DPhG-Tagung

H. Blasius, C. BruhnEin Kongress der Superlative (Be

Die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft fand nach 1996 wieder einmal in Berlin statt. Mit fünf Plenarvorträgen, 96 Kurzvorträgen, 291 Posterpräsentationen, 58 Vorträgen im Rahmen von neun Vorsymposien sowie dem gemeinsam mit der Apothekerkammer Berlin veranstalteten Tag der Offizinpharmazie bot der Kongress eine Ų wie es der Tagungspräsident Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Walter Schunack formulierte Ų herausragende Leistungsschau der Pharmazie in Deutschland. Nachfolgend berichten wir über die Eröffnung, die Plenarvorträge, den Rechenschaftsbericht des Präsidenten, die Ehrungen und Preise sowie über den Tag der Offizinpharmazie.

In seinem Grußwort zur Eröffnung der DPhG-Jahrestagung betonte der Tagungspräsident Professor Schunack die lange Tradition von Versammlungen, auf die die Fachgesellschaft am selben Veranstaltungsort bereits zurückblicken könne. Nach ihrer Gründung am 2. Oktober 1890, ebenfalls in Berlin, standen zunächst die annähernd regelmäßig alle zehn Jahre stattfindenden Jubiläumsversammlungen im Vordergrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie von Hauptversammlungen mit wissenschaftlichen Vorträgen abgelöst.

Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Pharmazeutischen Instituts in Berlin-Dahlem sollten in diesem Jahr besondere Akzente gesetzt werden. Spezielle Anerkennung sprach Schunack in diesem Zusammenhang dem Verfasser der Festschrift "100 Jahre Pharmazeutisches Institut in Berlin-Dahlem (1902 – 2002)" Prof. Dr. Karl-Heinz Frömming aus, die allen Tagungsteilnehmern kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.

Im Namen des wissenschaftlichen und des Organisationskomitees bedankte er sich darüber hinaus bei allen, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben. Die Drucklegung der Festschrift wie auch die Jahrestagung selbst seien von zahlreichen Firmen, Verbänden, Körperschaften, Gesellschaften und Stiftungen sowie von Apothekerinnen und Apothekern großzügig unterstützt worden. Auch der langen Reihe der Sponsoren sprach Schunack ein herzliches Dankeschön aus.

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter Gaehtgens, blickte in seinem Grußwort ebenfalls zurück in die Entwicklung des Pharmazeutischen Instituts und hob hervor, wie sehr diese gleichzeitig die Geschichte Berlins reflektiere, seien doch die Rahmenbedingungen der Arbeit stets durch die Stadtgeschichte bestimmt worden.

Gaethgens erinnerte überdies daran, dass die Freie Universität Berlin erst etwa fünfzig Jahre nach der Einrichtung des ersten pharmazeutischen Instituts an der damaligen Friedrich-Wilhelms-Universität gegründet worden sei. Seitdem der Fachbereich Pharmazie an der Humboldt-Universität geschlossen und in die Freie Universität eingegliedert worden sei, setzten nun beide gemeinsam die Tradition der Humboldtschen Universität fort.

Der FU-Präsident forderte die anwesenden Wissenschaftler/innen nachdrücklich zur interdisziplinären Zusammenarbeit auf. Er halte dies heute mehr denn je für notwendig, da die Grenzen zwischen den Fachgebieten zunehmend unschärfer würden. "Feiern wir die Vergangenheit mit Respekt und Anerkennung für unsere Vorgänger, und konzentrieren wir uns in der Zukunft, in der uns ein scharfer Wind entgegenwehen wird, auf unsere Kernaufgaben", mahnte Gaethgens. Auch wenn die Aufgabenstellungen heute weit über den Rahmen vergangener Zeiten hinausgingen, bleibe das Ziel, aktive Pharmaka für Mensch und Tier zur Verfügung zu stellen, letztendlich doch immer noch dasselbe.

Die Grüße der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft überbrachte deren Generalsekretär Prof. Dr. Gerhard Ecker. Er beglückwünschte den Tagungspräsidenten und sein Team zu der erstaunlichen Zahl von annähernd 1000 Teilnehmern, womit der Kongress seiner Einschätzung nach wohl die größte pharmazeutische Tagung in Europa sein dürfte.

