Petition zur Legalisierung

Können knapp 80.0000 Bürgerstimmen das Cannabisverbot kippen?

Berlin - 13.06.2018, 12:45 Uhr

Knapp 80.000 Bürgerinnen und Bürger haben eine Petition zur Abschaffung des Cannabis-Verbotes unterzeichnet. Die Petition wurde kürzlich im Bundestag diskutiert. (Foto: remo/adobe.stock.com)

Knapp 80.000 Bürgerinnen und Bürger haben eine Petition zur Abschaffung des Cannabis-Verbotes unterzeichnet. Die Petition wurde kürzlich im Bundestag diskutiert. (Foto: remo/adobe.stock.com)


Fast 80.000 Unterschriften erzielte der Deutsche Hanfverband (DHV) mit seiner Petition, Cannabis in Deutschland zu legalisieren. Am vergangenen Montag vertrat DHV-Geschäftsführer Georg Wurth die Hanffreigabe vor dem Petitionsausschuss des Bundestages. Der Parlamentarische Staatsekretär des BMG, Dr. Thomas Gebhart, machte deutlich, dass die Regierung am Cannabis-Verbot festhalten möchte. In der Fragerunde wurden Zweifel an der bisherigen Verbotspolitik deutlich, sogar aus den Reihen der Union.

Die Cannabis-Legalisierung werde irgendwann auch in Deutschland kommen – erklärte Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes (DHV), am vergangenen Montag vor dem Petitionsausschuss des Bundestages. Es stelle sich nur die Frage, ob die Bundesrepublik der „letzte Mohikaner“ sein werde.

Mehr als 79.000 Menschen hatten auf der öffentlichen Petition des DHV zur Legalisierung von Cannabis unterschrieben. Neben Wurth als Petenten war der parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums, Dr. Thomas Gebhardt, zu der öffentlichen Anhörung geladen. Unter den Fragestellern befanden sich neben den ordentlichen Mitgliedern des Petitionsausschusses auch die Gesundheitspolitikerinnen Martina Stamm-Fibich (SPD) und Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Grüne).

Medizinalhanf

Cannabis auf Rezept

Wurth: Verbot fördert kriminelle Strukturen

In seiner Rede bei der Ausschuss-Anhörung wies Wurth darauf hin, dass es pro Jahr rund 100.000 Strafverfahren wegen rein konsumbezogener Cannabisdelikte gebe. Die sind aus seiner Sicht unsinnige Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Polizei. Außerdem fördere das Verbot kriminelle Strukturen. Mit einer Legalisierung könnte die Regierung dem  Schwarzmarkt Milliardenumsätze entziehen. Bei einer regulierten Freigabe als Genussmittel könnten zudem Gesundheitsschäden durch Streckmittel verringert werden.

Die Repressionspolitik sei gescheitert. Insbesondere bei den Jugendlichen sei kein Erfolg zu erkennen. Vergleichsweise dazu wäre in dem US-Bundesstaat  Colorado nach der Freigabe von Cannabis die Zahl der jugendlichen Konsumenten nicht gestiegen.

BMG: Cannabisfreigabe verlagert den Schwarzmarkt

Der parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), Dr. Thomas Gebhart (CDU), wies in seinem Beitrag vor allem auf gesundheitliche Risiken hin, die von Cannabis ausgingen. Außerdem glaube er nicht, dass eine Legalisierung den Schwarzmarkt austrockne, denn die organisierte Kriminalität operiere mit mehreren illegalen Substanzen. Es käme seiner Vermutung nach zu einer Verlagerung zu anderen Drogen und Zielgruppen.

Union und AfD zweifeln an bisheriger Verbotspolitik

Nach den beiden Redebeiträgen starteten die Fragerunden an Gebhardt und Wurth. Obwohl Union und AfD sich bisher vehement gegen eine Lockerung der Cannabis-Prohibition geäu0ert hatten, ließen sich ihren Fragen leise Zweifel an der bisherigen Verbotspolitik entnehmen. So hinterfragte der CDU-Politiker Marc Henrichmann etwa die These des BMG, dass sich der Schwarzmarkt nach einer Cannabislegalisierung auf andere Substanzen konzentrieren würde und fragte nach Erfahrungen aus anderen  Ländern. Gebhardt antwortete darauf, dass es zwar  keine Zahlen gebe, eine solche Entwicklung aber vorstellbar sei.

