Medizinische Biotechnologie in Deutschland

Biopharmazeutika weiter auf Wachstumskurs

Berlin - 07.05.2014, 14:40 Uhr


Die Biopharmazeutische Branche hat ihren positiven Trend im Jahr 2013 fortgesetzt. Der Umsatz mit gentechnisch hergestellten Arzneimitteln in Deutschland stieg um 8,5 Prozent auf über 6,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Grund hierfür ist der weitere wachsende medizinische Bedarf, erläuterte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio und CEO der Medigene AG.

Im Jahr 2013 wurden 14 neue Biopharmazeutika zugelassen. Diese Zahl wurde zuletzt im Jahr 2001 erreicht. Damit machen die Neuzulassungen knapp ein Drittel der 49 Neuzulassungen im vergangenen Jahr aus. Auch die Anzahl der Wirkstoffe, die in der Pipeline sind, stieg im Vergleich zum Vorjahr an: Während sich im Jahr 2012 noch 578 Stoffe in der Entwicklung befanden, waren es 587 Wirkstoffe in 2013. Davon befanden sich 228 Wirkstoffe in Phase I, 244 in Phase II und 115 Wirkstoffe in Phase III der klinischen Studien. Gerade im Bereich der Monoklonalen Antikörper wird geforscht – 333 Wirkstoffe befanden sich im Vorjahr in unterschiedlichen klinischen Phasen.

Allerdings macht Mathias deutlich, dass sich in der Entwicklung neuer Biopharmazeutika „eine Plateaubildung“ abzeichne. Ein Grund könnten fehlende Investitionsmittel sein – insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Um den Forschungsstandort Deutschland zu stärken, müssten Maßnahmen getroffen werden, so Mathias. Dazu zähle eine abgestimmte Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik sowie die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung. Diese gebe es bereits in den meisten OECD-Ländern. Konkret schwebt dem vfa bio eine Steuergutschrift in Höhe von zehn Prozent der F&E-Aufwendungen vor. Zudem sollen die steuerlichen Rahmenbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen sowie Wagniskapitalfirmen verbessert werden.

Anlässlich des 2013 beschlossenen Nationalen Aktionsplans für Menschen mit seltenen Erkrankungen (NAMSE) wies Martina Ochel, stellvertretende Vorsitzende von vfa bio und Geschäftsführerin von Genzyme – einem Unternehmen der Sanofi-Gruppe –, auf die Bedeutung der Biopharmazeutika hin. Im Jahr 2013 dienten 16 Prozent der Projekte in den Biotech-Pipelines der Entwicklung von Therapien gegen seltene Krankheiten. Aktuell sind zwölf Orphan-Biopharmazeutika auf dem Markt. Diese seien für die Patienten „ein Segen, weil sie Therapien ermöglichen, die auf andere Weise nicht möglich wären“, so Ochel. Insgesamt wurden bisher rund 100 Orphan-Drugs zugelassen, 69 davon haben derzeit noch den Orphan-Drug-Status.

Seit 2005 lässt der vfa bio – die Interessengruppe Biotechnologie im Verband forschender Pharma-Unternehmen – von der Boston Consulting Group einen Branchenreport zur medizinischen Biotechnologie erstellen. Die Daten werden bei kleinen und mittelständischen Firmen, großen Arzneimittelherstellern und Tochtergesellschaften internationaler Pharma- und Biotechfirmen in Deutschland erhoben. Es zeigte sich auch, dass die Zahl der Beschäftigten in der medizinischen Biotechnologie bei stagnierender Unternehmenszahl um ein Prozent auf mehr als 36.350 Mitarbeiter stieg.


Annette Lüdecke