierten und plazebokontrollierten Cross-over-Studie bei 20 Patienten mit metabolischem Syndrom, die drei Monate lang plazebokontrolliert mit 40 mg Telmisartan behandelt wurden. Es wurde in der Studie kein Absinken des Nüchternblutzuckers gesehen, allerdings sank der HOMA-Index (Homeostatic Modell Assessment of Insulin Sensitivity) als Ausdruck der Insulinresistenz um 11%, was einer deutlichen Besserung der Insulinempfindlichkeit entspricht. Zu beobachten war ferner eine verbesserte Betazellfunktion mit einer um 32% gesteigerten Insulinausschüttung nach Glukosestimulation. Am ausgeprägtesten waren die Effekte bei übergewichtigen Patienten (BMI über 30).

Wirkung auf die PPAR-γ-Rezeptoren

Vermittelt wird die verbesserte Insulinempfindlichkeit durch die direkte Wirkung von Telmisartan auf die PPAR-γ-Rezeptoren (Peroxisomen-Proliferator-Activated Receptor), analog derjenigen der Glitazone, wenn auch weniger ausgeprägt. Die Stimulation der PPAR-γ-Rezeptoren ist aber möglicherweise kein Klasseneffekt, sondern ein Charakteristikum des Telmisartan. Für diesen Wirkstoff wurden darüber hinaus in ersten Studien günstige Wirkungen auf den Lipidstoffwechsel mit einer Reduktion von LDL-Cholesterin sowie Gesamtcholesterin und Triglyceriden beschrieben und einer Steigerung des HDL-Cholesterins.

Es gibt ferner experimentelle Berichte über eine antiinflammatorische Wirkung im Gefäßbereich. So wurde in verschiedenen Patientenkollektiven gesehen, dass Sartane die Expression von MCP-1 (Monocyte Chemoattractive Protein-1), ein Protein das als Marker der Inflammation dient, signifikant vermindert. Solche Begleiteffekte zu nutzen, kann für die Prognose der Hypertoniker bedeutsam sein. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, wird die ONTARGET-Studie (the ONgoing Telmisartan Alone and in combination with Ramipril Global Endpoint Trial) zeigen, in der 23.000 KHK-Risikopatienten eingeschlossen wurden und mit Telmisartan oder Ramipril alleine oder ihrer Kombination behandelt werden. Mit dem Vorliegen der Daten dieser "Mammutstudie" rechnen die Experten für das Jahr 2008.

Christine Vetter, Köln

Quelle
Prof. Dr. Rainer H. Böger, Hamburg; Prof. Dr. Georg Nickenig, Homburg/Saar; Prof. Dr. Klaus Parhofer, München; Prof. Dr. Jürgen Scholze, Berlin: Symposium "Sartane – mehr als nur Blutdrucksenkung", 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung, Mannheim, 1. April 2005, veranstaltet von der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.

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