Neue Therapieoption

Lebensgefährliche Herzschwäche in der Schwangerschaft

Hannover - 05.06.2012, 09:42 Uhr


Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entdeckten ein Gen, das beim Schwangerschafts-assoziierten Herzversagen – der peri- oder postpartalen Kardiomyopathie (PPCM) – eine entscheidende Rolle spielt.

Sie zeigten zudem eine neue, effiziente Therapieoption für diese seltene, aber lebensgefährliche Erkrankung auf, deren Ursache noch unklar ist. Die Erkrankung kann bei vorher gesunden Frauen ohne Vorwarnung in den letzten Wochen der Schwangerschaft und in den ersten Monaten nach der Entbindung auftreten und binnen weniger Wochen zum Tod führen.

Zu den Risikofaktoren gehören ein erhöhter Blutdruck oder Mehrlingsgeburten. Symptome dieser Erkrankung können sein: Abgeschlagenheit, Atemnot, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, starker Reizhusten, schlechter Schlaf und Herzrasen. Gesicherte Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht. Schätzungen zufolge könnte eine von 2.500 bis 4.000 Schwangerschaften in Deutschland betroffen sein.

Mäuse, bei denen das Gen STAT3 fehlt oder defekt ist, sterben an PPCM. In ihrem Herzmuskel wird das Stillhormon Prolaktin in ein kleines biologisch aktives Fragment gespalten, das kleine Blutgefäße zerstört und die Blutzirkulation so stark beeinträchtigt, dass das Herz nicht mehr funktioniert. Derzeit wird in klinischen Studien getestet, ob Prolaktin mit dem Abstillmedikament Bromocriptin blockiert werden kann. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: Bromocriptin wirkt – jedoch nicht bei allen Patientinnen gleich effizient.

Nun konnten die Wissenschaftler zeigen, dass neben STAT3 auch das Gen PGC1a eine wichtige Rolle bei dieser Krankheit spielt: Es verhindert die Spaltung des Prolaktins und sorgt dafür, dass vermehrt der Wachstumsfaktor Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) entsteht. Dieser schützt die Blutgefäße und fördert ihre Regeneration. Mäusen, denen PGC1a fehlt, weisen einen noch stärkeren Verlust von Blutgefäßen im Herzen auf, so dass sich das Herzversagen sehr schnell und massiv einstellt. Möglicherweise kann daher eine kombinierte Therapie mit Bromocriptin sowie einem VEGF-Hemmer zu einer schnelleren Heilung führen.

Literatur: Patten, I. S., et al.: Nature 2012;485:333–8, Online: doi:10.1038/nature11040.


Dr. Bettina Hellwig