DAZ Feuilleton

Ausstellung: Die Mistel in Buch und Kunst

In natura ist sie eine unverzichtbare Ware auf jedem Weihnachts–markt, und als Motiv ziert sie kunstgewerbliche Gegenstände, die auf Floh- und Antikmärkten und auch in Museen zu finden sind: die Mistel. Nicht zuletzt hat diese in vielerlei Hinsicht seltsame Pflanze die Buchillustratoren inspiriert. Dem Thema "Die Mistel Ų Buch, Grafik, Kunsthandwerk" hat die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek eine aktuelle Ausstellung gewidmet, die bis zum 13. Januar zu besichtigen ist.

Die Ausstellung beginnt mit einem kurzen Überblick über die Botanik der Mistel. Sie zählt zu den ganz wenigen heimischen (!) immergrünen Gehölzen Mitteleuropas – neben dem allgemein verbreiteten Efeu und der schon im Mittel–alter stark dezimierten Eibe sowie der Stechpalme (Ilex), dem Buchsbaum und einigen Koniferen, die allerdings nur regional verbreitet waren. Merkwürdig ist, dass sie nicht in der Erde, sondern in den Ästen von Bäumen wurzelt. Auch der Wuchs der Mistel ist sonderbar: Ihre Stängel wachsen in alle Richtungen, wobei sie sich im spitzen Winkel dichotomisch verzweigen, sodass die Pflanze nach ein paar Jahren eine kugelige Form annimmt; an den Enden der Stängel sitzen jeweils zwei Blätter und die Blüten, aus denen sich bei der weiblichen Pflanze (die Mistel ist zweihäusig) erbsengroße weiße Beeren entwickeln, die recht dauerhaft sind. Die immergrünen Blätter, die ihre kräftige Farbe auch beim Trocknen bewahren, und der haltbare Beerenschmuck haben die Mistel zur Weihnachtspflanze gemacht.

Die Mistel als Motiv in der Druckgrafik, insbesondere in der Buchillustration, steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Die Exponate stammen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, wobei der Jugendstil vorherrschend ist. Die grazilen Stängel der Mistel, die sich in nahezu gleichmäßigen Abständen gabeln, und die parallelnervigen, leicht gebogenen Blätter haben die Grafiker und Designer zu Schöpfungen angeregt, die mindestens so ästhetisch sind wie die Pflanze selbst.

Ausstellung

Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, Saarbrücken, Universitätscampus, Geb. 3 Tel. (06 81) 3 02 20 73 Info: prof_hans_becker@hotmail.com Geöffnet: bis 22.12., 2. bis 5.1., 9. bis 12.1. 9.00 bis 22.00 Uhr; 23.12., 6.1., 13.1. 9.00 bis 12.30 Uhr

Literatur

Das Buch führt in die Botanik, pharmazeutische Analytik und pharmakologische Testung der Mistel ein, schildert die Rolle der Mistel im Mythos und dokumentiert ihre Verwendung als Kunstmotiv im Jugendstil und als Weihnachtsmotiv. Eine unvergleichliche Zusammenstellung von Mistel-Kunstwerken aus den Zentren des Jugendstils in Frankreich und Deutschland verleihen dem Buch einen bleibenden Wert.

Becker, Hans/Schmoll gen. Eisenwerth, Helga

Mistel

Arzneipflanze, Brauchtum, Kunstmotiv im Jugendstil 132 S., 68 s/w Abb., 31 farb. Abb., 3 Tab., Geb. 29,70 • Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1986 ISBN 3-8047-0862-5 Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse:

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