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Schleswig-Holstein: Diabetische Kinder brauchen Information und Verständnis

Am 30. Juni 2001 veranstaltete die Landesgruppe Schleswig-Holstein des Deutschen Diabetiker Bundes erstmals einen landesweiten Kinder-Diabetes-Tag. Im Gesundheitszentrum am Löwen in Preetz wurden den kleinen Patienten und ihren Eltern wichtige Informationen von Experten, verbunden mit Spiel und Spaß, geboten. Aus Apothekersicht dürften an dieser Veranstaltung einerseits die besonderen Bedürfnisse der jüngsten Diabetiker und andererseits die Kooperationsmöglichkeiten zwischen einer Apotheke innerhalb eines Gesundheitszentrums und einer ehrenamtlichen Selbsthilfeorganisation interessieren. Vermutlich erhalten auch andere spezielle Patientengruppen noch nicht die nötige Beachtung, sodass sich dieses Beispiel vielfach übertragen lässt.

Im Vergleich zur großen Zahl der Altersdiabetiker geraten die diabetischen Kinder und ihre Bedürfnisse leicht aus dem Blickfeld der Bemühungen um Diabetiker. Besonders in einem eher dünn besiedelten Flächenland wie Schleswig-Holstein ist kompetente Beratung für die Eltern nur schwer zu finden, zumal diese meist vollkommen unvorbereitet mit der Diagnose für ihr Kind konfrontiert werden. Doch leben im nördlichsten Bundesland immerhin etwa 600 Kinder mit juvenilem Diabetes. Insgesamt etwa 250 Interessierte, darunter mehr als 70 betroffene Kinder mit ihren Eltern aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg nahmen an der Veranstaltung in Preetz teil.

Im Rahmen der schon länger bestehenden Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Diabetiker Bund und dem Gesundheitszentrum am Löwen wurde immer wieder deutlich, dass für diese sehr spezielle Patientengruppe ein zusätzliches Informationsangebot geschaffen werden müsste. So entstand die Idee zu dem Kinder-Diabetes-Tag. Das Gesundheitszentrum, das im Laufe von Jahrzehnten um Krause's Löwen-Apotheke am Markt herum entstanden ist und in der DAZ mehrfach vorgestellt wurde, hat damit wieder einmal eine außergewöhnliche Gesundheitsidee umgesetzt.

Kompetente Information...

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Vorträge kompetenter Referenten im Vortragsraum des Gesundheitszentrums. Der Kinderdiabetologe Dr. Rainer Stachow, Chefarzt der Fachklinik für Kinder und Jugendliche der LVA Hamburg, Westerland/Sylt, stellte ausführlich die Behandlungsstrategien für Diabetes im Kindesalter vor und diskutierte mit den Eltern. Außerdem referierte Dipl.-Psychologin Susan Woods, Uni-Klinik Kiel, zum Thema "Fürsorge – aber wieviel?".

An die Vorträge schloss sich ein Gesprächskreis unter dem Titel "Kindergarten, Schule, Beruf" an, bei dem besonders die Beteiligung der Eltern gefragt war. Die ausgezeichnete Resonanz auf die Vorträge und Diskussionen zeigte den enormen Bedarf an Informationen, die die betroffenen Familien offenbar nur selten in einer so gebündelten Form erhalten.

In den verschiedenen Abteilungen des Gesundheitszentrums waren Informationsstände der Industrie aufgestellt, an denen beraten, aber nicht verkauft wurde. Hersteller von Insulinpens, Blutzuckermessgeräten und anderen wichtigen Hilfsmitteln für Diabetiker präsentierten dort ihre Angebote für die jüngsten Diabetiker.

...verbunden mit Spiel und Spaß

Den Kindern wurden vielfältige Aktivitäten angeboten, vom Geräusche-Memorüber Dosenwerfen bis zu einer Hüpfburg im Außenbereich und vom Computerlernspiel "Kids und Diabetes" bis zur Schminkaktion im Innenbereich. Den größten Anklang fand aber eine Rallye durch das Gesundheitszentrum, bei der die Kinder Fragen über die Informationsstände und Aktionen in der Apotheke, im Reformhaus, in der Kosmetikabteilung und im Sanitätshaus beantworten sollten. In der orthopädischen Werkstatt konnten sich die Kinder einen Fußabdruck anfertigen lassen. Schließlich nahmen die ausgefüllten Rallye-Fragebögen an einer Verlosung teil.

Wie organisiert man einen Diabetes-Tag?

So wurde die Veranstaltung des Deutschen Diabetiker Bundes erst durch die räumlichen, personellen und organisatorischen Kapazitäten des Gesundheitszentrums ermöglicht. Auf Seiten des Gesundheitszentrums lag die Organisation hauptsächlich in Händen von Dipl.-Ökotrophologin Birgit Schareck, die auch Diätassistentin DDG ist, und Orthopädie-Mechanikermeister Thomas Dwuzet. Im Gespräch mit der DAZ schilderten sie ihre Erfahrungen mit der Organisation und der Zusammenarbeit mit einer ehrenamtlichen Selbsthilfeorganisation.

Demnach sind persönliche Kontakte und das gemeinsame Interesse an den Bedürfnissen der Zielgruppe entscheidend. Durch das Engagement in diversen Gremien und ehrenamtlichen Organisationen entstünden Gespräche, bei denen solche Informationsdefizite offenbar werden, wie sie die diabetischen Kinder betreffen. Dann müssten den Selbsthilfegruppen möglichst praktikable Vorschläge für gemeinsame Projekte unterbreitet werden. Dabei sollten einerseits möglichst realistische und durchorganisierte Maßnahmen vorgeschlagen werden, andererseits dürften die ehrenamtlich Tätigen nicht "erdrückt" werden. Deren Verantwortung für das Projekt müsse immer klar zu erkennen sein. Dies erweise sich gelegentlich als Gratwanderung.

Apotheker Wolf-Peter Krause, Inhaber der Löwen-Apotheke und des Gesundheitszentrums, ergänzte, dass bei solchen Aktionen auf die nötigen Kontakte zu den Medien geachtet werden müsse. Es reiche nicht aus, die Mitglieder der Selbsthilfeorganisation anzuschreiben, gerade auf eine landesweite Aktion sollten auch verschiedene Zeitungen aufmerksam machen.

Wer eine solche Aktion plant, sollte sich zudem über die Kosten im Klaren sein. Diese entstehen weniger durch ausgabenintensive Aktionen als vielmehr durch die mühsame und zeitaufwändige Vorbereitung. Ein großer Kostenfaktor ist natürlich auch die Arbeitszeit der Mitarbeiter des Gesundheitszentrums bei der Betreuung der Aktionen. Doch können die Ergebnisse solcher Aktionstage weit über die Veranstaltung selbst hinausgehen. So wurde beim ersten Schleswig-Holsteinischen Kinder-Diabetes-Tag der Anstoß für die Gründung einer landesweit tätigen Selbsthilfegruppe gegeben. Denn die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Betroffenen und ihre Eltern offensichtlich auch weite Wege in Kauf nehmen, um die dringend gesuchten Informationen und Hilfen zu erhalten.

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