DAZ aktuell

Stellungnahme der DGPT: Klinische Pharmazie nur mit Professoren aus Pharmazie

Nach der neuen Approbationsordnung für Apotheker ist vorgesehen, klinisch pharmazeutische Lehrinhalte in das Studium einzuführen und diese in einer eigenen Prüfung auch abzuprüfen (Einführung des Faches Klinische Pharmazie). Professor Ammon nahm hierzu in DAZ Nr. 44, S. 21 Stellung und sprach sich für die Klinische Pharmazie aus, allerdings unter der Voraussetzung, dass die wissenschaftlichen und personellen Voraussetzungen stimmen. Nachfolgend nimmt Prof. Dr. Kay Brune, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie (DGPT) dazu Stellung. Auch er hält das Fach Klinische Pharmazie prinzipiell für sinnvoll, wenn bestimmte Voraussetzungen bei der Frage der Lehre geklärt sind.

Die DGPT begrüßt grundsätzlich jede Maßnahme, die die Qualität der Arzneimitteltherapie in Deutschland verbessert. Sie hält daher die Einführung des Faches Klinische Pharmazie als fünftes Fach der pharmazeutischen Ausbildung für prinzipiell sinnvoll.

Das neue Fach Klinische Pharmazie ist durch den Prüfungskatalog als medizinisch-klinisches Fach charakterisiert. Es stellt daher einen Teil des "medizinischen Stranges" der pharmazeutischen Ausbildung dar. Er soll von der Anatomie und Physiologie über die Pharmakologie, Toxikologie zur Klinischen Pharmazie (und Klinischen Pharmakologie) führen. Die DGPT unterstützt daher den von Herrn Kollegen Ammon geäußerten Vorschlag, diesen Strang zu einer kohärenten Lehreinheit (Therapielehre) unter Beteiligung aller in der Approbationsordnung genannten primär medizinischen Fächer zu machen. Nur so können inhaltliche Lücken, fachliche Überlappungen, Kompetenzdiskussionen und mangelnde Zuordnung von Verantwortung vermieden werden.

Da es bisher für das Fach Klinische Pharmazie keine habilitierten Lehrer gibt, muss der entsprechende Nachwuchs sorgfältig ausgesucht und ausgebildet werden. Diese Aufgabe muss durch Hochschullehrer der Fächer Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmakologie sowie die in Kliniken tätigen Pharmazeuten erfolgen. Die ideale Vorbildung eines Lehrers der klinischen Pharmazie ist ein abgeschlossenes Pharmazie- und Medizinstudium, sowie praktische und forscherische Tätigkeit im medizinisch-klinischen Umfeld.

Die Rekrutierung von in Teilbereichen vorgebildeten Praktikern z. B. aus der Gruppe der Industriepharmakologen und Krankenhausapotheker für die Lehre im Fach Klinische Pharmazie erscheint nur für ausgewählte Lehrbereiche als Übergangslösung sinnvoll, da eine dauerhafte "Notlösung" dieser Art die akademische Entwicklung des Faches Klinische Pharmazie blockieren müsste und einer wissenschaftlichen Anerkennung auf universitärem Niveau im Wege stünde.

Die Berufung eines Fachvertreters (Professor) für das Fach Klinische Pharmazie kann nur einvernehmlich durch die beiden Fächergruppen Pharmazie und Medizin erfolgen, dabei müssen die bereits geschaffenen Professuren für Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmakologie mit Lehrtätigkeit im Bereich der Naturwissenschaftlerausbildung eingebunden werden. Es erscheint sinnvoll, darüber hinaus Fachvertreter der klinischen Medizin mit intensiver Arzneimitteltherapie einzubeziehen.

Der Vorschlag, die erwartete Mobilisierung und Translokation von Ressourcen aus dem "chemischen" in den "medizinischen Strang" zu umgehen, indem pharmazeutische Chemiker die Lehre in Klinischer Pharmazie übernehmen, erscheint nicht sachgerecht. Sie würde die akademische Reputation des gesamten Pharmaziestudiums tangieren.

Es scheint an der Zeit, die Möglichkeiten der Neuorganisation des Pharmaziestudiums konstruktiv (evolutionär) und qualitätssteigernd zu nutzen. Nur wenn der Öffentlichkeit plausibel vermittelt werden kann, dass der Apotheker der Zukunft die ambulante und klinische Medizin kennt und mehr davon versteht als das, was er z.B. durch Krankenhausbesuche, Arzneistoffanalysen und der Mitwirkung bei Arzneimittelstudien gelernt hat, wird die Reputation des Berufsstandes weiter wachsen.

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