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Lutschen, sprühen, gurgeln?

Halsschmerzen wirksam bekämpfen

Gode Meyer-Chlond | Rachenentzündungen haben eine hohe Selbstheilungstendenz, und Komplikationen sind sehr selten. Bereits nach drei Tagen sind bei einem Drittel der Betroffenen die Halsschmerzen abgeklungen, und nach einer Woche sind 80 bis 90% beschwerdefrei. Aufgrund des hohen Leidensdruckes suchen dennoch viele Halsschmerzgeplagte gleich zu Beginn der Beschwerden Rat in der Apotheke und sind dankbar für die Empfehlung symptomatisch lindernder Maßnahmen.

Giraffik: DAZ/ekr

Halsschmerzen gehören zu den typischen Symptomen einer Erkältung. Meist machen sie sich gemeinsam mit Schnupfen zu Beginn einer akuten Infektion im Bereich der oberen Atemwege bemerkbar, denn die Schleimhäute im Hals-Nasen-Rachenraum sind die ersten Kontaktstellen für umherschwirrende Krankheitserreger.

Viren meist Übeltäter

Vorwiegend sind es Viren, die über die Atemluft in den Rachenraum eindringen und die Schleimhäute besiedeln. Am häufigsten werden Rhino- (20%), Corona- (≥ 5%) und Adenoviren (5%) nachgewiesen. In seltenen Fällen sind Bakterien wie beispielsweise beta-hämolysierende Streptokokken oder Haemophilus influenzae Typ b für Infektionen im Rachen verantwortlich, die mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Kratzen oder einem trockenen Gefühl im Hals einhergehen. Da eine Abgrenzung zwischen einer viral oder bakteriell ausgelösten Infektion sehr schwierig ist, bringt letztendlich nur ein Rachenabstrich Gewissheit.

Schmerzen im Hals als Folge eines aktiven Abwehrsystems

Das Immunsystem des Körpers reagiert auf den Erregerangriff mit einer Entzündungsreaktion, bei der es in den geschädigten Gewebezellen über eine Aktivierung der Cyclooxygenasen 1 und 2 zur Freisetzung von Prostaglandinen kommt. Diese Botenstoffe führen zu einer Gewebserweiterung, die durch Rötung und Schwellung der Schleimhäute sichtbar wird. Hinzu kommt eine Erregung und Sensibilisierung von Nozizeptoren, wodurch sie wesentlich an der Vermittlung von Schmerz verantwortlich sind. Folge sind Schluckbeschwerden oder Halsschmerzen, die auch von Kopfschmerzen und Fieber begleitet sein können. Sind die Erreger bis in den Kehlkopf oder zu den Stimmbändern vorgedrungen, tritt noch Heiserkeit hinzu. Eine Schwellung am Unterkiefer und Hals ist Ausdruck für eine aktive Immunabwehr. Im weiteren Verlauf des Infektes tritt das Symptom Halsschmerzen zurück, und der Schnupfen sowie ein gegen Ende der Erkältung einsetzender Husten bestimmen das Krankheitsbild.

Anwendungstipps


Bei der Anwendung der verschiedenen Arzneiformen ist auf eine korrekte Handhabung zu achten.

  • Für eine optimale Wirkung sollten Halstabletten langsam gelutscht werden. Ein Zerbeißen oder Kauen schwächt die Wirkung hingegen ab.

  • Zuckerfreie Präparate sind nicht nur für Diabetiker eine gute Empfehlung, sie verhindern zudem, dass die Zähne leiden.

  • Die meisten Gurgellösungen werden von anionischen Substanzen (z. B. in Zahnpasten) inaktiviert. Daher muss der Mund vor dem Gurgeln gut mit Wasser ausgespült werden, um Reste der Zahnpasta zu beseitigen.

  • Mit einer Gurgellösung muss ausreichend lange gespült oder gegurgelt werden (am besten 30 bis 60 Sekunden). Anschließend wird die Lösung ausgespuckt.

  • Alle Rachentherapeutika sollten grundsätzlich gleichmäßig über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten zum Einsatz kommen. Alternativ sollte mindestes 30 Minuten nach ihrer Anwendung nichts gegessen werden, um den Wirkstoff möglichst lange im Mund- und Rachenraum wirken zu lassen.

