Arzneimittel und Therapie

Lokalanästhesie: Ambroxol bei Halsschmerzen

Halsschmerzen und zum Teil massive Schmerzen beim Schlucken sind ein charakteristisches Zeichen einer Hals- bzw. Rachenentzündung. Die symptomatische Behandlung erfolgt praktisch immer lokal, wobei die Möglichkeit besteht, geeignete Medikamente in den Mund- und Rachenraum zu sprühen, mit ihnen zu gurgeln oder diese als Tabletten zu lutschen. Für die Anwendung als Lutschtablette steht jetzt mit frubizin akut der Wirkstoff Ambroxolhydrochlorid zur Verfügung, wie Boehringer Ingelheim mitteilte.

Untersuchungen zeigten, dass Ambroxol nicht nur als Mukolytikum wirksam ist, sondern auch bei der Behandlung von Halsschmerzen eine Therapiealternative darstellt. In einer in Deutschland durchgeführten multizentrischen Studie wurde die Wirkung von 20 mg Ambroxol bei 218 Patienten mit akutem oro-pharyngealem Katarrh doppelblind randomisiert mit Plazebo verglichen, wobei die Patienten bis zu sechs Lutschtabletten pro Tag einnehmen konnten. Als primärer Studienendpunkt wurde die Schmerzreduktion unter der Therapie bezogen auf den Ausgangswert gewählt, die der behandelte Patient in seinem Schmerztagebuch dokumentierte. Mit 20 mg Ambroxol in der frubizin® akut Lutschtablette konnte ein schneller und langanhaltender schmerzstillender Effekt gezeigt werden (p = 0,0029; 107 Patienten Verum; 108 Patienten Plazebo). Bereits zum ersten Dokumentationszeitpunkt nach 30 Minuten war Ambroxol gegenüber Plazebo signifikant wirksamer. Die Überlegenheit hielt über den gesamten Untersuchungszeitraum von drei Stunden an.

Die klinische Wirksamkeit von 20 mg Ambroxol wurde in zwei weiteren Studien dokumentiert. Beide in Südafrika durchgeführten Untersuchungen wurden plazebokontrolliert als Parallel-Gruppenvergleich angelegt und mit ambulanten Patienten mit akuten Halsschmerzen infolge einer viralen Pharyngitis durchgeführt. Bei gleicher Parameterwahl wurde der Behandlungszeitraum von zwei auf drei Tage ausgedehnt und zusätzlich eine Gruppe mit 30 mg Ambroxol behandelt. Die Patienten konnten bis zu sechs Tabletten täglich lutschen. Die klinische Untersuchung erfolgte am ersten sowie am dritten Behandlungstag. Die Patienten waren gehalten, während der gesamten Therapiedauer in einem Symptom-Tagebuch die aktuellen Beschwerden zu dokumentieren. Dabei war die Schmerzintensität vor sowie 30, 60, 120 und 180 Minuten nach der Tabletteneinnahme anhand eines Schmerzscores (0 = keine, 1 = kaum, 2 = moderate, 3 = moderate bis schwere, 4 = schwere und 5 = sehr schwere Schmerzen) zu beurteilen.

Signifikante Besserung der Halsschmerzen

Nach diesem Design wurden in einer ersten Studie 331 Patienten mit Halsschmerzen von mindestens moderater bis schwerer Intensität behandelt. 305 Patienten schlossen die Studie entsprechend dem Studiendesign ab. An der zweiten Studie nahmen insgesamt 383 Patienten teil. In allen Studienarmen (20 oder 30 mg Ambroxol oder Plazebo) ergab sich bereits nach dem Lutschen der ersten Tablette ein Nachlassen der Schmerzintensität, wobei die Effekte unter Ambroxol statistisch signifikant waren und denjenigen in den Plazeboarmen überlegen. Die Steigerung der Dosis auf 30 mg pro Lutschtablette brachte keine signifikante Steigerung der Wirksamkeit.

Gute Verträglichkeit

Die Behandlung wurde allgemein gut vertragen, es gaben deutlich mehr Patienten in den beiden Verumgruppen eine gute bis sehr gute Verträglichkeit an als unter Plazebo. In der ersten Studie wurden von 27 Patienten insgesamt 29 Nebenwirkungen berichtet, wobei acht die Gruppe betrafen, die 20 mg Ambroxol erhalten hatte, elf Fälle wurden unter 30 mg Ambroxol registriert und acht unter Plazebo. Die Nebenwirkungen waren mild bis moderat, schwere Ereignisse wurden nicht beobachtet. Eine vergleichbare Situation ergab sich in der zweiten Studie, in der insgesamt 26 Nebenwirkungen gemeldet wurden.

Langjähriger Einsatz bei Erkrankungen der Atemwege

Ambroxol findet seit Jahrzehnten eine breite therapeutische Anwendung bei Erkrankungen der unteren und der oberen Atemwege, die mit einer pathologischen Veränderung der Sekretbildung, des Sekrettransportes sowie Störungen des Surfactant-Systems der Lunge einhergehen, wie z. B. akute und chronische Bronchitiden, der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und dem Atemnotsyndrom des Früh- und Neugeborenen. Im Wesentlichen basiert jedoch die wichtigste pharmakodynamische Wirkung von Ambroxol auf seinen mukokinetischen und sekretolytischen Aktivitäten. Dabei ist diese Substanz auch in sehr hohen Konzentrationen (bis zu 3 g/Tag i.v.) gut verträglich. Als Nebenwirkungen werden aus den Erfahrungen mit der gesamten Ambroxolanwendung in Immunsystem, Haut- und Unterhautgewebe selten allergische Reaktionen, vorwiegend Hautausschlag, beschrieben, im Nervensystem treten gelegentlich Taubheitsgefühl der Zunge, Veränderung der Geschmackswahrnehmung und im Magen-Darm-Trakt leichte Störungen des oberen Magen-Darm-Bereiches wie z. B. Sodbrennen, Übelkeit und Trockenheit des Mundes auf.

Blockade spannungsabhängiger Na+-Kanäle

Ambroxol weist – neben der mukolytischen Wirksamkeit – noch weitere Eigenschaften auf, nämlich eine antioxidative und bei topischer Anwendung auch eine analgetische Wirkung. Schon bei der initialen Entwicklung dieser Substanz fiel der potente lokal anästhesierende Effekt bei präklinischen Untersuchungen im Tiermodell (Kaninchen) auf. So reduzierte lokal in das Auge appliziertes Ambroxolhydrochlorid den reflektorischen Lidschluss effizienter als z. B. Procain.

Die lokalanästhetische Wirkung von Ambroxol lässt sich durch die Blockade von spannungsabhängigen Na+-Kanälen in schmerzsensiblen Nervenfasern erklären: Funktionelle elektrophysiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Kanäle durch Ambroxol inhibiert werden. In vivo kommt es dadurch zu einer Hemmung der Neuronen und einer Reduktion der Schmerzempfindung. ck

Halsschmerzen und zum Teil massive Schmerzen beim Schlucken sind ein charakteristisches Zeichen einer Hals- bzw. Rachenentzündung. Die symptomatische Behandlung erfolgt praktisch immer lokal, wobei die Möglichkeit besteht, geeignete Medikamente in den Mund- und Rachenraum zu sprühen, mit ihnen zu gurgeln oder diese als Tabletten zu lutschen. Mit frubizin akut steht jetzt der Wirkstoff Ambroxolhydrochlorid als Lutschtablette zur Verfügung.

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