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Die DPhG - das Dach der Pharmazie

TÜBINGEN (rs). Vom 6. bis 8. November 1998 findet in Tübingen, die Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) statt. Wir nahmen dieses Ereignis zum Anlaß, mit dem Präsidenten der DPhG, Prof. Dr. H. P. T. Ammon, zu sprechen, um die Bedeutung und das Selbstverständnis der DPhG zu erfahren. ?{te}Herr Professor Ammon, die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft hat nahezu 6000 Mitglieder und zählt zu den ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland. Wie sieht sich die DPhG und welche Aufgaben verfolgt sie mit ihrer Arbeit?


Ammon: Die DPhG ist die wissenschaftliche Gesellschaft der deutschen Pharmazie, sie sieht sich als "Dach der Pharmazie". Die Pharmazie ist in erster Linie eine multidisziplinäre Wissenschaft, sie ist die Wissenschaft vom Arzneimittel. Es treffen hier Aspekte der Chemie, der Biologie, der Physik, der Pharmakologie und der Technologie zusammen. Ein Arzneimittel besteht schließlich nicht nur aus der Arzneiform, der Analytik, den chemischen oder pflanzlichen Inhaltsstoffen, sondern alle genannten wissenschaftlichen Disziplinen interagieren. Die DPhG sieht ihre Aufgabe darin, diese pharmazeutischen Einzeldisziplinen zusammenzubringen zum besseren Verständnis des Arzneimittels. Das ist der wissenschaftliche Aspekt der DPhG. Daneben geht es der DPhG um die Offizinapotheker, die ja immerhin den Großteil unserer Mitglieder stellen. Zwar sind die Apotheker in den öffentlichen Apotheken nicht in erster Linie an den wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser pharmazeutischen Disziplinen beteiligt, aber sie sind natürlich letztlich die Adressaten der Forschungsergebnisse. Schließlich finden sich die Ergebnisse der Forschung in Form neuer Präparate in ihrer Offizin, mit denen sie unmittelbar umgehen. Die DPhG sieht hier ihre Aufgabe, eine Verbindung, einen "Link" zu schaffen zwischen denjenigen, die Wissenschaft praktizieren und denjenigen, die Wissenschaft anwenden. Auch in unserer Jahrestagung Anfang November in Tübingen gibt es daher speziell für den niedergelassenen Apotheker Veranstaltungen, die ihn über die neuen wissenschaftlichen Ergebnisse informieren.
?{te}Wie strukturiert sich die DPhG heute?
Ammon: Unsere derzeit etwa 5800 Mitglieder kommen aus allen Bereichen, in denen Pharmazie praktiziert wird: aus den Apotheken, der pharmazeutischen Industrie, Behörden, weiteren öffentlichen Einrichtungen und den Hochschulen. Sieben Fachgruppen verstehen sich als Bindeglied zwischen pharmazeutischer Wissenschaft und Praxis. Sie betreiben einen intensiven Gedankenaustausch und Wissenstransfer in den unterschiedlichen Spezialgebieten der Pharmazie. Einen Schwerpunkt der DPhG bilden die 15 Landesgruppen, die zum Teil noch in Untergruppen gegliedert und in allen Bundesländern vertreten sind.
?{te}Was bietet die DPhG ihren Mitgliedern? Warum sollte man heute Mitglied der DPhG sein?
Ammon: Die Landesgruppen bieten beispielsweise Veranstaltungen für die niedergelassenen Kollegen an im Sinne von Fortbildung auf hohem Niveau. Es werden kompetente Referenten aus Hochschule und Forschung eingeladen, um mit wissenschaftlichem Hintergrund die Neuigkeiten aus Pharmazie und Medizin an die niedergelassenen Kollegen weiterzugeben. Da kommt jedes Jahr eine stattliche Anzahl von Vorträgen zusammen, die in Deutschland flächendeckend zusätzlich von der Frankfurter Geschäftsstelle der DPhG überregional angeboten werden. Die DPhG-Landesgruppen sehen sich gerade auch als Forum für die Fortbildung und den Zusammenhalt der Pharmazie in den eher ländlich geprägten Gebieten Deutschlands.
Jungen Wissenschaftlern, die Mitglied der DPhG sind, gewähren wir Reisebeihilfen, um ihnen die Teilnahme an Kongressen zu ermöglichen.
?{te}Das dritte Jahr Ihrer Präsidentschaft neigt sich dem Ende, ein weiteres Jahr liegt vor Ihnen. Welche Ziele haben Sie sich für diese Zeit gesetzt?
Ammon: Ich sehe es als unsere Aufgabe an, daß wir uns vermehrt in Dinge einmischen, die die Pharmazie im wissenschaftlichen Bereich betreffen. So haben wir uns beispielsweise im letzten Jahr mit öffentlichen Erklärungen und Interventionen bei den jeweiligen Verantwortlichen mehrfach eingeschaltet, wenn es darum ging, daß pharmazeutische Fakultäten geschlossen werden sollten. Wir waren damit in Saarbrücken und Heidelberg erfolgreich, leider konnten wir bei der Humboldt-Universität in Berlin nichts mehr ausrichten.
Wir sehen unsere Aufgabe in Zukunft noch stärker in Stellungnahmen zu solchen Themenbereichen, mit denen wir die Öffentlichkeit informieren wollen. Beispiele hierfür sind unsere Statements zu BSE und gegen den Arzneimittelversandhandel. Weiterhin sind wir dabei, unsere internationalen Beziehungen auszubauen. Hier sind die Kontakte zur Europäischen Pharmazeutischen Gesellschaft (EUFEPS) natürlich besonders hervorzuheben. Die Förderung der Internationalität gerade unter den jungen Wissenschaftlern ist mir dabei ein besonderes Anliegen.
! {te}Herr Professor Ammon, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

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