Digitalisierung

E-Rezept und Medikation: Wie gelingt die Umsetzung?

Berlin - 29.04.2022, 15:30 Uhr

Bundesgesundheitsminister Lauterbach (hier beim SPD-Wahlkampf in Mühlheim an der Ruhr in NRW) will nach der Sommerpause eine Digitalisierungsstrategie vorlegen. (s / Foto: IMAGO / Bettina Strenske)

Bundesgesundheitsminister Lauterbach (hier beim SPD-Wahlkampf in Mühlheim an der Ruhr in NRW) will nach der Sommerpause eine Digitalisierungsstrategie vorlegen. (s / Foto: IMAGO / Bettina Strenske)


Gematik zieht positives Zwischenfazit

Ein positives Fazit zieht die Gematik. „Wir bewerten die Testphase für das E-Rezept positiv: Die Krankenkassen haben sich klar und eindeutig für das E-Rezept engagiert, sodass inzwischen etwa 60 Prozent der gesetzlichen Krankenversicherer ein E-Rezept abgerechnet haben. Das ist sehr erfreulich“, sagte Hannes Neumann, Produktmanager für das E-Rezept bei der Gematik. Bundesweit testeten Apotheken und Ärzte anhand der Test-E-Rezept-Anleitung der Gematik. „Es ist wichtig, dass nun nach und nach alle Arztpraxen aktiv werden: Jeder, der die technischen Voraussetzungen hat, sollte das E-Rezept testen. Dafür müssen sich weder Praxen noch Apotheken anmelden. Wir regen Ärzte und Apotheker vor Ort dazu an, miteinander zu sprechen und mit dem Test-E-Rezept den Ablauf auszuprobieren. Ab Herbst werden auch Mehrfachverordnungen ermöglicht, was für die Praxen eine Zeitersparnis bringt“, so Neumann.

Funktioniert das System auch unter Volllast?

Erik Bodendieck, niedergelassener Arzt aus Sachsen, Präsident der dortigen Ärztekammer und bei der DMEA Moderator der Session „E-Rezept und Medikation: Wie gelingt die Umsetzung?“ begrüßt die Verlängerung der Testphase fürs E-Rezept, bis definierte Qualitätskriterien erreicht sind und eine Mindestanzahl von 30.0000 E-Rezepten den gesamten Prozess inklusive Abrechnung ohne Probleme durchlaufen hat. Allerdings bilde diese Anzahl nur den Durchlauf von zehn Minuten in den Arztpraxen ab. „Das heißt, auch wenn 30.000 E-Rezepte binnen mehrerer Monate getestet wurden, sagt das noch nichts darüber aus, wie die Anwendung unter Volllast funktioniert.“

Laut Bodendieck können derzeit nicht alle Anbieter eine problemlose Umsetzung garantieren, was Voraussetzung für die flächendeckende Nutzung sei. Außerdem sei die Funktionssicherheit der Komfortsignatur und der Technik noch nicht gewährleistet. Spannend sei auch, wie der Patient das E-Rezept nutzen wird, ob er die App zur Verfügung hat oder das E-Rezept ausgedruckt werden muss. „Und mit Blick auf die EU-Freizügigkeit bei der Wohnortwahl, dem Reiseverhalten und der freien Arztwahl halte ich die EU-Verfügbarkeit der E-Rezepte für zwingend notwendig. Aber auch das ist derzeit noch vollkommen offen“, so Bodendieck auf Nachfrage der DAZ. Zudem müssten die Einbindung in die elektronische Patientenakte (ePA) und Arzneimitteltherapiesicherheit gelöst werden. „Die Gematik hat also noch viele Hausaufgaben zu erledigen, bevor das E-Rezept zum Nutzen für Patienten wie Ärzte sinnvoll zur Anwendung kommen kann.“



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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