In ähnlicher Weise lobend äußerte sich der Präsident der Societas Pharmaceutica Hungaria Prof. Dr. Zoltßn Vincze. Er betonte zudem, dass die enge Verbindung zwischen den Fachgesellschaften beiderseits viel Nutzen und Erfolg mit sich bringe.

Der Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft Prof. Dr. Theo Dingermann übermittelte zunächst Grüße an den gleichzeitig im ICC Berlin stattfindenden Deutschen Apothekertag sowie die in der Charité abgehaltene Tagung der Gesellschaft für Phytotherapie bzw. der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung. Auf diese Weise sei die Pharmazie in Berlin in diesem Tagen "geballt vertreten". Und nicht nur das, allein die diesjährige DPhG-Jahrestagung scheine "alles bisher dagewesene zu toppen". "Dies zeigt", so Dingermann, "dass die DPhG lebt und nicht nur existiert".

Rechenschaftsbericht des DPhG-Präsidenten: anhaltender Mitgliederzuwachs

DPhG-Präsident Prof. Dr. Theo Dingermann freute sich in seinem Rechenschaftsbericht, von den Erfolgen berichten zu können, die die Gesellschaft im abgelaufenen Jahr für sich verbuchen konnte. Zunächst stehe sie durch die überfällige Erhöhung der Mitgliederbeiträge wieder auf einer solideren wirtschaftlichen Basis. Darüber hinaus sei es gelungen, als Resultat einer Neupositionierung als wissenschaftliche Gesellschaft aller pharmazeutischer Disziplinen und Berufsfelder einen engeren Schulterschluss mit der Offizinpharmazie und sowie mit den in der pharmazeutischen Industrie tätigen Kolleginnen und Kollegen herzustellen, der sich in der Einrichtung einer neuen Fachgruppe "Industriepharmazie" niedergeschlagen habe.

Im Detail ging Dingermann auf den erstaunlichen Mitgliederzuwachs ein. Im Laufe der Amtsperiode des derzeitigen Präsidiums sei eine Steigerung um 25% auf derzeit knapp 6700 zu verzeichnen. Besonders erfreulich ist seiner Meinung nach der Anstieg der Mitgliederzahl unter den Studierenden von 228 zu Beginn der Amtszeit auf eine heutige Zahl von 741. Damit seien knapp 15% der DPhG-Mitglieder Studierende.

Als entscheidenden Motor für den stetig steigenden Zuwachs an Mitgliedern betrachtet Dingermann das neue Konzept der DPhG-Zeitschrift "Pharmazie in unserer Zeit" mit Gasteditoren, die für die Konzeption und Realisierung der einzelnen Ausgaben Sorge tragen, während Kontinuität und Konformität bezüglich Inhalt und Form durch den Chefredakteur der Zeitschrift, DPhG-Generalsekretär Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, sichergestellt würden. Ein zweiter Grund für den anhaltenden Mitgliederzuwachs liegt aus seiner Sicht in der deutlich stärkeren Sichtbarkeit der Gesellschaft, nicht nur in Gestalt der zahlreichen Vortragsangebote innerhalb der Landesgruppen, Fachgruppen und Arbeitsgemeinschaften, sondern auch über die öffentlichen Statements der DPhG bei, die mehr und mehr auch politisch wahrgenommen würden.

Er nannte in diesem Zusammenhang die Stellungnahme zur Sicherheit von Arzneimitteln unter dem Eindruck mehrerer Todesfälle nach Gentamicin-Einnahme und das DPhG-Statement zur Aut-idem-Regelung bzw. den Leitlinienentwurf zur "Guten Substitutionspraxis – GSP". Der DPhG-Präsident bekundete sein Bedauern darüber, dass der Entwurf von der Berufsvertretung zunächst nur zögerlich aufgegriffen worden war. Gott sei Dank habe sich diese Einstellung in der Zwischenzeit geändert. Dingerman sprach an dieser Stelle nachdrücklich die Aufforderung aus, die Fachgesellschaft durchaus für pharmazeutische Ziele "zu gebrauchen". Als wissenschaftliche Gesellschaft könne diese, so meint er, ganz anders argumentieren und sei bei bestimmten Themen viel glaubhafter als eine Berufsvertretung, der man in erster Linie stets ökonomische Interessen unterstelle.