Aus Sicht des AfD-Bundestagsageordneten Martin Hebner ist das bisherige Verbot nicht wirksam. Denn am Bremer Hauptbahnhof hätten zwei „Schwarzafrikaner“ versucht, im Cannabis zu verkaufen, wusste Hebner zu berichten.

SPD, FDP, Grüne und Linke gegen Repression

Für den FDP-Bundestagsabgeordneten Manfred Todtenhausen ist die Verbotspolitik gescheitert und er brachte die Modellprojekte zur kontrollierten Freigabe ins Spiel, die seine Fraktion in einem Antrag bereits vorgeschlagen hatte.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich sprach in der Fragerunde an, dass die Bundesregierung das Cannabisverbot immer noch mit dem sogenannten Haschisch-Urteil begründen würde. Dieses Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1994 besagt, dass Alkohol im Gegensatz zur deutschen Kultur gehöre und deshalb erlaubt sein sollte. Stamm Fibich hinterfragte, ob dies die richtige Begründung für den unterschiedlichen Rechtsstatuts sei.

Kersten Steinke von der Linksfraktion brachte in die Diskussion ein, dass an den Folgen des Alkoholkonsums jährlich 70.000 Menschen sterben. Auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Dr. Kirsten Kappert-Gonther stellte kritische Fragen, unter anderem zum Gesundheitsschutz.

„Schub für die kommende Debatte“

Am vergangenen Montag traf der Petitionsausschuss noch keine Entscheidung. Die Anhörung sollte der Klärung der Sachlage dienen. Das Cannabisverbot wird in dieser Legislaturperiode ohnehin noch auf der Agenda stehen, denn die FDP, Grünen und Linken haben mit unterschiedlichen Anträgen vorgeschlagen, das Cannabis-Verbot zu lockern. So möchte die FDP wissenschaftliche Modellprojekte zur kontrollierten Freigabe. Die Linken fordern, dass es straffrei sein sollte, 15 Gramm Cannabis zu besitzen. Und die Grünen haben ein umfassendes Cannabiskontrollgesetz entworfen. Am 27. Juni wird es eine Expertenanhörung zu den Initiativen der Oppositionsparteien geben.

Petent Georg Wurth ist der Ansicht, dass durch die Anhörung Bewegung in die Cannabis-Diskussion gekommen ist.  „Dass die Regierung am Cannabisverbot festhalten möchte, ist nicht überraschend. Aber der kommenden Debatte über die drei Oppositionsanträge dürfte unsere Petition und die Anhörung reichlich Schub geben", erklärte der DHV-Geschäftsführer im Anschluss an die Sitzung.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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12 Kommentare

