Landesapothekerverband Niedersachsen

Schwere Zeiten für Landapotheken

Berlin - 27.08.2015, 16:30 Uhr

Der Landesapothkerverband Niedersachsen weist auf die schwierige Lage von Landapotheken hin. (Foto: Sket)

Der Landesapothkerverband Niedersachsen weist auf die schwierige Lage von Landapotheken hin. (Foto: Sket)


Der Landesapothekerverband Niedersachsen mahnt: Die Landapotheken im nördlichen Flächenland bangen um ihre Existenz. Immer mehr Ärzte schlössen ihre Praxen – denn Nachfolger finden sie nicht. Ohne Arzt vor Ort kann aber auch die Apotheke nicht leben, da das wichtigste Standbein der Landapotheke verschreibungspflichtige Arzneimittel sind. Überdies haben Landapotheker, die in Rente gehen, Schwierigkeiten eine Nachfolge zu organisieren. Exemplarisch verweist der Verband auf die Insel- und Badapotheke auf Baltrum.

Zwischen 2010 bis Ende 2014 haben in Niedersachsen bereits 113 Apotheken für immer ihre Türen geschlossen. Und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Gerade Apotheken in dünn besiedelten Regionen wie zum Beispiel der Unterelbe, Wesermarsch, dem Harz oder den ostfriesischen Inseln werde die Versorgungslage immer kritischer, heißt es ein einer Pressemitteilung des Verbandes. Leidtragende seien oft ältere Patienten, chronisch Kranke oder Familien mit Kindern, die auf eine wohnortnahe pharmazeutische Versorgung dringend angewiesen sind.

Sparmaßnahmen machen Apotheken zusätzlich zu schaffen

Landapotheken mangelt es – insbesondere außerhalb der Urlaubssaison – ohnehin an Laufkundschaft. Und noch schwerer ist es für sie, wenn die Ärzte verschwinden. Aber auch das ist noch nicht alles: „Erschwerend kommt hinzu, dass die Apothekenbetriebe nach wie vor mit den Folgen verschiedener gesetzlicher Sparmaßnahmen zu kämpfen haben – die Umstellung der Großhandelsvergütung oder der erhebliche Mehraufwand durch die Rabattverträge sind nur zwei Beispiele von vielen“, erklärt Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen.

Daran habe auch die Anpassung des Apothekenhonorars und die Notdienstpauschale nicht viel ändern können – zumal eine angemessene Honorierung im Bereich der Rezepturerstellung oder der Betäubungsmittelabgabe weiterhin ausbleibe. Für Landapotheker, die in den Ruhestand gegen wollen, ist dies besonders misslich: Eine Apotheke, die nicht mehr wirtschaftlich geführt werden kann, ist nahezu unverkäuflich.

Kein Nachfolger für Inselapotheke

Als aktuelles Beispiel führt der Verband die bevorstehende Schließung der Insel- und Badapotheke auf der ostfriesischen Nordseeinsel Baltrum an. Seit 1980 versorgt diese die Insulaner und Touristen. Die Apotheke wird von den Schwiegereltern der Inhaberin der Apotheke, Antje Räth, geführt. Doch die 75-Jährigen gehen nun in Rente. Familie Räth sucht für die Weiterführung ihrer Inselapotheke einen Nachfolger – bislang jedoch ohne Erfolg.

Sollte die Insel- und Badapotheke auf Baltrum tatsächlich zum Ende des Jahres schließen, müssen sich Insulaner und Touristen ihre Medikamente auf dem Festland besorgen, mahnt der Verband. Das werde besonders für diejenigen problematisch, die aufgrund ihres Alters nicht mehr mobil sind. Für Menschen, die in einem Notfall bzw. akuten Krankheitsfall schnellstmöglich Medikamente benötigen, könne es ebenfalls schwierig werden, denn nur zwei bis dreimal täglich setze ein Schiff ans Festland über.

Groeneveld betont: „Die bevorstehende Schließung der Insel- und Badapotheke ist nur ein Beispiel dafür, dass die Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen und pharmazeutischen Versorgung immer schwieriger wird. Deren Sicherstellung sehen wir deshalb als eine der größten Herausforderungen der Politik.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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