Arzneimittel und Therapie

Varizellen-Impfung zweifach nützlich

Geimpfte Kinder sind auch vor Gürtelrose geschützt

Kinder, die gegen Windpocken geimpft wurden, erkranken weniger häufig an Herpes zoster als ungeimpfte. Dies geht aus einer US-amerikanischen Untersuchung mit mehr als sechs Millionen Kindern hervor.

Herpes zoster, der auf einer Reaktivierung von Varizella-zoster-Viren beruht, tritt mehrheitlich bei immungeschwächten Patienten oder im älteren Lebensalter auf, kommt aber auch bei Kindern und Jugendlichen vor. Seit in den USA Kinder routinemäßig gegen Windpocken geimpft werden – die Empfehlung zur Impfung erfolgte 1996 –, nahm die Zahl an Herpes-zoster-Erkrankungen im Kindesalter ab. In welchem Ausmaß eine routinemäßige Varizellen-Impfung Kinder und Jugend­liche vor einem Herpes zoster schützen kann, wurde nun in einer epidemiologischen Studie verifiziert. Dazu wurden die Impfquoten von 6.372.067 Kindern und Jugendlichen im Zeitraum zwischen 2003 und 2014 ausgewertet und mit dem Auftreten eines Herpes zosters verglichen. Rund die Hälfte der Kinder war geimpft worden. In dem betrachteten Zeitraum betrug die Inzidenz einer Herpes-zoster-Erkrankung bei den ungeimpften Kindern 170 pro 100.000 Personenjahre, bei den geimpften 38 pro 100.000. Das heißt, die Inzidenz war durch die Impfung um 78% reduziert worden.

Impfstoffe und Lieferengpässe

Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, alle Kinder gegen Varizellen zu impfen. Es sollten zwei Impfstoffdosen verabreicht werden. Die erste Impfung erfolgt vorzugsweise im Alter von elf bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten. In Deutschland stehen zwei Monoimpfstoffe gegen Varizellen zur Verfügung: Varilrix® (GSK) und Varivax® (MSD). Bei Varivax® ist allerdings voraussichtlich bis September 2019 nur die 1er-Packung verfügbar. Des Weiteren sind zwei Vierfachimpfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV) in Deutschland zugelassen: Priorix Tetra® (GSK) und Proquad® (MSD). Diese sollten jedoch erst bei der zweiten Impfung verabreicht werden. Die erste Impfung kann zwar gleichzeitig mit der MMR-Immunisierung erfolgen, laut STIKO sollten die Impfstoffe jedoch an verschiedenen Körperstellen injiziert werden. Grund für diese Vorsichtsmaßnahme ist ein leicht erhöhtes Risiko von Fieberkrämpfen bei Gabe des Vierfachimpfstoffs.

Mit Priorix Tetra® ist eine Impfung derzeit allerdings nicht möglich: Die Vakzine steht bereits seit November 2018 auf der Lieferengpassliste des Paul-Ehrlich-Instituts und wird voraussichtlich erst im Oktober 2019 wieder lieferbar sein. Entgegen medialer Berichte besteht nach Einschätzung der Impfstoffhersteller jedoch kein Grund zur Sorge, dass Masern-Impfstoffe knapp werden könnten. So deckt MSD derzeit den Bedarf an Vierfachimpfstoff ab. Zudem stehen die MMR-Dreifachimpfstoffe Priorix® (GSK) und M-M-RVAXPRO® (MSD) als mögliche Alternativen zur Verfügung.

[Quelle: Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 34/2018; DAZ.online-Meldung vom 25. Juli 2019. www.deutsche-apotheker-zeitung.de]

Kinder, die zwei Impfdosen erhalten hatten, zeigten eine geringere Erkrankungshäufigkeit als jene, die nur einmal geimpft wurden. Über alle ausgewerteten Jahre hinweg war die Rate an Herpes-zoster-Erkrankungen bei den ungeimpften Kindern höher als bei den geimpften. Immunsupprimierte Kinder, die nicht geimpft werden konnten, erkrankten fünf- bis sechsmal häufiger als gesunde Kinder. |

Literatur

Weinmann S et al. Incidence of Herpes Zoster Among Children: 2003-2014. Pediatrics 2019;144(1):e20182917

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.