Aus Kammern und Verbänden

Soja-Isoflavone – wirksam und sicher

Die neu gegründete Isoflavon-Forschungs-Initiative präsentierte am 22. November 2008 in einem Seminar auf der Medica in Düsseldorf eine aktuelle Übersicht über Isoflavone als selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM). Die Vortragenden legten anhand der klinischen, pharmakologischen und toxikologischen Daten dar, dass bei Frauen in den Wechseljahren die Supplementation von Isoflavonen, z. B. durch Extrakte aus Soja, sinnvoll und sicher ist.

Nach wie vor ist die falsche Ansicht verbreitet, bei den Isoflavonen handele es sich um pflanzliche Östrogene, also um Substanzen, welche wie die körpereigenen Östrogene, insbesondere das Estradiol, wirken. Die Isoflavone entfalten ihre Wirkung im menschlichen Organismus jedoch nicht am klassischen Östrogenrezeptor alpha (ER-α), sondern sie aktivieren den im Jahr 1996 entdeckten Östrogenrezeptor beta (ER-β). ER-α ist für Wachstum und Vermehrung der Zellen an Brust und Uterus und den Abbau von Knochensubstanz verantwortlich – mithin für Mechanismen, die für den weiblichen Zyklus und die Schwangerschaft bedeutsam sind. ER-β schützt dagegen vor negativen hormonellen Effekten.

Positive Wirkungen der ER-β -Liganden

Isoflavone, welche ER-β aktivieren, wirken sich in mehrfacher Weise positiv auf die Gesundheit aus, wie Dr. Bernd Kleine-Gunk darlegte:

  • Ein lebenslanger Sojakonsum, wie er in Ostasien üblich ist, geht mit einer deutlich niedrigeren Rate von Brustkrebs einher.
  • Die regelmäßige Einnahme von Isoflavonsupplementen erhöht die Knochendichte und korreliert mit einer geringeren Inzidenz für Osteoporose.
  • Desgleichen reguliert sie die Blutlipidspiegel und verringert dadurch das kardiovaskuläre Risiko.
  • Bei Frauen in der Menopause führt die Einnahme von Isoflavon-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln zu einer deutlichen Reduktion von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen sowie von depressiver Verstimmung.

Die genannten Effekte der Isoflavonsupplemente wurden in klinischen Studien bestätigt und durch Metaanalysen gesichert.

Isoflavone haben selektive östrogene Effekte

Die Hintergründe zu den Wirkmechanismen der Isoflavone vermittelte Dr. Mathias Schmidt in seinem Vortrag. Er stellte zunächst die Frage, warum die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Zusammenhang gebracht wird, nicht aber der sehr viel höhere Hormonspiegel in der Reproduktionsphase der Frau. Den scheinbaren Widerspruch erklärt ein oft übersehenes Hormon mit Wirkung am ER-β, das 5α-Androstan-3β,17β-diol (kurz: 3β-Adiol); dessen Blutspiegel geht mit demjenigen von Estradiol parallel, fällt also in der Menopause ebenfalls stark ab. Damit aber entfällt in der Menopause einer der natürlichen Schutzfaktoren vor den negativen Effekten der Östrogene.

Isoflavone als selektive ER-β-Agonisten sind im Grunde keine Phytoöstrogene, sondern "Phyto-Adiole". Sie haben nicht die unerwünschten Effekte von Östrogenen, sondern schützen im Gegenteil vor solchen Effekten. Dies erklärt auch, warum in epidemiologischen und klinischen Untersuchungen konsistent ein Nutzen, aber kein erhöhtes Krebsrisiko nachgewiesen werden konnte – und dies selbst bei exorbitant hohen Dosen, die mit Nahrungsergänzungsmitteln nicht erreichbar wären.

Keine Wirkung auf Geschlechtsorgane

Über die Wirksamkeit und Sicherheit von Soja-Isoflavonen bei Wechseljahresbeschwerden referierte Dr. Martin Imhof. Positive Effekte gegenüber Hitzewallungen und Schweißausbrüchen sind in mittlerweile über 30 klinischen Studien dokumentiert worden, deren statistische Robustheit in Metaanalysen bestätigt wurde. Während die frühen Untersuchungen wegen Schwächen im Studiendesign noch widersprüchliche Ergebnisse erbrachten, haben alle Studien der jüngeren Zeit mit methodisch guter Herangehensweise deutlich positive Resultate erbracht – darunter auch eine von Imhof selbst durchgeführte Studie. Effekte auf die Hormonspiegel und auf das Wachstum Hormon-abhängiger Gewebe (Brust, Uterus, Vaginalendothel) wurden in sämtlichen modernen Studien, in denen solche Parameter gezielt erfasst wurden, ausgeschlossen. Zweifel am Nutzen der Isoflavone und an deren Sicherheit sind daher nicht mehr berechtigt – im Gegenteil: Die Internationale Menopausegesellschaft empfiehlt bei Wechseljahresbeschwerden die Gabe von Isoflavonen, allein oder auch in Kombination mit Hormonen, wenn die Effekte der Isoflavone nicht ausreichen.

Dr. Mathias Schmidt Isoflavon-Forschungs-Initiative e.V. i.G. schmidt@herbresearch.de

Internet

Isoflavon-Forschungs-Initiative

www.pro-soja.de

Östrogene

Östrogene oder Follikelhormone fördern das Wachstum der weiblichen Geschlechtsorgane, beeinflussen den Stoffwechsel in Leber und Knochen und haben zahlreiche weitere physiologische Wirkungen. Die drei Vertreter Estron, Estradiol und Estriol unterscheiden sich strukturell durch die Anzahl der OH-Gruppen. Von ihnen ist Estradiol das bei Weitem wirkungsvollste Hormon; es wird deshalb oft mit "Östrogen" (engl. Estrogen) gleichgesetzt.

Zum Weiterlesen

Soja-Isoflavone bei Wechseljahresbeschwerden – Effekte, Mechanismen und Anwendungssicherheit

Dtsch. Apoth. Ztg. 2008; 148 (32): 3497

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