Arzneimittel und Therapie

Kinder: Trotz HIV-Infektion des Mannes?

Heterosexuelle Paare, bei denen der Partner HIV-infiziert, die Partnerin jedoch HIV-negativ ist, können sich den häufig gehegten Wunsch nach einem Kind erfüllen, ohne auf geschützten Geschlechtsverkehr verzichten zu müssen.

In Deutschland und in Italien wurde eine Methode entwickelt, mit der das HIV-infizierte Sperma des Mannes von den Viren befreit und so eine Insemination mit zumindest stark vermindertem Infektionsrisiko möglich wird. Innerhalb des Forschungsprojekts "Kinderwunsch bei HIV-diskordanten Paaren" wurden bislang etwa 25 Paare behandelt und acht gesunde Kinder geboren. In keinem Fall wurde die Mutter mit HIV infiziert. Auch eine "frühzeitige" antiretrovirale Therapie setzt momentan erst dann ein, wenn das Virus die Zelle bereits infiziert hat. Möglicherweise gelingt es jedoch schon bald, das Eindringen des Virus in die Immunzelle zu verhindern. In den letzten 14 Monaten wurden verschiedene Ko-Rezeptoren (CCR5 auf Makrophagen und CXCR4 [Fusin] auf T-Zellen) identifiziert und charakterisiert, die das HI-Virus neben dem CD4-Rezeptor benötigt, um in die Zelle zu gelangen. Die natürlichen Bindungspartner der Ko-Rezeptoren sind die Chemokine. Sie lassen sich allerdings therapeutisch nicht einsetzen, da sie entzündliche und allergische Reaktionen hervorrufen. Außerdem scheinen Chemokine unter bestimmten Bedingungen bei einer akuten Infektion die virale Replikation zu stimulieren. Dennoch werden derzeit Chemokinderivate entwickelt, die die Ko-Rezeptoren besetzen und so dem Virus den Zugang zur Immunzelle verbauen sollen. Ob sie Eingang in die Therapie finden werden, ist allerdings noch fraglich. Personen mit einer angeborenen Resistenz gegen HIV verfügen nicht über entsprechende Ko-Rezeptoren und haben dadurch einen natürlichen Schutz. Als weiterer neuer Therapieansatz gilt die subkutane Gabe von Interleukin-2. Dieser Botenstoff, der für die Funktion und Teilung der Lymphozyten von Bedeutung ist, ist bereits in einem sehr frühen Stadium der HIV-Infektion erniedrigt. Die Folge: Die Immunfunktion sinkt. Ob die subkutane Interleukinsupplementierung virologische und immunologische Parameter verbessert, wird in einer randomisierten kontrollierten Phase-II-Studie untersucht. Durchgeführt wird eine Intervalltherapie an 44 HIV-Infizierten mit CD4-Zellzahlen zwischen 300 und 500/mm3, die unter Tripeltherapie stehen (Zidovudin, Lamivudin, Saquinavir). Bislang läßt sich eine Vermehrung der Lymphozyten feststellen. Die endgültigen Ergebnisse werden in einer Zwischenanalyse im Herbst vorgestellt.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.