Bei Blähungen und Husten

Kennen Sie den Andorn, die Arzneipflanze des Jahres 2018?

Stuttgart - 21.09.2017, 11:55 Uhr

Der Andorn ist die Arzneipflanze des Jahres. (Foto: picture alliance / blickwinkel)

Der Andorn ist die Arzneipflanze des Jahres. (Foto: picture alliance / blickwinkel)


Der Gemeine Andorn – Marrubium vulgare – ist kaum jemandem mehr als Heilpflanze bekannt. Eine Arbeitsgruppe am Institut für Geschichte der Medizin der Uni Würzburg will das ändern und hat den Andorn zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gekürt. Aber was kann das Gewächs aus der Familie der Lamiaceen eigentlich?

Der Gemeine Andorn (Marrubium vulgare), auch Weißer Andorn oder Mauer-Andorn genannt, ist eine ausdauernde bis halbstrauchige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 cm erreicht. Die Pflanze hat kleine weiße Blüten, die in kogeligen Scheinquirlen in den Achseln der Laubblätter stehen. Sie ist heimisch vom Mittelmeerraum bis Zentralasien, ist aber in Mittel- und Nordeuropa seit Langem eingebürgert. Als Droge eingesetzt wird das Kraut – Marrubii herba. Seit etwa 2000 ist der Andorn als Arznei bekannt. Er gehörte einst zu den beliebtesten Heilpflanzen, ist aber etwas in Vergessenheit geraten. 

Eingesetzt wird die Droge laut Monografie des Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der EMA als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten, leichten dyspeptischen Beschwerden wie Blähungen und Flatulenz sowie bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit. Aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe fördert die Droge den Gallenfluss. Das HMPC empfiehlt die Anwendung allerdings nur bei Erwachsenen und Kindern über zwölf Jahre. In der Schwangerschaft ist Andorn kontraindiziert.

Vor allem Bitterstoffe

Enthalten sind Diterpen-Bitterstoffe der Labdan-Reihe, vor allem das Furanolabdanlacton Marrubiin, das als Hauptbestandteil gilt (bis zu 1 Prozent). Gemäß Ph. Eur. müssen mindestens 0,7 Prozent Marrubiin enthalten sein. Neben der Bitterwirkung wurden im Mausmodell auch analgetische und antiödematöse Effekte nachgewiesen.

Des Weiteren sind Phenylethanoid-Derivate enthalten. Hier ist Acteosid hervorzuheben, das als analytischer Marker in der Qualitätskontrolle gilt. Dazu kommen unter anderem Flavon- und Flavonolglykoside wie Quercetin, Luteolin und Apigenin; Lamiaceen-Gerbstoffe und Hydroxyzimtsäuren. Ätherische Öle mit Monoterpenen wie Campher und Limonen sind nur in sehr geringer Menge vorhanden (etwa 0,05 Prozent). 

Als Tee und in Fertigarzneimitteln

Für die Teezubereitung werden 1,5 Gramm geschnittene Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 Minuten durch ein Teesieb abgegossen. Zur Verdauungsförderung lautet die Dosierempfehlung eine Tasse jeweils vor den Mahlzeiten. Kommt Andorn als Expektorans zum Einsatz, soll mehrmals täglich eine Tasse getrunken werden. Die lose Schnittdroge kann über die Apotheke bezogen werden, zum Beispiel von Caelo.

Andorn findet sich zudem in einigen, wenigen Fertigarzneimitteln, zum Beispiel Angocin® Bronchialtropfen, ein Monopräparat auf Basis des Fluidextrakts, sowie Hustenelixier® von Weleda, das ein Andorn-Dekokt in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen enthält. Außerdem sind zahlreiche homöopathische Arzneimittel auf dem Markt. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Andorn

von Frank Bünder am 24.09.2017 um 11:43 Uhr

Das ist dich was. Eine schöne Heilpflanzendroge.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.