  • Patienten, die zu Allergien neigen, müssen grundsätzlich bei lokalen Rachentherapeutika mögliche Unverträglichkeitsreaktionen berücksichtigen, die für einige Wirkstoffe beobachtet werden (z. B. Hexetidin, Benzocain, Lidocain, quartäre Ammoniumverbindungen, Povidon-Jod). Gleiches gilt für ätherische Öle, Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe.

Verschiedene Lokalisationen und Ursachen möglich

Je nachdem, in welcher Region im Hals sich die Erreger ansiedeln, unterscheidet man eine

  • Pharyngitis (Rachenschleimhautentzündung),
  • Tonsillitis (Entzündung der Gaumenmandeln),
  • Laryngitis (Entzündung von Stimmbändern, Kehlkopf oder Kehlkopfdeckel) sowie
  • die Seitenstrangangina, bei der die Seitenstränge, das heißt die von der oberen hinteren Rachenwand abwärts laufenden Lymphbahnen, betroffen sind.

Die verschiedenen Entzündungen im Hals-Nasen-Rachenraum und die damit verbundenen Halsschmerzen müssen aber nicht immer viral oder bakteriell verursacht sein. Sie können auch durch eine Überbeanspruchung der Stimme, aufgrund einer Reizung der Atemwege (z. B. durch Rauchen, Passivrauchen, Einatmen von Chemikalien, Staub oder Allergenen, Trockenheit der Luft) oder bösartige Veränderungen der Schleimhäute im Rachen oder Kehlkopf ausgelöst werden. Halsschmerzen können auch als Nebenwirkung von verschiedenen Arzneimitteln auftreten. Typische Wirkstoffe sind beispielsweise Carbimazol, Clozapin, Cotrimoxazol, Metamizol, Propylthiouracil, Rituximab, Sulfasalazin, Thiamazol und Ticlopidin. Zudem können schwerwiegende Erkrankungen wie eine Agranulozytose für Halsschmerzen verantwortlich sein. Halsschmerzen äußern sich auch infolge falsch angewendeter Darreichungsformen. Werden alkoholische Tropfen nicht ausreichend verdünnt, Brausetabletten geschluckt und nicht aufgelöst oder Tabletten ohne Wasser eingenommen, sind Irritationen der Rachenschleimhaut möglich.

Grenzen der Selbstmedikation

Halsschmerzen beginnen oft mit Kribbeln und Kratzen im Hals und Rötung und Schwellung im Rachen. Oft folgen Schluckbeschwerden, Heiserkeit und Schmerzen beim Sprechen. Nach zwei bis drei Tagen ist bei akuten Halsschmerzen in der Regel der Höhepunkt der Beschwerden erreicht, und nach einer Woche sind sie wieder verschwunden. Betroffene empfinden in der Regel Schmerzen beim Sprechen und Schlucken als äußerst quälend und wünschen sich eine schnelle und lang anhaltende Schmerzbefreiung. Viral bedingte akute Beschwerden können zumeist im Rahmen der Selbstmedikation symptomatisch gelindert werden. Sind Bakterien mit im Spiel, muss der Arzt entscheiden, ob eine antibiotische Therapie eingeleitet werden muss. Selbst bei Streptokokken-Infektionen wird heute eine routinemäßige Verabreichung von Antibiotika nach der aktuellen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) in der S3-Leitlinie "Halsschmerz" nicht mehr angeraten.

Auf eine bakterielle Mitbeteiligung können länger als drei bis fünf Tage dauernde Halsschmerzen, besonders starke Beschwerden, Luftnot, Fieber über 39 °C, Ohrenschmerzen, eitrig belegte, angeschwollene Gaumenmandeln oder zusätzliche Krankheitszeichen wie beispielsweise ein Hautausschlag oder stark geschwollene Lymphknoten deuten. Aber auch Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (infektiöse Mononukleose oder Pfeiffersches Drüsenfieber) sind mit einem schweren Krankheitsgefühl verbunden und gehören wegen möglicher Komplikationen in die Hand des Arztes. Schwangeren, Stillenden und Kleinkindern sollte ebenso ein Arztbesuch angeraten werden.

