Feuilleton

Botanischer Garten in Lissabon: Ausflug in die exotische Pflanzenwelt

Lissabon ist in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel geworden. Nicht zu Unrecht, schließlich bieten die Altstadtgassen, die abendliche Fado-Musik und der Ausblick vom Castelo de Sao Jorge genügend Abwechslung. Weniger bekannt, aber bei sommerlichen 35 Grad Celsius im Schatten ein sehr reizvoller Ort ist der Botanische Garten "Jardim Botanico".

Der Jardim Botanico in Lissabon gilt als einer der schönsten Botanischen Gärten in Europa. Der Botaniker und Direktor des Genfer Institutes für Botanik Robert Hippolyte Chodat (1865-1934) beschrieb diesen Garten in seinen Berichten über botanische Exkursionen in Spanien und Portugal: "Undoubtedly, this Garden is one of the South European marvels. There is no comparable site in Lisbon."

Angelegt wurde der 4 Hektar große Garten zwischen 1873 und 1878 von Botanikern der Lissabonner Universität. Seine rund 120-jährige Geschichte spiegelt sich in der Pflanzenpracht und der Größe der Palmen wider. Gesammelt wurden Pflanzen aus tropischen und subtropischen Vegetationsstufen. Auch für den botanischen Laien ist die Vielfalt beeindruckend, zumal die Beschriftung insbesondere im oberen Teil des Gartens neben den Pflanzenfamilien und Pflanzennamen auch den Herkunftsort angibt. inige der etwa 2500 Pflanzen des Gartens sollen im Folgenden näher vorgestellt werden:

Wigandia urens (syn. Hydrolea urens) ist ein Vertreter der seltenen Familie Hydrophyllaceae. Die Pflanze wird bis zu 4 m hoch und hat ovale Blätter, die bis zu 30 cm lang werden können. Über die ganze Pflanze verteilt finden sich feine bräunliche Haare. Beheimatet ist Wigandia urens ursprünglich in Mexiko, Costa Rica und Kolumbien.

In Deutschland als Zimmerpflanze bekannt ist der Zimmerhopfen, Beloperone guttata oder auch Justicia brandegeana. Da er eine Acanthacea ist, besteht allerdings keine Verwandschaft zum Hopfen; die deutsche Bezeichnung ergibt sich aus dem Aussehen. Die Heimat dieser Buschpflanze ist Mexiko.

Zwei weitere Beispiele für Acanthaceae sind Thunbergia laurifolia aus Malaysia und Myanmar (Birma) sowie Mackaya bella aus Südafrika. Bei Thunbergia laurifolia handelt es sich um eine rankende Pflanze, während Mackaya bella ein Busch von etwa 3 m Höhe ist.

Leuchtend orange und üppig blühend ist das Nachtschattengewächs Streptosolen jamesonii. Der Marmeladenbusch stammt aus Ecuador und wird bis zu 2,5 hoch.

Die Kreuzblume Polygala myrtifolia (Polygalaceae) kommt aus Südafrika. Zu dem Namen "Polygala" kam es, weil Kühe nach dem Genuss von krautigen Polygala-Arten besonders viel Milch geben sollen. Die Form der Blätter dieses Strauches ist myrtenähnlich.

Ein etwa 3 m hoher Busch mit roten Beeren, die einen anzusehen scheinen, ist Ochna serrulata (Ochnaceae). Volkstümlich wird diese Pflanze auch Vogelaugenbusch genannt. Er stammt aus Madagaskar und Südafrika.

Die immergrüne Magnolie Magnolia grandiflora (Magnoliaceae) stammt aus dem Südosten der USA. Der immergrüne Baum wird etwa 20 bis 25 m hoch. Besonders beeindruckend sind von Juli bis Oktober die rund 25 cm großen Blüten, die zudem noch einen angenehmen Duft verbreiten. Nachgewiesen ist, dass Magnolia grandiflora ätherische Öle produziert.

Schotenförmige lange schwarze Fruchtkapseln, die auch im Winter am Baum hängen, sind das Markenkennzeichen von Catalpa bignonioides (Bignoniaceae). Der Baum, der auch in Deutschland als Parkbaum geschätzt wird, stammt ursprünglich aus Nordamerika. Genutzt wird er in der Holzwirtschaft unter Bezeichnungen wie Zigarren-, Trompeten- oder Bohnenbaum. Die großen herzförmigen Blätter sind weich und lappig. Der Duft der Blüten erinnert an Flieder.

Euphorbien wie Euphorbia grandicornis und Euphorbia milii var. splendens sind Beispiele für die Vielgestaltigkeit der Wolfsmilchgewächse. Die beiden genannten Arten werden etwa 2 m hoch und stammen aus Ostafrika. Euphorbia milii var. splendens, bei uns als Christusdorn eine beliebte Zimmerpflanze, zeichnet sich durch auffallend rote Blütenstände aus; das Charakteristische der Euphorbia grandicornis sind die bis zu 7 cm langen Dornen, die sich an dem gewellten Rand der breitgeflügelten dreiteiligen Ästen befinden.

"Sinicuichi" oder "Sonnenöffner", so wird Heimia salicifolia (Lythraceae) in ihrer Heimat von Bolivien bis Mexiko genannt. Die Blätter dieses gelbblühenden Strauches werden insbesondere von den mexikanischen Brujos gepflückt, die sie etwas anwelken lassen und dann in Wasser fermentieren lassen. Der Trank wirkt berauschend und halluzinogen, was auf ein Alkaloid zurückzuführen ist.

Kastentext: Anreise

Der Jardim Botanico liegt in der Rua da Escola Politecnica 58, 1250 Lisboa. Mit der "gelben" U-Bahn (in Lissabon gibt es vier U-Bahn-Linien; die Fahrt kostet ca. 1 DM) zum Largo do Rato, von dort in die Rua da Escola Politécnica. Nach etwa zehn Minuten Fußweg erreichen Sie auf der linken Seite den Haupteingang des Jardim Botčnico, der sich unmittelbar hinter dem Gebäude der Faculdade das Cincias - naturwissenschaftliche Fakultät - befindet. Öffnungszeiten: Werktage von 9 bis 18 Uhr, im Sommer bis 20 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertage ab 10 Uhr. Eintritt etwa 7 DM pro Person.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.