Legalisierung

von Tobi am 16.07.2018 um 2:19 Uhr

Warum ist Cannabis verboten ? Weil Cannabis damals in der USA als Sündenbock für Alkohol dastehen sollte. Fragt man heute Mediziner, die BEIDE Drogen ( ja Alkohol ist auch eine ), getestet haben, welche Droge eher legalisiert werden sollte wenn BEIDE verboten sind, wäre die Antwort Cannabis. Dies hab ich auch nicht von irgendwo, sondern über Recherchen übers www. Wenn wir mal nicht auf die Vergangenheit schauen sondern in der Gegenwart, muss ja mal auffallen, das immer mehr Länder mit dem Verbot falsch lagen und es legalisiert haben. Liebe Bier trinker in Deutschland, wir gönnen es euch (es wird eh keiner was sagen, da Bier in Deutschland stark intrigiert ist und legal ) aber stellt euch mal vor, ab morgen gibt es kein Bier mehr !... viele würden wie früher in den USA wegen Schwarzbrennerrei in den Knast kommen. ( gar nicht bei uns vorzustellen oder ? ) aber wieso ist 2018 bei uns in Deutschland Cannabis immer noch illegal? Warum werden normale Bürger, die einen Recht auf Rausch haben kriminalisiert? Ich kann es verstehen wenn es um wirklich harte Drogen ginge, aber bei einer Droge, die nicht so abhängig macht wie Tabak und Alkohol, nicht agressiv macht wie Alkohol und vielen einfach auch besser schmeckt ? Die Regierung zwingt uns quasi auf ( wollt ihr euch berauschen, bleibt euch nur Alkohol! ) NEIN !!! Es macht einfach keinen Sinn ! Es gehört zu den Aufgaben der Regierung auf uns Bürger aufzupassen!, das wir Bürger nicht verkommen wie die Junkies auf den Straßen... aber das wird nie mit Cannabis passieren, es sind die harten Drogen! Aber Cannabis ist eine Einstiegsdroge... BLÖDSINN !!! Wie kommt man darauf... weil Cannabis bei uns verboten ist! Es nur über den Schwarzmarkt zu bekommen ist! Von Leuten die einfach nur Kohle mit machen wollen ! Es Strecken mit anderen Drogen bzw. Substanzen um mehr Gewinn zu machen bzw.um sein " Kunden " auf teurere Drogen umzulenken. Wenn es coffeshops geben würde, wie bei unserem Nachbarn Holland, müssen die Kiffer nicht mehr zu diesen Leuten.Bedeutet somit, Kontakt mit harten Drogen ausgeschlossen, Kiffer werden nicht mehr vergiftet und der Staat kontrolliert das ganze und verdient mal Geld damit um es anderweitig zu investieren statt uns Kiffer zu jagen, als wären wir Verbrecher....echt traurig. Ihr wollt die Bösen Leute ? Die werden andere Drogen weiter verkaufen statt Cannabis, nur wären es dann viiieeell weniger Bürger die zu den dealern gehen würden!

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Aufwachen!

von Nicolai am 11.07.2018 um 12:41 Uhr

Wenn man sich Kanada anschaut, sind deren Argumente ausreichend gewesen. Der Staat verdient Geld durch den Verkauf durch Gras. Zudem müssen die Leute kein Gras mehr kaufen, das teilweise mit Haarspray und anderem Gift gestreckt wird, damit die Dealer für weniger des Produkts umso mehr Geld bekommen. Wenn es legalisiert werden würde, dann hätte jeder die Qualität im Auge und keiner müsse sich mehr Sorgen machen, dass man vergiftet werden könnte, weil man Gras auf dem Schwarzmarkt gekauft hat. Hoffen wir mal, das diese Aspekte auch noch in Betracht gezogen werden.

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Cannabis

von Werner am 24.06.2018 um 10:55 Uhr

Es ist einfach nur ein Beispiel mehr für das Rueckschrittliche Denken bis hin zum Mantra(eher wohl Lüge) der "gefährlichkeit" von Cannabis,wie lange noch muss man sich diese bodenlosen Unwahrheiten anhören und wie lange noch werden cannabiskonsumenten verfolgt und Alkoholkonsumenten gefoerdert oder beschützt(z.b. bei autounfaellen,schlaegereien) unter dem Deckmantel "unzurechnungsfaehig weil betrunken,nicht so schlimm)??!!????!!!!!

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Verlagerung

von Markus am 17.06.2018 um 11:14 Uhr

Auch dem Argument, die Legalisierung schwäche die organisierte Kriminalität, konnte Gebhart nichts abgewinnen. Zu erwarten sei vielmehr, dass sich die kriminellen Aktivitäten verlagern und es einen verstärkten Handel mit anderen Drogen geben würde.
Also, wenn der Kiffer legal im Fachgeschäft Gras kauft. Ist der Dealer vor der Tür mit anferen Drogen?
So ein schwaches Argument ohne jegliche Grundlage.
Vielmehr zeigt es doch die Ahnungslosigkeit des Abgeordneten.

