Schweiz

Apotheken helfen, die Kostenexplosion zu stoppen

Remagen - 27.06.2017, 09:45 Uhr

Laut pharmaSuisse helfen Schweizer Apotheken, die Kostenexplosion zu stoppen. (Foto: dpa)

Laut pharmaSuisse helfen Schweizer Apotheken, die Kostenexplosion zu stoppen. (Foto: dpa)


Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind in den letzten vierzehn Jahren fast um das Doppelte nach oben geschnellt. Sie liegen mittlerweile bei 71 Milliarden Franken pro Jahr. Die Schweizer Apotheken tragen einen wichtigen Teil dazu bei, die  Kostenexplosion zu stoppen, reklamiert der schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse in einer Medienmitteilung. Weiteren Einschnitten bei den Erträgen erteilt der Verband eine klare Absage.

Schon jetzt betrachten sich die Schweizer Apotheken als Stützpfeiler des Gesundheitssystems. Und sie sollen in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen. Mit den Revisionen des Heilmittelgesetzes (HMG) und des Medizinalberufegesetzes (MedBG) in 2016 bzw. 2015 sollen sie sich verstärkt in die Grundversorgung einbringen und die Ärzte entlasten. Die Politik habe erkannt, dass die Apotheken mit ihrer hohen Dienstleistungsqualität für die medizinische Grundversorgung in der Schweiz zentral sind, stellt pharmaSuisse in einer Medienmitteilung fest.

Verbandspräsident Fabian Vaucher ist zudem überzeugt, dass sie mit ihrer Kosteneffizienz insgesamt auch einen großen Beitrag leisten, um die Ausgaben im Gesundheitsmarkt in Schach zu halten und die Hausärzte und Krankenhäuser zu entlasten. Für den „europaweit erstklassigen Service“ spiele auch der Qualitätswettbewerb unter den Apotheken eine Rolle.  

Erlöse in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken

Die hohe Qualität und das gute Versorgungsnetz dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden, gibt pharmaSuisse zu bedenken. Der Verband gründet seine Sorge darauf, dass der notwendige Erlös zur Deckung der Personal-, Infrastruktur- und übrigen Betriebskosten einer Apotheke infolge der staatlich verordneten Preissenkungen der letzten Jahre kontinuierlich gesunken ist. Dies wird mit konkreten Zahlen aus den letzten fünf Jahren belegt. Während das Absatzvolumen der kassenpflichtigen Medikamente in den 1792 öffentlichen Apotheken des Alpenlandes in diesem Zeitraum um neun Prozent gestiegen ist, ist der Ertrag pro Packung um neun Prozent zurückgegangen. Der Nettoertrag aus dem Preissystem des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat sich laut pharmaSuisse „bei Nullwachstum eingependelt“. 

Bei leichten Erkrankungen ist Apotheke die günstigere Wahl

Die Gesundheitskosten zulasten der obligatorischen Kranken- und Pflegeversicherung (OKP) sind in dieser Zeit um 24 Prozent angewachsen, und die Kosten für ambulante Behandlungen in den Schweizer Krankenhäusern haben sogar um 32 Prozent zugelegt. Vor allem junge Menschen werden nach Angaben des Verbandes auch mit Bagatellerkrankungen direkt in den Notaufnahmen vorstellig, weil sie oft keinen Hausarzt haben, und verursachen damit extrem hohe Ausgaben. Bei den Ausgaben für kassenpflichtige Medikamente über die Apotheken schlägt lediglich eine Steigerung um 9 Prozent zu Buche, laut pharmaSuisse ein Beleg dafür, dass die Apotheke für die einfachen Erkrankungen und Verletzungen die ideale und weitaus kostengünstigere Lösung ist.   

„Beratung ist der größte Trumpf der Apotheken“

Als den „größten Trumpf in der Apotheke“ bezeichnet pharmaSuisse die Beratungsdienstleistung, die allerdings einen hohen Personaleinsatz fordert. So ist die durchschnittliche Anzahl der Vollzeitbeschäftigten in den letzten fünf Jahren von 7,5 auf 8,3 pro Apotheke angestiegen. Überdies sollen die Kundenbedürfnisse durch längere Öffnungszeiten befriedigt werden. Sie wurden im selben Zeitraum von durchschnittlich 55,1 auf 57,8 Stunden pro Woche ausgedehnt. Speziell in Bahnhöfen und Einkaufszentren wird die Nachfrage mit längeren Öffnungszeiten bedient. Dass sich das lohnt, darf nach den Berechnungen von pharmaSuisse bezweifelt werden. Zwar haben die Verkäufe um vier Prozent zugenommen, aber die Umsätze pro Mitarbeitendem sind um denselben Prozentsatz zurückgegangen.

Weitere Ertragssenkungen hält Vaucher vor diesem Hintergrund für einen „falschen Ansatz“. Er fordert, dass die Apotheken die medizinische Grundversorgung inklusive des ganzen Spektrums im Bereich der Vorsorgeleistungen auch in Zukunft zu einem tragbaren Preis sichern können.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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