Das hieraus resultierende, immer stärker werdende politische Engagement der DPhG sei beabsichtigt, ein Weg, den die Gesellschaft auf jeden Fall fortsetzen wolle. Dingermann schloss seinen Rechenschaftsbericht mit einem Dank an die Kolleginnen und Kollegen, die sich aktiv für die DPhG eingesetzt haben, vor allem bei den Vorständen der Landes- und Regionalgruppen, der Fachgruppen und der Arbeitsgemeinschaften, bei dem Repräsentanten für europäische Angelegenheiten Prof. Dr. Bernd Clement, der die DPhG seit mehr als drei Jahren im Council der EUFEPS vertritt, dem Generalsekretär speziell für sein tatkräftiges Werben um neue Mitglieder und last not least der Leiterin der DPhG-Geschäftsstelle Karin Köhler.

Posterpreise der Ernst-Reuter-Gesellschaft

Bei der DPhG-Jahrestagung wurden drei Posterpreise der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität e.V. vergeben. Die Gesellschaft hat das Ziel, der Universität ideelle und materielle Hilfe zu leisten, um die Stellung der FU als Ort geistiger Auseinandersetzung, demokratischer Kultur und innovativer Ideen zu erhalten und auszubauen. Die Preise wurden verleihen von Vorstandsmitglied Dr. Johannes Evers.

Der erste Preis, der mit 500 Euro dotiert ist, ging an Ursula Müller aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. R.W. Hartmann, Saarbrücken. Der Titel des Posters lautete: "Evaluierung selektiver, nicht steroidaler Inhibitoren der Aldosteronsynthase (CYP11B2)"

Mit zwei zweiten Preisen, jeweils in Höhe von 200 Euro wurden folgende junge Wissenschaftlerinnen und deren Poster ausgezeichnet: Maren Wack aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. W. Blaschek, Kiel; der Titel des präsentierten Posters: "Vergleich von Arabinogalaktanproteinen isoliert aus verschiedenen Zellkulturen von Baptisia australis"; und Antje Neubert aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. K. Brune, Erlangen, für ihr Poster zum Thema: "Unerwünschte Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von 'unlicensed' und 'off-labeled' Arzneimitteln auf einer pädiatrischen Station".

Carl-Wilhelm-Scheele-Preis

Der Carl-Wilhelm-Scheele-Preis der DPhG wird als Anerkennung einer überdurchschnittlichen Leistung im Rahmen einer Dissertation verliehen. Der Preis besteht satzungsgemäß aus einer Urkunde und einem Geldbetrag von 500 Euro. Diesjährige Preisträgerin ist Dr. Frederike Behn für ihre Arbeit mit dem Titel "Pharmakokinetik, Pharmakodynamik und Pharmakogenetik von Carvedilol in Abhängigkeit vom Lebensalter bei pädiatrischen Patienten mit Herzinsuffizienz". Als bemerkenswert für die Arbeit hob Dingermann hervor, dass sie quasi "multizentrisch" angefertigt wurde.

Die experimentellen Arbeiten wurden in der Abteilung für Pharmakologie des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf in der Arbeitsgruppe von Dr. S. Läer unter der Leitung von Prof. Dr. H. Scholz und unter der Betreuung von Prof. Dr. D. Geffken, Institut für Pharmazie der Universität Hamburg, durchgeführt, die molekularbiologischen Arbeiten während eines Gastaufenthaltes an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.

Ein weiterer Gastaufenthalt im College of Pharmacy an der University of South Carolina, Columbia/USA, diente den pharmakokinetischen Analysen und dem pharmakokinetisch/pharmakodynamischen Modelling, und die Enantiomerentrennung mittels Kapillarelektrophorese wurden während eines Aufenthaltes im Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Münster erledigt. Die Arbeit und die mündliche Prüfungsleistung wurden von den Gutachtern Scholz und Geffken mit "summa cum laude" bewertet. Aus der Dissertation sind bereits fünf wissenschaftliche Publikationen hervorgegangen.

