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Biotech-Branche trotzt der Krise

BERLIN (ks). Die medizinische Biotechnologie trotzt der Wirtschaftskrise. Während in anderen Branchen dicke Wolken aufgezogen sind, ist die Stimmung bei den Biotech-Unternehmen bestens. Wie der nunmehr im vierten Jahr von der Boston Consulting Group vorgelegte Report zur "Medizinischen Biotechnologie in Deutschland" zeigt, konnten sie auch 2008 kräftige Umsatzzuwächse verzeichnen.
Das Geschäft brummt Die Biotech-Branche freut sich über kräftige Umsatzzuwächse. Deutschland als Biotech-Standort ist die Nummer 1 in Europa, die Nummer 2 weltweit.
Foto: Biosyn

Erstellt wurde der Report im Auftrag des VFA Bio – dem Biotechnologie-Interessenverband der forschenden Pharmaunternehmen. "Es sieht sehr gut aus für Patienten und die Wirtschaftslage unserer Branche", erklärte Frank Mathias, Vorsitzender des VFA Bio und Vorstandsmitglied der MediGene AG, bei der Vorstellung des Reports am 27. April in Berlin. So blieb die Anzahl der in der Biotechnologie aktiven deutschen Unternehmen im Jahr 2008 mit insgesamt 375 stabil. 108 von ihnen haben selbst Präparate am Markt oder entwickeln solche. Nahezu unverändert blieb auch die Zahl der rund 34.000 Beschäftigten in den Unternehmen (+ 1 Prozent gegenüber 2007). Bei den Umsätzen sieht es noch besser aus. Um sieben Prozent steigerte er sich 2008 in der ganzen Branche (5,3 Mrd. Euro), um zehn Prozent ging es bei Unternehmen nach oben, die Präparate auf dem Markt haben (4,4 Mrd. Euro). Die bereits auf dem Markt befindlichen Biopharmazeutika haben im 28 Mrd. Euro schweren Pharma-Gesamtmarkt nun einen Anteil von 16 Prozent. Gegenüber 2007 ist dies ein Wachstum von neun Prozent. Der größte Wachstumsmarkt ist die Onkologie, wo es in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 38 Prozent nach oben ging. An zweiter Stelle folgen die Infektionen; Impfstoffe konnten ein Wachstum von 30 Prozent verzeichnen. Aber auch die Umsätze in nicht näher aufgeschlüsselten "anderen" Indikationen sind in den letzten fünf Jahren um 55 Prozent gewachsen. In einigen Indikationen haben sich Biopharmazeutika bereits als feste Größe etabliert. So sind beispielsweise bereits 53 Prozent der bei rheumatoider Arthritis eingesetzten Präparate biotechnologisch hergestellt. Im Bereich der Impfstoffe haben Biopharmazeutika einen Marktanteil von 28 Prozent, in der Onkologie von 26 Prozent.

Erfolg versprechende monoklonale Antikörper

Etwas überraschend ist, dass im vergangenen Jahr lediglich eine einzige Neuzulassung für ein biotechnologisch hergestelltes Präparat erteilt wurde. 2007 waren es noch zehn, 2006 sogar elf. Doch Mathias gibt Entwarnung: In diesem Jahr gab es bereits fünf Zulassungen; die letzte erhielt am 23. April das Präparat Removab (Catumaxomab). Für Mathias ist die bescheidene Zulassungsquote des vergangenen Jahres nur ein weiterer Beweis, dass man bei Biopharmazeutika einen langen Atem braucht. Der Blick auf die Pipeline stimmt ihn jedenfalls optimistisch: 419 Präparate befinden sich derzeit in den drei Phasen der klinischen Entwicklung. Dies ist ein Wachstum von fast 20 Prozent gegenüber 2007. Besondere Aufmerksamkeit legen die Unternehmen auf die Entwicklung monoklonaler Antikörper – hier sind allein 160 Präparate in der klinischen Entwicklung. 19 Präparate mit monoklonalen Antikörpern wurden in Deutschland bis Ende 2008 zugelassen (21 bis April 2009). Was die Unternehmen und Patienten freut, lässt die Krankenkassen die Zähne zusammenbeißen: Der deutsche Umsatz mit dieser Medikamentengruppe hat sich in den letzten fünf Jahren von 273 Mio. auf 1,2 Mrd. Euro fast verfünffacht.

Standort Deutschland: Es geht noch besser

Auch bei der Standortfrage hat Deutschland die Nase vorn. In der Biotechnologie ist es unangefochten die Nummer 1 in Europa, weltweit – nach den USA – die Nummer 2. Dennoch ist man im VFA Bio nicht wunschlos glücklich. Standortentscheidungen müssen immer wieder überprüft werden, betonte Mathias, und dabei spielten die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Landes eine zentrale Rolle. Das gelte erst recht in Zeiten, in denen die Gesamtlage in Realwirtschaft und Finanzen problematisch ist. Mathias plädierte daher insbesondere für die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen.

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