ABDA-Kampagne

Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen

19.12.2016, 09:30 Uhr - Ein Blog-Beitrag von DAZ.online-Mitglied Gabriela Aures

Geht die Verhältnismäßigkeit verloren? (Bild: Marcin Chodorowski / Fotolia)

Geht die Verhältnismäßigkeit verloren? (Bild: Marcin Chodorowski / Fotolia)


Was ist los mit der ABDA-Kampagne? Und was hat das mit der EU-Kritik zu tun? Gabriela Aures hat sich so ihre Gedanken gemacht. 

...aha...jaaha....


Tja, der große Salvador Dalì konnte es sich leisten, seinen Bildern solch' lange Titel zu geben und trotzdem war die Kunstwelt elektrisiert.

Die ABDA – und auch die Politik – müssen ihre Aussagen kurz, knapp und knackig halten, manchmal eben auch bewusst provokant, um das Interesse  der Öffentlichkeit zu erregen, sonst fließt da nicht mal Kriechstrom.

Wobei Kriechstrom ja eher zu Entladung oder Kurzschlüssen führt und die Wortwahl der ABDA-„Kampagne“ scheint bei „der Politik“ genau das auszulösen.

Antieuropäisch, EU-kritisch, Futter für die Rechtspopulisten, so hagelt es postwendend Kritik von Links bis Rechts.

Heute DAS Totschlagargument schlechthin! (In vielen Apotheken war zu dem Zeitpunkt übrigens das bereits viel geschmähte „Propaganda-Material“ noch gar nicht angekommen)

Sollte die Ansprache, das Material, etwa mit den einleitenden Worten  

Umfassende Reflektionen zur Problematik und Diskrepanz der eigenverantwortlichen Gesetzgebung der EU-Mitgliedstaaten im Spannungsfeld der Harmonisierung der Staatengemeinschaft im Bereich der Gesundheitspolitik unter Berücksichtigung der geltenden Gesetze des Wettbewerbsrechtes der eigenstaatlichen Rahmenverträge

eröffnen ?  

Da ist der Kunde (zumindest geistig) schon verschwunden, bevor der Satz beendet wird, aber es wäre sicher politisch korrekter, also gefälliger und über jegliche Kritik erhaben. Das Sammeln von Unterschriften erledigt sich damit natürlich auch, denn kein Mensch weiß, was, worüber oder wofür er/sie da abstimmt.

Das wahre Dilemma ist die paranoide Empfindlichkeit, mit der „die Politik“ auf jegliche Äußerung zum Thema EU reagiert, die nicht zumindest ein vollumfängliches „Hosianna“ beinhaltet.

Der Brexit-Schock sitzt immer noch tief, die zunehmenden separatistischen Tendenzen in einigen EU-Ländern beunruhigen die Verantwortlichen in Brüssel. 

Statt sich mit der Frage nach den Gründen zu beschäftigen, bejubelt man sich für das jüngste Votum aus Österreich als Bekenntnis zu Europa.

Statt über die Webfehler im gesamten Konstrukt EU nachzudenken, wird jegliche, auch berechtigte Kritik als Verrat gebrandmarkt, Parteinahme für separatistische EU-Feinde unterstellt und in fröhlicher Verzweiflung weiter eine Einheitspolitik für einen bunten Mix an Menschen, Mentalitäten und Staaten gestrickt.

Irgendwie geht mir hier aber auch die Verhältnismäßigkeit langsam verloren !

Der Eu-GH entscheidet einseitig gegen die deutschen Apotheken und ebenso einseitig zum Vorteil eines anderen EU-Staates, Teile der Politik hantieren fortlaufend (traditionell ja schon seit Jahren) mit falschen oder falsch interpretierten Zahlen, wichtige Entscheidungen werden auf (ganz) lange Bänke verschoben, die Willkür und Macht der Krankenkassen kennt keine Grenzen mehr, Vertragsbrüche der ausländischen Apotheken sind offensichtlich völlig irrelevant und bleiben ohne Konsequenzen und wenn die hiesige Apothekerschaft plötzlich reagiert und die eigene Aufklärungsarbeit bei den Kunden, Patienten und nicht zuletzt eben auch Wählern ankündigt, schreit alles auf und findet sofort den einzigen Schuldigen: 

Böse EU-Kritik !! Böse Apotheker !!!

Bisschen arg einfach, oder?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion von DAZ.online.


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Aktion funktioniert

von Carsten Moser am 05.01.2017 um 11:16 Uhr

Aller Kritik an dieser Aktion zum Trotze funktioniert sie ganz hervorragend. Hinter der einfachen Formel finden sich die Kunden sofort wieder. Wir haben schon bergeweise Unterschriften gesammelt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Recht so Frau Aures

von norbert brand am 20.12.2016 um 8:56 Uhr

Es ist ganz einfach. Die Jahr(zehnt)elange weichgespülte, auf Konsens ausgerichtete Lobbyarbeit der ABDA hat doch nichts gebracht. Warum dann bei einem so elementaren Thema wie dem EUGH-Urteil nicht auch mal "zugespitzt formulieren", wie manche Politiker hin+wieder sagen, wenn sie mal nicht ganz politisch korrekt sind. Die offiziellen "Bedenken" bezüglich ABDA-Kampagne seitens Politik und einigen von uns sind nmE Teil des Problems.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Everybody's Darling will geübt sein.

von Christian Timme am 19.12.2016 um 19:51 Uhr

Der Berufsstand, schöner altmodischer Begriff, der Apotheker ist die letzte spürbare Bodenwelle auf der großen Europa-Autobahn die noch nicht planiert wurde. Weiter so.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.