Schmerzlinderung und Erregerbekämpfung

Zur Linderung von Halsschmerzen kommen unterschiedliche Arzneistoffgruppen mit verschiedenen Wirkprinzipien zur Anwendung. Überwiegend werden Rachentherapeutika lokal eingesetzt, wobei unter Lokalantiseptika, Lokalanästhetika, Lokalantibiotika, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Phytotherapeutika als Mono- oder Kombinationspräparat sowie homöopathischen Einzel- und Kombinationsmitteln gewählt werden kann. Für den systemischen Gebrauch stehen in der Selbstmedikation Analgetika zur Verfügung. Die DEGAM-Leitlinie Halsschmerz empfiehlt allen Patienten ohne Kontraindikation Paracetamol oder Ibuprofen 3 x täglich für 2 (-3) Tage.


Streptokokken-Infektionen


Auf einer durch Viren vorgeschädigten Hals- und Rachenschleimhaut können sich leicht Bakterien ansiedeln. Besonders gefürchtet sind durch beta-hämolisierende Streptokokken der Serumgruppe A (GAS) ausgelöste Infektionen wie beispielsweise eine Streptokokken-Angina oder Scharlach. Während eine Angina auf die Entzündung der Gaumenmandeln beschränkt bleibt, kommt beim Scharlach nach zwölf bis 48 Stunden ein rotes Exanthem hinzu, das sich in den Beugefalten der Achsel und Leisten beginnend über den gesamten Körper ausbreitet. Typischerweise bleibt ein blasses Munddreieck frei. Durch die kleinen dicht stehenden, roten Pünktchen fühlt sich die Haut samtig an. Die anfangs belegte Zunge wird am dritten oder vierten Krankheitstag zur charakteristischen Himbeerzunge mit flammendroter Färbung, die der Erkrankung ihren Namen gibt (Scharlach vom persischen "Sakrilat" = "rote Farbe"). Ab dem siebten Tag beginnt die Haut, an Gesicht und Körper zu schuppen, drei Wochen später dann an den Hand- und Fußsohlen.

Welche Rachentherapeutika können evidenzbasiert empfohlen werden?

Es ist schwierig, bei den Mitteln gegen Halsschmerzen im Sinne einer evidenzbasierten Therapie eine gute Empfehlung auszusprechen. Einige Experten weisen immer wieder darauf hin, dass für die Rachentherapeutika keine ausreichenden Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Daher werden beispielsweise auch in der aktuellen DEGAM-Leitlinie "Halsschmerzen" Hausmittel sowie Phytotherapeutika nur mit Einschränkung und die Anwendung von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Rachensprays mit Lokalantiseptika und/oder Lokalanästhetika oder Antibiotika gar nicht empfohlen. In der Leitlinie wird vor allem die Anwendung von Lokalantiseptika kritisiert, da sie nur an der Oberfläche wirken können, während sich die wesentliche Infektion in der Tiefe des Gewebes abspielt. Zudem scheint den Autoren die teilweise in vitro und vivo nachgewiesene bakterizide/bakteriostatische Wirkung dieser Substanzen angesichts der mehrheitlich viral bedingten Racheninfektionen ohne klinische Relevanz. Lediglich für Ambroxol räumen die Autoren eine Wirkung ein, da kontrollierte Studien eine Überlegenheit gegen Placebo ergaben. Dennoch hat es sich in der Praxis bewährt, Halsschmerzgeplagten Rachentherapeutika zu empfehlen. Auch wenn die Dauer der Beschwerden nicht immer verkürzt werden kann, ist aber meistens eine symptomatische Linderung möglich.

Hausmittel nicht vergessen

Nicht zu unterschätzen sind Hausmittel, die einer Reizung und einem Austrocknen der Schleimhäute entgegenwirken sowie die körpereigene Abwehr unterstützen. Generell sollte auf das Rauchen verzichtet und eine Rauchexposition vermieden werden. Eine Befeuchtung der Umgebungsluft sowie eine ausreichend hohe Flüssigkeitsaufnahme sind ebenso grundlegende Maßnahmen. Vor allem das Trinken warmer Getränke (z. B. heiße Zitrone, spezielle Hals- und Rachen-Teemischungen) lindert den Halsschmerz, aber auch kalte Flüssigkeiten können auf der gereizten Rachenschleimhaut als angenehm empfunden werden. Viel Trinken befeuchtet nicht nur, es beschleunigt zudem den Abtransport der Erreger. Werden warme Flüssigkeiten gewählt, fördern sie die Durchblutung der Schleimhäute und aktivieren so die lokale Abwehr. In diesem Sinne lindern auch Wärmeanwendungen wie Halswickel die Beschwerden. Eine gute Befeuchtung erzielt ebenso das Gurgeln mit Salzwasser (ein Viertel Teelöffel Salz auf ein Glas Wasser) oder pflanzlichen Aufgüssen.

