DAZ aktuell

Push für moderne Ausbildung (Kommentar)

Seit Freitag sind die Weichen für eine moderne Ausbildung von Pharmazeuten gestellt, die neue Approbationsordnung hat die parlamentarischen Hürden genommen. Alle Termine stehen fest. Ab Herbst 2001 gilt die Verordnung, das heißt weitergerechnet, dass ab 2005 die ersten Aspiranten für das praktische Jahr zu Ihnen in die Offizin oder in die Krankenhausapotheke kommen. Lassen wir die Gedanken in die Zukunft schweifen: Diese Absolventen haben dann noch mehr von Medizin und Pharmakologie gehört und Klinische Pharmazie gepaukt, das als patientenorientiertes Fach endgültig verankert wird - gleichberechtigt neben pharmazeutischer/medizinischer Chemie, pharmazeutischer Biologie, pharmazeutischer Technologie/Biopharmazie sowie Pharmakologie und Toxikologie. Sie haben stundenmäßig nicht mehr soviel Zeit in den Praktika verbracht wie heute, sondern sich vermehrt in Seminaren Wissen angeeignet. Das ist sehr gut. Deutschland lag immer an der Spitze mit dem "besonders hohen Anteil der praktischen Ausbildung", steht in der Begründung der Verordnung. Pharmazeuten mussten kochen wie die Weltmeister, heißt das übersetzt. Der akademische Nachwuchs wird in wenigen Jahren im praktischen Jahr mit Ihnen Qualitätssicherung, angewandte Pharmakotherapie, pharmazeutische Betreuung oder ökonomische Aspekte des Einsatzes von Arzneimitteln und Medizinprodukten diskutieren. Auch das ist positiv. Sehr lang hat's gedauert, bis die überfällige Modernisierung der Apothekerausbildung nach mühsamer Abstimmung kam. Hart mussten vor allem den Chemikern unter den Hochschullehrern die Stunden abgerungen werden. Ein paar wenige Prozente haben sie abgegeben, meiner Meinung nach hätte das ruhig noch mehr sein können, ohne dass der Charakter des naturwissenschaftlichen Studiums abhanden gekommen wäre. Die Chemie erreicht immerhin noch 40 Prozent bei der Gewichtung der Fächer. Schon nach der letzten Änderung 1989 (!) war klar, dass Aktualisierungen folgen mussten. Damals, als das achte Fachsemester und der Pharmakologie-Kurs eingeführt wurden, blieb kein Raum für große Reformen. Die Probleme blieben. Zu viel Zeit in Labors, extrem starres Stundenkorsett, das weder Studenten noch Professoren Raum für Schwerpunkte gab. Im Bericht des Bundesgesundheitsministeriums von 1996 stand als Urteil der befragten Experten: Die Approbationsordnung wird den aktuellen Anforderungen an den Beruf nicht gerecht. Die Neue hätte angesichts der Herausforderungen schon seit vorgestern gelten müssen. Aber so schnell gelingen Abstimmungen wohl nicht, zumal, wenn einige Beteiligte in verschiedene Richtungen gehen. Jetzt ist sie da. Die Universitäten können mit den Vorbereitungen beginnen. Dort, wo heute schon Klinische Pharmazie gepusht wird, etwa in Tübingen, Münster, Berlin oder Bonn, dürfte die Umsetzung leichter fallen als anderswo. Professoren für Klinische Pharmazie gibt es derzeit nur wenige, das ist eine Schwierigkeit, die es zu meistern gilt. Ist diese Approbationsordnung, wenn 2004 die Ausbildung im zweiten Abschnitt mit moderneren Inhalten greift, dann schon wieder überholt? Das ist schwer zu sagen. Immerhin gibt es bald das Wahlpflichtfach mit 112 Stunden. Außerdem können Dozenten künftig Stunden innerhalb von Stoffgebieten verschieben. Flexibilität ist - in Grenzen - eingebaut. Alle sind gefordert: Nur neuen Stoff "oben drauf" zu packen, ohne "unten" abzuknapsen, das wird nicht gehen. Trotzdem: Freuen Sie sich auf die Entwicklung der Klinischen Pharmazie und regen Wissenstransfer, wo immer Sie gerade tätig sind!

Susanne Imhoff-Hasse

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