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Schwarzmarkt

von Maximilian am 17.06.2018 um 10:54 Uhr

Ich weiß, ich bin noch nicht volljährig, aber das tut nicht zu Sache. Mal angenommen Cannabis würde leaglisiert werden, dann würde ich auf keinsten Fall immer noch zum Dealer rennen und mir Cannabis sif dem Schwarzmarkt besorgen, sondern so wie viele Jugendliche bei Alkohol, eine volljährige Person fragen ob sie mir das Cannabis in einem vorgesehenen Laden kauft. Das Argument dass die Jugendlichen dann immer noch zum Schwarzmarkt gehen halt ich für sehr schwach. Davon abgesehen können die Jugendlichen ja jetztvauch schon Cannabis auf dem Schwarzmarkt erwerben. Un wenn die Gesunheit der Jugendlichen im Vordergrund steht, dann wäre es deutlich besser, wenn die Jugendlichen wenigstens sauberes Gras konumieren würden! Ich hoffe ich werde ernst genommen :)

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AW: Schwarzmarkt

von Marcus am 17.06.2018 um 11:19 Uhr

Auch wenn sich das nicht ganz verhindern lässt, Ja!
Aber lieber so, als einen 16jährigen der direkt vom Dealer kauft und es evtl. an noch jüngeren weiter verkauft.

Cannabis Legalisierung

von Engel am 15.06.2018 um 14:00 Uhr

Wir werden immer an der Nase eingeführt,
So lange Merkel Regiert......
Hahahha

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Gebharts Traumwelten

von Horst am 14.06.2018 um 21:12 Uhr

Ich möchte darauf aufmerksam machen das die USA 1933 Alkohol legalisiert hat und so ziemlich jeder Amerikaner sein Schnaps nicht im Park von einem Dealer kauft welches wohlmöglich noch mit methanol gestreckt ist sondern in einen Laden geht und saubere geprüfte legale Ware bezieht. Laut Herrn Gebhart ist dies nicht der Fall was doch sehr weltfremd erscheint.

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Frei denkende Menschen lassen sich

von Juergen Meixner am 14.06.2018 um 18:10 Uhr

Die allgemeine Ignoranz gegenuber dem Menschlichen Endocannabinoid System ist ja himmelsschreiend.

Gute Besserung :-)

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Meinungen ohne Beweise

von Markus am 14.06.2018 um 2:47 Uhr

Dr. Thomas Gebhart (CDU) hat seine Meinung ohne belege, zahlen und vergleiche zur Geltung gebracht.
Na ja, peinlich und der eigenen idiologischen Verblendung treu.
Ist doch klar dass nach der Legalisierung Dealer vor Kindergärten Heroin verkaufen, oder?

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Frei denkende Menschen lassen sich nichts verbieten.

von S. Hubert am 13.06.2018 um 16:20 Uhr

Cannabis ist ein Produkt der Natur. Man setzt einen Samen in die Erde, und kurz danach erwächst eine Pflanze. Wie will man diesen Prozess der Natur in irgendeiner Form realistisch verbieten, oder regulieren?

Der Ältestenrat der Cannabispflanzen wird sich kaum im Wald treffen: Liebe Brüder und Schwestern, Herr Dr. Thomas Gebhart von der CDU hat ein Problem mit unserer Existenz... bitte stellt das wachsen ein.

Es ist doch einfach nur lachhaft. Genau wie sein Aussage: "Unser Ziel ist es, dass im Idealfall gar keine Menschen Cannabis zu Genusszwecken oder zu Rauschzwecken konsumieren."
Ich weiss ja nicht in welcher Märchenwelt sich Dr. Thomas Gebhart befindet, aber das ist kein "Idealfall" sondern eine Phantasievorstellung, die weiter weg von der objektiven Realität nicht sein könnte.

Wir reden über eine Kulturell besonders wichtige Pflanze die seit tausenden von Jahren angebaut und auch konsumiert wird. Der Wert dieser Pflanze ist enorm. Das kann man nicht einfach wegdiskutieren und die Augen davor verschliessen.

Darüber hinaus war das Argument von Georg Wurth am Anfang auch ziemlich gut. Aktuell findet auf der ganzen Welt eine Welle des Erfinderreichtums / Entrepreneurships statt...und der Zug geht an uns aktuell vobei. Wenn die Patente dann irgendwann alle in trockenen Tüchern sind in 10 Jahren oder so...wird die Legalisierung ohnehin kommen. Oder hat irgendjemand ein Zweifel daran, das die führende Regierung (in 10 Jahren) Nein sagt, wenn der Amerikaner anklopft und hier seine McBreit hochziehen möchte?

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AW: Frei denkende Menschen lassen sich

von Juergen Meixner am 14.06.2018 um 18:08 Uhr

Die Ignoranz ist ja Himmelschreiend.

Human Endocannabinoid System

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