Aus den Ländern

„We live interdisciplinarity“

Die DPhG hat zu ihrer Jahrestagung nach München geladen

MÜNCHEN (du) | Einmal im Jahr lädt die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft DPhG zu ihrem wissenschaftlichen Kongress und bietet vor allem den pharmazeutischen Nachwuchswissenschaftlern ein ­Podium zur Präsentation und Diskussion ihrer Daten, in diesem Jahr in München. Das Motto der Tagung: „Pharmaceutical Sciences – We live interdisciplinarity“.
Fotos: DPhG/Tobias Hauke
DPhG-Präsident Dr. Stefan Laufer, Tübingen, (links) und Tagungspräsident Prof. Dr. Gerhard Winter, München, luden zum interdisziplinären Austausch ein.

Die pharmazeutischen Wissenschaften decken ein breites Feld ab und leben von einem intensiven interdisziplinären Austausch. Deshalb hat die DPhG die Interdisziplinarität in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen wissenschaftlichen Tagung gestellt. Tagungspräsident Prof. Dr. Gerhard Winter, München, und DPhG-Präsident Prof. Dr. Stefan Laufer, Tübingen, warben dafür, sich für diese Besonderheit des pharmazeutischen Berufs und der pharmazeutischen Wissenschaften zu begeistern und so die schon in der Vergangenheit erfolgreichen Jahrestagungen einen Schritt weiterzubringen. Ein Blick in das umfangreiche Tagungsprogramm zeugt von der Vielfalt pharmazeutischer Forschung und der Bedeutung des interdisziplinären Austauschs für deren Erfolge: Arzneistoffentwicklung und Arzneistoffreisetzung, Ionenkanäle und ihre Bedeutung für Gesundheit und Krankheit, Fortschritte in der Arzneistoffsynthese, Gen- und Stammzelltherapie, Klinische Pharmazie, Immunologie und Tumortherapie etc.

So erläuterte beispielsweise Prof. Dr. Achim Göpferich, Regensburg, die technologischen Herausforderungen, die Biologika an Freisetzungssysteme stellen. Prof. Dr. Jörg Striessnig, Innsbruck, widmete sich der Rolle von L‑Typ-Calciumkanälen (LTCC) im Gehirn und ihrer Bedeutung für neuropsychiatrische Erkrankungen. Ihre Blockade bietet interessante Ansatzpunkte für die Behandlung beispielsweise der Epilepsie oder des Autismus. Möglich ist eine LTCC-Blockade mit altbekannten Dihydropyridinen wie Amlodipin, Isradipin und Nimodipin. Sie werden seit Langem zur Therapie der Hypertonie eingesetzt. Für die ­Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen könnten sie laut Striessnig eine Option sein. Allerdings sind hohe therapeutische Erhaltungsdosierungen notwendig, die das Hypotonierisiko erhöhen.

Den Nachwuchs fördern

Ein besonderes Anliegen der DPhG ist die akademische Nachwuchsförderung. Man ist sich bewusst, dass die Entscheidung für eine wissenschaftliche Karriere riskant und gerade auch im Hinblick auf finanziell attraktivere Karriere-Optionen nicht einfach zu fällen ist. Ungeachtet dessen ruht auf den Schultern der jungen Nachwuchswissenschaftler die Zukunft der Pharmazie als Wissenschaft. Vor diesem Hintergrund haben in München der Präsident Prof. Stefan Laufer und der Vizepräsident der DPhG Prof. Dr. Andreas Link, Greifswald, die Jungforscher unter ihre Fittiche genommen und für sie unter dem Motto „New Research, New Researchers“ ein eigenes Forum geschaffen.

Im Rahmen der Jahrestagung wurde auch die an der Universität Braunschweig entwickelte neue pharmazeutische Rechercheplattform PubPharm vorgestellt.

Hohe Auszeichnung für Prof. Dr. Bernd Clement

Der pharmazeutische Chemiker Prof. Dr. Bernd Clement, Kiel, wurde mit der Carl-Mannich-Medaille für seine Verdienste um die Pharmazie geehrt. Die Carl-Mannich-Medaille ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der DPhG, sozusagen der „Nobelpreis“ für Pharmazeuten, wie Prof. Dr. Stefan Laufer in seiner Laudatio betonte. Damit wurde wie schon im vergangenen Jahr (Prof. Dr. Rolf W. Hartmann, Saarbrücken) diese Ehre erneut einem pharmazeutischen Chemiker zuteil. Clement gewährte in seiner Danksagung einen Einblick in sein Forscherleben zwischen Amidinen und Guanidinen. Als Vorsitzender des Verbandes der Professoren an Pharmazeutischen Hochschulinstituten prägte und prägt er bis heute die pharmazeutische Ausbildung.

Foto: DAZ/du
DPhG-Präsident Dr. Stefan Laufer (rechts) zeichnete den pharmazeutischen Chemiker Prof. Dr. Bernd Clement mit der Carl-Mannich-Medaille aus.

Lernzielkatalog für angehende Apotheker

Vor dem Hintergrund des Perspektivpapiers Apotheke 2030 stehen Forderungen zur Novellierung der Approbationsordnung im Raum, mit dem Ziel, die Patientenorientierung und damit die Klinische Pharmazie zu stärken. Eine neue Approbationsordnung wird vor allem von pharmazeutischen Chemikern vehement abgelehnt. Die Bundesapothekerkammer hat inzwischen einen kompetenzorientierten Lernzielkatalog für die universitäre und praktische Ausbildung angehender Apotheker formuliert. Auch hierüber wurde in einer geschlossenen Veranstaltung mit Vertretern von Hochschullehrern, DPhG und Bundesapothekerkammer diskutiert. Der Ansatz wurde grundsätzlich begrüßt. Es wird jedoch noch Anpassungs- und Ergänzungsbedarf gesehen. Abgerundet wurde die DPhG-Jahrestagung durch den „Tag der Offizinpharmazie“, der sich in diesem Jahr dem Thema Schmerz widmete (Bericht s. S. 98). |

1 Kommentar

PubPharm

von Anke Krüger am 19.10.2016 um 10:38 Uhr

Die PubPharm Rechercheplattform ist frei zugänglich unter:
www.pubpharm.de

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