Ökotest

Menstruations-Cups: umweltverträglich und günstig – doch auch frei von Schadstoffen?

Stuttgart - 21.04.2022, 09:15 Uhr

Ökotest war auf der Suche nach den besten Menstruationstassen. Dabei interessierte sich das Verbrauchermagazin vor allem für Schadstoffe in den Cups. (b/Foto: Leart / AdobeStock)

Ökotest war auf der Suche nach den besten Menstruationstassen. Dabei interessierte sich das Verbrauchermagazin vor allem für Schadstoffe in den Cups. (b/Foto: Leart / AdobeStock)


Menstruationstassen gelten als nachhaltige und kostengünstige Alternative zu Tampons und Binden. Doch sind sie auch bei Schadstoffen tadellos? Dem nachzugehen, ist Aufgabe von Ökotest. Mindestens eine der Menstruations-Cups dürfte es auch in Apotheken geben.

Mit wiederverwendbaren Menstruationstassen können Verbraucherinnen Einiges sparen – Müll und Geld: Einem Bericht bei „Deutschlandfunk“ zufolge landen pro menstruierender Frau – mit geschätzt sieben Periodentagen pro Monat – jährlich vier Kilogramm Tampons und Binden im Müll. Hochgerechnet auf die fruchtbaren Jahre, etwa 30 bis 40, fallen damit bis zu 160 Kilogramm Müll an. Allein in Nordamerika soll der Müllberg um 20 Milliarden Binden, Tampons und Applikatoren jährlich wachsen

Daneben belastet die Monatshygiene auch die Finanzen: Laut „Ökotest“ geben Frauen im Laufe ihres Lebens knapp 2.000 Euro für Tampons aus – eine Menstruationstasse hingegen kostet in der Regel zwischen 10 und 30 Euro und soll nach Herstelleranagaben bis zu zehn Jahre verwendbar sein. Die Kostenersparnis könnte folglich enorm sein. Nach wie vor nutzen die meisten Frauen (96 Prozent) jedoch Einwegprodukte, das zeigt der „Menstrual Hygiene Monitor 2019“. Ähnliche Daten finden sich in einer anderen Umfrage, der zufolge 71 Prozent der Frauen Tampons, 62 Prozent Binden und nur 15 Prozent die Menstruationstasse nutzen.

Sind Menstruationstassen frei von Schadstoffen?

Doch wie sieht es eigentlich mit der Qualität von Menstruationstassen aus? Enthalten sie Schadstoffe, reißen sie vielleicht beim Entfernen und weisen die Hersteller auch auf seltene Komplikationen durch den Gebrauch von Menstruationstassen (und Tampons) – das Toxische Schocksyndrom (TSS) – hin? Ökotest ging diesen Punkten nach und ließ 20 Menstruationstassen im Labor auf flüchtige Bestandteile, Silikonbausteine (Siloxane), Schwermetalle, Weichmacher, Lösemittel und antimikrobiell wirksame Substanzen untersuchen. Am wichtigsten war Ökotest der Punkt „Schadstofffreiheit“, schließlich werden die Menstruationstassen im Körperinneren getragen und kommen mit Schleimhäuten in Kontakt.

Die Redakteure des Verbrauchermagazins sind mit den meisten der 20 geprüften Menstruationstassen hochzufrieden: 16 schneiden mit Bestnote „sehr gut“ ab, nur je zweimal urteilt Ökotest aufgrund von Mängeln mit „gut“ und „ausreichend“.

Safecup von Dr. August Wolff: „sehr gut“ und über Apotheken bestellbar

Bei den besten Menstruationstassen findet sich auch ein Produkt eines in Apotheker-Kreisen (durch Vagisan® beispielsweise) bekannten Herstellers: Dr. August Wolff. „Sehr gut“ bei Inhaltsstoffen, bei Belastungsprüfungen und eine hohe Reißfestigkeit des Griffs. Das Gute: Safecup von Dr. August Wolff können auch Apotheken bestellen (oder sie haben sie im Sortiment), denn manche Großhändler haben die Menstruationstasse vorrätig.

Rossmann-Produkt mit Mängeln

Anders sieht es bei Facelle von Rossmann aus (auch wenn das Gesamturteil bei „sehr gut“ bleibt): kein Hinweis auf das Toxische Schocksyndrom, und die Reißfestigkeit des Griffs beurteilt Ökotest mit lediglich „mittelmäßig“, da das Material schon bei moderater Krafteinwirkung beim Entfernen gerissen sei. Unschön.

Bitte keine flüchtigen Stoffe

Abzug vergab Ökotest auch für flüchtige Stoffe. Es sollten nicht mehr als 0,5 Prozent der Substanzen aus dem Material entweichen, da dies sonst ein Hinweis darauf sein könne, dass die Menstruationstassen nach Produktion nicht ausreichen wärmebehandelt wurde, erklärt Ökotest. Bei drei Tassen – Ruby Cup, Mylily Menstruationstasse, Queen Cup – war dies der Fall. 

Bei diesen Cups lag jedoch noch mehr im Argen: kein Hinweis auf das Toxische Schocksyndrom, bei Mylily und Queen Cup fand Ökotest zudem PVC in der Verpackung und die Siloxane D5 und D6 über dem Grenzwert. Die Silikonbausteine seien schwer abbaubar und reicherten sich in Organismen an, weswegen Ökotest diese Stoffe als kritisch einstuft. Am Ende reicht es für Mylily und Queen Cup somit nur für „ausreichend“, die schlechteste Bewertung im Test. Bei Siloxanen wurde Ökotest auch beim mit „gut“ bewerteten Intimina Lily Cup fündig. Hier bemängelt das Verbrauchermagazin zudem die nicht sehr ausführlichen Anwendungshinweise.

Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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