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Lockdown-Effizienz
Warum die Inzidenz als einzige Kennzahl ausgedient hat
Wie gut haben Corona-Maßnahmen funktioniert? Dieser Frage näherten sich Wissenschaftler:innen in der Hagener Studie. Wichtig ist demnach vor allem ein gut ausgestattetes Gesundheitssystem. Im Interview mit der DAZ erklärt Studien-Autor Professor Hans-Jörg Schmerer außerdem, warum der Lockdown im Zusammenhang mit COVID-19 aber ausgedient hat und warum die Inzidenz als einzige Kennzahl anfangs zwar nützlich war, nun aber ihren Wert verloren hat.
Professor Hans-Jörg Schmerer, Leiter des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Internationale Ökonomie an der Fernuniversität Hagen, hat mit anderen Wissenschafler:innen in der Hagener Studie die Effizienz von Lockdown-Maßnahmen untersucht. Die DAZ hat ihm fünf Fragen gestellt.
DAZ: Sie haben Ihre Ergebnisse in dem Paper mathematisch heruntergebrochen und verallgemeinert. Ließe sich auch für einzelne Länder eine Effektivität der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen darstellen? Warum haben Sie darauf verzichtet einen „Ländervergleich“ darzustellen?
Professor Hans-Jörg Schmerer: Eine individuelle Einschätzung bestimmter Länder ist basierend auf den Ergebnissen theoretisch möglich, wir haben einen solchen Vergleich sogar grafisch in unserer Studie gezeigt. Länder mit besonders starkem Lockdown haben besonders hohe Infektionsraten. Dieses Ergebnis scheint auf den ersten Blick unplausibel, es ist allerdings sehr leicht zu erklären. Länder mit hohen Infektionsraten haben natürlich auch einen größeren Anreiz, die Ökonomie durch einen Lockdown zu schützen.
Es gibt statistische Methoden, die in der empirischen Wirtschaftsforschung sehr häufig eingesetzt werden und die solche Probleme adressieren. Die Methode, die wir gewählt haben, funktioniert allerdings nicht für eine Einzelfallbetrachtung. Alternativ könnte man sich natürlich auch für jedes Land anschauen, wie die Infektionszahlen nach einer gewissen Vorlaufzeit auf den Lockdown reagieren.
Unser Fokus lag jedoch auf länderspezifischen Gegebenheiten und deren Einfluss auf die Effizienz der Maßnahmen, dafür benötigen wir möglichst viele Informationen über verschiedene Länder und statistische Methoden, die die Länder vergleichbar machen. Alle Koautoren arbeiten im Bereich der Internationalen Ökonomie, das erklärt den Fokus auf länderübergreifende Fragestellungen.
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DAZ: Welche praktischen Lehren könnte man nun etwa für das deutsche Gesundheitswesen und/oder die Pandemie-Bekämpfung hier ziehen? Welche Lehren ganz allgemein?
Schmerer: Eine gute Versorgung des Gesundheitssektors ist langfristig ein entscheidender Faktor in der Pandemie-Bekämpfung. Kurzfristig kann ein Lockdown die benötigte Zeit verschaffen, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Dass der Gesundheitssektor in Deutschland gemessen durch die Gesundheitsausgaben pro Kopf recht weit vorne im internationalen Ländervergleich ist, bedeutet ja nicht, dass es da kein Verbesserungspotenzial mehr gibt und alles perfekt läuft.
Wir vergleichen verschiedene Länder miteinander und da schneiden Länder mit hohen Gesundheitsausgaben vor der Krise tendenziell einfach viel besser ab, jedoch darf man nicht vergessen, dass in unserer Betrachtung auch Länder mit besonders niedrigem pro Kopf Einkommen enthalten sind. Wie effizient diese Ausgaben dann eingesetzt werden, ist nicht Bestandteil unserer Studie.
Deutschland ist gut aufgestellt, da der Gesundheitssektor vergleichsweise gut ausgestattet ist. Konkret sehe ich aber einen Handlungsbedarf in der adäquaten Bezahlung der Beschäftigten im Gesundheitssektor, um ausreichend Personal für diese Jobs rekrutieren zu können.
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