Lutschen hilft

Beliebt und hilfreich ist der Verzehr von Bonbons oder Halspastillen. Allein das Lutschen tut gut. Es befeuchtet die Schleimhäute über eine Stimulation der Speichelbildung, was zudem eine vermehrte Produktion von Abwehrstoffen wie Lysozym und Immunglobulinen und somit eine körpereigene Bekämpfung der Krankheitserreger nach sich zieht. Enthalten sie Kräuterzusätze aus Salbei (z. B. Dr. C Soldan® Salbei Bonbons), Eukalyptus (z. B. Pulmoll® Hustenbonbons Eukalyptus zuckerfrei) oder Latschenkiefer (z. B. Allgäuer Latschenkiefer® Ur Bonbons), desinfizieren sie zudem leicht. Menthol-haltige Bonbons (z. B. Emeukal®) weisen noch eine kühlende Wirkung auf. Die lindernden Effekte salzhaltiger Lutschtabletten (z. B. Emser® Pastillen) beruhen auf der Befeuchtung und Abschwellung der Rachenschleimhaut. Pastillen mit Isländisch Moos (z. B. isla moos®) sind aufgrund ihrer schleimhautauskleidenden Effekte besonders geschätzt. Ein mucilaginöses Wirkprinzip besitzen auch Hyaluronsäure-haltige Lutschtabletten (z. B. Gelorevoice®). Die lindernde Wirkung des Präparates beruht auf einem Hydrogel-Komplex, der sich beim Lutschen der Halstablette entfaltet und wie ein schützender Film über die Schleimhäute legen soll. Er spendet ihnen nachhaltig Feuchtigkeit und unterstützt die Regeneration gereizter Schleimhäute. Auch das Lutschen von Dexpanthenol (z. B. Panthenol 100 mg Jenapharm®) baut die entzündete Schleimhaut wieder auf.

Aus dem Schatz der Natur

Pflanzenextrakte werden auch in pflanzlichen Arzneimitteln gegen Halsschmerzen wegen ihres breiten Wirkspektrums bei guter Verträglichkeit geschätzt. Viele Phytotherapeutika vereinen sogar mehrere Wirkprinzipien miteinander. Zur Linderung der Beschwerden eignen sich Pflanzen mit antiphlogistischer (z. B. Kamillenblüten, Salbeiblätter, Spitzwegerichblätter), antiseptischer (z. B. Salbeiblätter, Thymiankraut), schleimbildender (z. B. Spitzwegerichblätter, Isländisch Moos) oder adstringierender (z. B. Salbeiblätter, Lindenblüten) Wirkung. Die Arzneidrogen werden in Form spezieller Teemischungen als Hals- und Rachentee angeboten (z. B. Heumann Halswohltee). Zudem sind zahlreiche Präparate zum Lutschen (z. B. ipalat® Halspastillen), Sprühen (z. B. Kamillosan® Mund- und Rachenspray) und als Gurgellösung (z. B. Salviathymol N®) erhältlich.

Schmerzlinderung vor Ort

Reichen Hausmittel und Pflanzenkraft nicht aus, stehen noch Rachentherapeutika mit chemischen Wirkstoffen zur Verfügung. Bei starken Schmerzen können Lokalanästhetika empfohlen werden, die wegen des örtlich betäubenden Effektes von vielen Halsschmerzgeplagten geschätzt werden. Neben Benzocain (z. B. Anaesthesin® Pastillen) und Lidocain (z. B. Trachilid® Halstabletten) hat auch das als Schleimlöser bekannte Ambroxol eine lokalanästhetische Wirkung und wird als Halstablette zum Lutschen angeboten (z. B. Mucoangin®). Mehrere Studien bestätigen eine signifikante Schmerzreduktion der Halstabletten mit Ambroxol im Vergleich zu Placebo. Sollte der lokalanästhetische Effekt als unangenehm empfunden werden oder von einem Taubheitsgefühl im Hals begleitet sein, können schmerzstillende Lutschtabletten mit dem NSAR Flurbiprofen (z. B. Dobendan® Strepsils direkt) empfohlen werden. Sie haben eine schmerzstillende Wirkung, ohne zu betäuben, und zudem noch antientzündliche und damit abschwellende Effekte. Bei der Applikation verspüren einige allerdings ein Brennen. Sind die Schmerzen besonders stark, so dass eine lokale Behandlung keine hinreichende Linderung bietet, mildern systemische Analgetika oder NSAR wie Paracetamol, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure die Halsschmerzen für mehrere Stunden. Ihre Anwendung sollte nicht länger als drei Tage erfolgen.