Hermann-Thoms-Medaille

Mit der Hermann-Thoms-Medaille wurde Prof. Mag. Dr. Wilhelm Fleischhacker, Pharmazeutisches Institut der Universität Wien, geehrt. Der, so Dingermann, "große Mann der österreichischen Pharmazie" habe sich vor allem besondere Verdienste um die Verankerung der Pharmazie seines Landes in der Europäischen Union erworben.

Carl-Mannich-Medaille

Die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft zu vergeben hat, ist die Carl-Mannich-Medaille. Gemäß den Statuten der Gesellschaft soll die Medaille nur selten und höchstens einmal im Jahr verliehen werden. Nachdem es für das vergangene Jahr 2001 keinen Preisträger gegeben hatte, erhielt die Auszeichnung für das Jahr 2002 Prof. Dr. Gottfried Blaschke, Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Münster. Mit dem Arbeitsschwerpunkt chromatographische und elektrophoretische Razemattrennung sind er und sein Arbeitskreis weltweit führend auf dem Gebiet der Enantiomerenanalytik. hb

Kastentext: Mitgliederstruktur der DPhG im Oktober 2002

Gesamt: 6665 Mitglieder Davon (in %) Beamte/Postdocs 6,6 Doktoranden 10,3 Ruheständler 8,8 Selbstständige 37,5 Angestellte 22,3 Studenten 14,5

Kastentext: Takeda Sciene Foundation/Japan gewährt zwei Postdoc-Stipendien

Im Rahmen seines Rechenschaftsberichtes betonte DPhG-Präsident Dingermann die außerordentlich guten Beziehungen zur Japanischen Pharmazeutischen Gesellschaft. Diese habe ihn kürzlich darüber informiert, dass die Takeda Science Foundation zwei Stipendien für deutsche Postdocs bereitstelle. Die Stipendien für junge Wissenschaftler/innen umfassen monatlich 250 000 Yen für einen ein- bis zweijährigen Japan-Aufenthalt sowie die Kosten für die Hin- und Rückreise.

Interessenten melden sich bei: Prof. Dr. Theo Dingermann, Institut für Pharmazeutische Biologie, Biozentrum, Marie-Curie-Straße 9, Frankfurt/Main, Tel. (0 69) 7 98-2 96 50, Fax (0 69) 7 98-2 96 62, E-Mail: dingermann@em.uni-frankfurt.de

Kastentext: Festschrift

Die Festschrift, die anlässlich der DPhG-Jahrestagung 2002 von Herrn Prof. Dr. Karl-Heinz Frömming herausgegeben wurde, kann zum Preis von 24,– e plus Versandkosten bestellt werden bei: Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. W. Schunack, Freie Universität Berlin, Institut für Pharmazie, Königin-Luise-Str. 2 + 4, 14195 Berlin-Dahlem

Den vollständigen Bericht von der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft finden Sie in unserem Kongressbereich.

Die diesjährige Jahrestagung der DPhG vom 9. bis 12. Oktober in Berlin war ein Kongress der Superlative. Mit weit über 150 Vorträgen bot der Kongress den tausend Teilnehmern eine herausragende Leistungsschau der Pharmazie in Deutschland. Wir berichten ausführlich über die fünf Plenarvoträge. "Phytopharmaka und Phytotherapie – Forschung und Praxis" lautete das Thema eines Symposiums, das die Gesellschaft für Phytotherapie, die Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung und die Deutsche Gesellschaft für Klinische Pharmakologie und Therapie zur gleichen Zeit in Berlin veranstalteten. Die Referate brachten teils neue Erkenntnisse zu einzelnen Phytopharmaka, teils thematisierten sie übergreifende Fragen zum Stand der Phytotherapie. Hier waren insbesondere die Foren über einen eventuellen Patentschutz von klinisch geprüften Phytopharmaka und über die Durchführung und Auswertung klinischer Studien von hoher Aktualität.

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