Synthetische Biologie

Forscher erzeugen Pocken-Variante im Labor

Stuttgart - 11.07.2017, 15:10 Uhr

Pockenviren unter dem Elektronenmikroskop. (Foto: CDC / Dr. Fred Murphy)

Pockenviren unter dem Elektronenmikroskop. (Foto: CDC / Dr. Fred Murphy)


Gegen Pocken hilft offenbar nicht nur die Impfung

Wie der RKI-Experte Nitsche im Deutschlandfunk sagte, gibt es neben den für die komplette Bundesbevölkerung eingelagerten Impfstoffen auch Arzneimittel, die zur Therapie von Erkrankten eingesetzt werden können – wie ein spezifisches antivirales Mittel, das die Vermehrung von Pocken hemmt. Auch seien Herpes-Mittel wie das noch nicht zugelassene Brincidofovir „relativ vielversprechend“. „Man könnte nicht nur prophylaktisch impfen, sondern in einem Ausbruchsfall auch therapieren“, erklärte Nitsche.

Laut SZ wollte der kanadische Forscher Evans auch die Diskussion um den richtigen Umgang mit den modernen Möglichkeiten wiederbeleben. „Die Welt muss einfach die Tatsache akzeptieren, dass man das machen kann, und jetzt müssen wir überlegen, was die beste Strategie ist, damit umzugehen.“ Umstritten ist auch, wie genau Ergebnisse wie jene von ihm veröffentlicht werden sollen – bislang sind sie nur in einem WHO-Bericht vom November 2016 erwähnt, da Evans seine Arbeit dort bereits vorgestellt hatte.

Die Fachmagazine „Science“ and „Nature Communications“ wollten sie nicht veröffentlichen – auch wegen des „administrativen Aufwands“, den die heikle Forschung mit sich brächte, wie „Science“ argumentierte. Doch der kanadische Forscher will seine Arbeit demnächst wieder zur Publikation einreichen. 

Vor 21 Jahren hatte die WHO eigentlich beschlossen, die letzten Pockenviren zu vernichten, doch hielten die USA und Russland sich nicht an den Beschluss. Außerdem ist unklar, ob nicht noch weitere Proben an anderen Orten lagern – so wurden beispielsweise im Jahr 2014 offenbar vergessene Pockenviren in einem Abstellraum der US-Gesundheitsbehörde NIH gefunden. Eine völlige Vernichtung der Viren ginge zu weit, hatte Evans im vergangenen Jahr gesagt. „Wir sollten sie da lassen, wo sie sind, wegsperren und überwachen. Wenn wir sie dann – aus was für einem Grund auch immer – doch noch einmal brauchen sollten, dann haben wir sie und müssen sie nicht extra synthetisch nachbauen.“ Mit seiner Arbeit an den Pferdepocken hat er nun jedoch gezeigt, dass der Aufwand hierfür vergleichsweise gering wäre.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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