Achtung bei weißen Belägen


Bei Schluckbeschwerden mit weißen Belägen auf Zunge und Mundschleimhaut kann auch eine Candidainfektion (Mundsoor) vorliegen. Obwohl eine Behandlung mit rezeptfreien Nystatin-Präparaten möglich ist, ist es ratsam, die Diagnose ärztlich abzusichern. Zudem sollte nach der Ursache für den Hefebefall geforscht werden, um ein wiederholtes Auftreten zu vermeiden.

Lokale Antiseptika

Für die lokale Keimreduzierung werden lokale Antiseptika und Antibiotika verwendet, wobei die antimikrobiell wirksamen Substanzen vornehmlich gegen Bakterien wirksam sind. Ihr breiter Einsatz bei den zumeist viral ausgelösten Halsschmerzen wird darin begründet, dass sie das Ausbreiten pathogener Keime verhindern und damit einer bakteriellen Sekundärinfektion vorbeugen sollen. Besonders geeignet sind sie zudem zu Beginn einer antibiotischen Therapie. Lokale Antiseptika lindern die Beschwerden, bis das orale Antibiotikum seine volle Wirkung entfaltet hat. Sie enthalten am häufigsten quartäre Ammoniumverbindungen wie Benzalkoniumchlorid (z. B. Dequonal®), Cetylpyridiniumchlorid (z. B. Dobendan® strepsils Dolo), Cetrimoniumbromid (z. B. Lemocin®) oder Dequaliniumchlorid (z. B. Wick Sulagil® Halsspray). Allerdings sind sie nur schwach antibakteriell (besonders gegen grampositive Erreger) und begrenzt gegen Viren wirksam. Zudem können die Wirkstoffe durch Eiweiß, Eiter oder Serum inaktiviert werden, wodurch es zu einem Wirkungsverlust kommen kann. Stärker wirksam sollen Chlorhexidin (z. B. Chlorhexamed®) und Hexetidin (z. B. Hexoral®) sein. Beide Wirkstoffe zeigen eine breite antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Hexetidin zeichnet sich zudem durch antimykotische Effekte gegen Candida aus, die mit der Wirkung von Nystatin vergleichbar sein sollen. Ferner kann eine schwache lokalanästhetische Wirkung auf der Schleimhaut beobachtet werden. Chlorhexidin-haltige Lösungen sollten nur bis zu zehn Tage wegen reversibler Zahn- und Zungenverfärbungen zur Anwendung kommen. Als ausgeprägt bakterizid wird die Kombination aus den beiden Antiseptika Amylmetacresol und Dichlorbenzylalkohol (z. B. Neo-angin®) beschrieben. Daneben führt die Kombination zu einer beschleunigten Schmerzstillung. Gleichermaßen gegen Viren und Bakterien wirksam sind Präparate mit Povidon-Jod (z. B. Betaisodona® Mund-Antiseptikum), wobei bestehende Kontraindikationen wie eine Jodallergie und Hyperthyreose die breite Anwendung einschränken. Traditionell kommen auch Präparate mit Aluminiumchlorid (z. B. Mallebrin® Konzentrat zum Gurgeln) zur Anwendung. Oftmals werden Lokalantiseptika mit anderen Wirkprinzipien verknüpft. Eine gängige Kombination stellt beispielsweise ihre Verbindung mit Lokalanästhetika dar (z. B. Dobendan® Strepsils Dolo). Ein Zusatz von Menthol wirkt kühlend und wird bei brennendem Rachen als besonders wohltuend empfunden (z. B. Dobendan® Strepsils Cool).


