Prisma

Frauen finden die Schlüssel schneller

"Männer kümmern sich um die wichtigen Dinge des Lebens, Frauen sind für den Alltagskram zuständig." Jede einigermaßen emanzipierte Frau wird diesen Satz zwar als grauenhaftes Klischee abtun – aus neurologischer Sicht macht es aber durchaus Sinn, wenn Frauen die kleinen Dinge des Alltags managen. Einer aktuellen Studie zufolge haben sie das deutlich bessere episodische Gedächtnis.

Das episodische Gedächtnis speichert Inhalt, Ort und Zeitpunkt persönlicher Erlebnisse und ist Teil des Langzeitgedächtnisses. Seine Funktionalität lässt sich durch Abfragen von Handlungen, Wörtern und Gesichtern messen. Auf diese Weise gingen auch Agneta Herlitz und Jenny Rehnman von der Universität in Stockholm bei ihrer Untersuchung vor. Sie ließen Frauen und Männer Listen mit Wörtern, Objekten und Aktivitäten anschauen und diese anschließend aus dem Gedächtnis wiedergeben. Die Frauen übertrafen die männlichen Studienteilnehmer dabei in fast 60 Prozent der Fälle. Da aus früheren Untersuchungen bekannt war, dass Frauen bei wortgebundenen Tests häufig besser abschneiden als Männer, schlossen die Studienautoren eine zweite Testphase an. In ihr wurde neben dem verbalen auch das räumliche Gedächtnis überprüft – bei letzterem haben Männer meist die Nase vorn. In der aktuellen Studie schnitten sie allerdings auch bei den räumlichen Tests schlechter ab. So erinnerten sich die Frauen z. B. eher daran, wo zuvor ein Schlüssel positioniert worden war. Da auch in diesem Fall Worte wie "Schlüssel" für das Gedächtnis eine gewisse Rolle spielten, untersuchten Herlitz und Rehnman in einem dritten Test, ob Frauen auch bei Aufgaben, die völlig vom Wort losgelöst sind, besser abschneiden als Männer. Dazu ließen sie sie Düfte riechen und zeigten ihnen Gesichter in so schneller Abfolge, dass es unmöglich war, eine Wortbrücke zum Merken wie "blond, blauäugig, bartlos" zu bilden. Auch ohne diese Brücke erinnerten sich die Frauen jedoch an mehr Düfte und Gesichter als die Männer. Insgesamt belegt dies den Studienautoren zufolge, dass Frauen das bessere episodische Gedächtnis besitzen als Männer – auch wenn der Unterschied relativ gering ist.


ral


Quelle: Herlitz, A., Rehnman, J.: Curr. Direct. Psychol. Sci. 17, 52-56 (2008).

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.