Manipulationsverdacht

BVA nimmt Kassen-Meldungen unter die Lupe

Berlin - 03.09.2013, 08:23 Uhr


Tricksen Krankenkassen? Fast jede zweite Kasse soll einem Bericht zufolge die Krankheiten ihrer Versicherten nicht korrekt melden. Das geht aus einem Schreiben des Bundesversicherungsamtes (BVA) an den Spitzenverband der Krankenkassen hervor. Danach soll es bei 59 von 134 Kassen Auffälligkeiten geben.

Das BVA überprüfte die Krankheits-Einstufungen im ambulanten und im Krankenhausbereich. Dabei stellte sich dem Bericht zufolge heraus, dass Patienten vielfach kränker gemacht wurden, als sie in Wahrheit waren. Ein solches Vorgehen wäre lukrativ für die Kassen, denn die Summe, die die einzelnen Kassen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, bemisst sich – neben einer einheitlichen Grundpauschale – nach Alter und Gesundheitszustand ihrer Versicherten.

Als Beispiel führt die „Rheinische Post“ eine BKK an, die nun plausibel machen muss, weshalb bei ihren Versicherten innerhalb eines Jahres die Zahl der Herzinfarkte um mehr als 280 Prozent gestiegen ist, während sie im Schnitt aller Kassen um weniger als ein Prozent in die Höhe ging. Eine Ersatzkasse soll eine Vermehrung von Hautgeschwüren um mehr als 30 Prozent verzeichnen – während dieses Krankheitsbild im gesamten Kassensystem um gerade einmal 1,5 Prozent anstieg.

Den betroffenen Kassen drohen dem Bericht zufolge finanzielle Sanktionen, sollten sie keine plausiblen Gründe für die erheblichen Abweichungen vom Durchschnitt der Krankheitsbilder anführen können: Das Bundesversicherungsamt könne ihnen die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds kürzen. Die betroffenen Kassen müssen sich dem BVA nun erklären.


Juliane Ziegler