Prisma

Elektrosensibilität: Alles nur Einbildung?

Handys, Mobilfunkbasisstationen, Hochspannungsleitungen, Bildschirme: die meisten Menschen sind sowohl zuhause als auch am Arbeitsplatz von vielfältigen elektrischen und magnetischen Strahlenquellen umgeben. Eine wachsende Anzahl von Menschen glaubt, besonders empfindlich auf derartige elektromagnetische Felder zu reagieren. Ob dieser Glaube der Realität entspricht, untersuchte nun ein Forscherteam der Universität Witten/Herdecke.

Knapp sechs Prozent der Deutschen fühlen sich Umfragen zufolge durch elektromagnetische Felder in ihrer Gesundheit beeinträchtigt. Sie machen die Strahlung für Allergien, Depressionen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen etc. verantwortlich und bezeichnen sich als "elektrosensibel". Zumindest teilweise scheinen sie damit jedoch falsch zu liegen, wie eine Forschergruppe um Prof. Dr. Eduard David von der Universität Witten/Herdecke nun im Rahmen einer Studie feststellte.

Das Team suchte nach messbaren Zusammenhängen zwischen der Spürbarkeit elektromagnetischer Felder und bestimmten gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dazu setzten sie in einem Doppelblindversuch eine Gruppe so genannter Elektrosensibler und eine Gruppe von Teilnehmern, die sich selbst als unempfindlich bezeichneten, einem schwachen magnetischen 50-Hz-Feld einer Flussdichte von 10 Mikrotesla aus (zum Vergleich: der deutsche Grenzwert für Magnetfelder liegt bei 100 Mikrotesla bei einer Frequenz von 50 Hz, das Magnetfeld eines Elektromotors direkt am Anker beläuft sich auf immerhin 1200 Mikrotesla).

Die Magnetfelder wurden ohne Wissen der Teilnehmer in bestimmten Abständen ein- und ausgeschaltet. Die Probanden sollten angeben, wann sie glaubten, dass das Magnetfeld gerade eingeschaltet sei und wann nicht. Das Ergebnis war ernüchternd: die Trefferquote der Kontrollgruppe unterschied sich nicht signifikant von derjenigen der so genannten Elektrosensiblen.

Betrachteten die Studiendurchführenden allerdings nur die richtigen Antworten bei "Feld ein", so lag die Trefferquote der Elektrosensiblen wesentlich höher als die der Kontrollgruppe. Elektrosensibilität ist nach Aussage von Studienleiter David somit eher Ausdruck einer bestimmten Erwartungshaltung – auch wenn er nicht ausschließt, dass die bisherigen naturwissenschaftlichen Methoden möglicherweise nicht fein genug sind, um kleinste physikalisch messbare Reaktionen im menschlichen Körper aufzudecken. Weitere Studien sollen daher folgen. ral

Quelle: Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke; Kontakt: Prof. Dr. Eduard David, Tel. (0 23 02) 66 92 21, E-Mail: eduardd@uni-wh.de

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