Besondere Patienten: Kinder


Bei der Anwendung von Rachentherapeutika bei Kindern ist besondere Vorsicht geboten. Zum einen können Lutschtabletten erst eingesetzt werden, wenn die Kinder kontrolliert lutschen können. Viele Präparate sind zudem erst ab sechs oder zwölf Jahren zugelassen, einige sogar erst ab 18 Jahren. Gurgellösungen haben teilweise schon für Zweijährige eine Zulassung. Doch praktisch verschlucken sich Kleinkinder häufig, da sie meist noch nicht in der Lage sind, richtig zu gurgeln. Weiterhin ist zu bedenken, dass bei Kindern mit Halsschmerzen häufig Erkrankungen zugrunde liegen, die eine Verordnung von Antibiotika erforderlich machen (z. B. Streptokokken-Infektion) oder die zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen neigen (z. B. Pfeiffersches Drüsenfieber).

Lokale Antibiotika

Eine keimhemmende Wirkung soll auch mit rezeptfreien Lokalantibiotika erzielt werden. Ihre Effizienz und die Gefahr einer Resistenzentwicklung werden unterschiedlich bewertet. Heute werden nur noch die Antibiotika Tyrothricin und Fusafungin zur lokalen Bekämpfung von Halsschmerzen eingesetzt. Um die Keimreduktion zu verstärken, wird Tyrothricin mit anderen antiseptischen Wirkstoffen kombiniert (z. B. Dorithricin®). Das aus der Pilzart Fusarium lateritium gewonnene Lokalantibiotikum Fusafungin (z. B. Locabiosol®) ist hingegen als Monopräparat erhältlich, da es zwei Wirkprinzipien zugleich in sich vereint. Seine antiphlogistischen Effekte werden bei entzündlichen Infektionen der oberen Luftwege geschätzt. Insbesondere wird es bei einer Laryngitis empfohlen, da es als Spray in tiefe Rachenabschnitte gelangt. Über die Notwendigkeit einer systemischen Gabe von Antibiotika entscheidet der Arzt im Einzelfall.


Öfter eine Pause machen!


Eine gute Empfehlung bei Halsschmerzen ist der Rat an die Betroffenen, den Körper zu schonen, damit er seine körpereigene Immunabwehr optimal mobilisieren kann. Dafür sollte er sich ausruhen und öfter mal eine Pause einlegen. Spaziergänge an der frischen Luft und eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung mit einem hohen Obst- und Gemüseanteil stärken zudem das Immunsystem.

Homöopathische Mittel

Auch wenn im Sinne einer evidenzbasierten Medizin keine Wirksamkeitsnachweise für Homöopathika vorliegen, werden sie in der Praxis häufig erfolgreich zur Linderung von Halsschmerzen bei Rachenentzündungen eingesetzt. Bewährte Einzelmittel sind Aconitum, Apis mellifica, Belladonna, Hepar sulfuris, Mercurius solubilis, Phytolacca oder Silicea. Daneben versprechen an Symptomen orientierte Komplexmittel schon beim ersten Kratzen (z. B. Meditonsin®) oder auch bei stärkeren Schmerzen im Hals (z. B. Apis Belladonna Globuli velati®) effektive Linderung.

Lutschen, sprühen oder gurgeln?

Zur Keimreduzierung stehen Lutschtabletten, Rachensprays und Gurgellösungen zur Verfügung. Bei der Wahl der Darreichungsform sollte man sich nicht nur von den Vorlieben der Anwender leiten lassen. Die adäquate Arzneiform kann zum Erfolg der Behandlung beitragen. Sollten die Beschwerden beispielsweise durch Entzündungen in tieferen Rachenabschnitten wie beispielsweise bei einer Laryngitis oder einer Seitenstrangangina ausgelöst sein, sind Lutschtabletten oder Rachensprays zu bevorzugen. Mit ihnen können im Gegensatz zu Gurgellösungen auch hintere Bereiche im Rachen benetzt werden. Gurgellösungen gelangen hingegen nicht zur Rachenhinterwand, da sie beim Gurgeln durch Kontakt mit dem vorderen Gaumenbogen einen Würgereflex auslösen, der eine Benetzung tieferer Rachenbezirke unterbindet.


Quelle
DEGAM-Leitlinie Nr. 14: Halsschmerzen, www.leitlinien.degam.de/index.php?id=280.

Lennecke, K. et al.: Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien pharmazeutischer Beratung, Deutscher Apotheker Verlag, 4. Auflage (2011).

Fachinformationen der Präparate

Rote Liste 2011


Apothekerin Gode Meyer-Chlond



DAZ 2012, Nr. 4, S. 58

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