Schwangerschaft

Frühe Metformin-Gabe bei Gestationsdiabetes: Keine bessere glykämische Kontrolle

Stuttgart - 27.10.2023, 10:44 Uhr

Lohnt sich eine frühe Metformin-Gabe bei Gestationsdiabetes? (Symbolbild: Maridav / AdobeStock)

Lohnt sich eine frühe Metformin-Gabe bei Gestationsdiabetes? (Symbolbild: Maridav / AdobeStock)


Ob Schwangere mit Gestations­diabetes von einer Metformin-Gabe bereits ab Diagnose profitieren, wurde in einer aktuellen Studie untersucht. Tatsächlich benötigten weniger Frauen unter Metformin eine Insulin-Therapie. Dennoch bewirkte eine frühe Behandlung keine bessere glykämische Kontrolle.

Das gewünschte Ziel bei Schwangerschaftsdiabetes – eine glykämische Kontrolle – ist klar, weniger klar ist jedoch das optimale Vorgehen, um dies zu erreichen. Zunächst werden diätetische Maßnahmen ergriffen und Änderungen des Lebensstils angestrebt. Reichen diese nicht aus, wird die Gabe von Insulin empfohlen. Bis dahin kann jedoch einige Zeit verstreichen, in der die Schwangeren mit Hyper­glykämien belastet sind. Würde es sich lohnen, ab Diagnosestellung Metformin einzusetzen? Könnte sich dadurch die glykämische Kontrolle verbessern und eine Insulin-Therapie möglicherweise überflüssig werden? Diese Fragen untersuchten irische Wissenschaftler in einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie. 

In diese wurden 510 Frauen mit Gestationsdiabetes eingeschlossen. Sie er­hielten entweder Metformin (bis zu 2500 mg täglich) oder Placebo ab Di­agnose bis zur Entbindung. Der pri­märe Studienendpunkt setzte sich aus dem Beginn einer Insulin-Therapie oder einem Nüchternglucose-Spiegel ≥ 5,1 mmol/l in den Schwangerschaftswochen (SSW) 32 oder 38 zusammen. Sekundäre Endpunkte umfassten u. a. die mütterliche Gewichtszunahme, das Geburtsgewicht sowie die neonatale und mütterliche Morbidität.

Keine bessere glykämische Kontrolle bei Gestationsdiabetes erreicht

Beim primären Endpunkt wurde kein statistisch signifikanter Unterschied festgestellt, er trat bei 56,8% der Frauen unter Metformin und bei 63,7% in der Placebogruppe auf (relatives Risiko [RR] = 0,89; p = 0,13). Betrachtete man die Initiation einer Insulin-Therapie getrennt, ergab sich ein Unterschied zugunsten der Metformin-Einnahme. So wurde eine Insulin-Gabe bei 38,4% aller Schwangeren in der Metformin- und bei 51,1% in der Placebogruppe nötig (RR = 0,75; p = 0,004). 

Die mittleren Nüchternblutzucker-Werte waren unter Metformin im Vergleich zu Placebo in der 32. und 38. Schwangerschaftswoche zwar signifikant, aber nur geringfügig niedriger. Die Gewichtszunahme ab dem Zeitpunkt der Randomisierung war unter Met­formin um 1,2 kg geringer als unter Placebo (p = 0,003). Im Hinblick auf neonatale und mütterliche Morbidität oder schwangerschaftsbezogene Komplikationen wurden keine auffälligen Unterschiede verzeichnet. Das durchschnittliche Geburtsgewicht war in der Metformin-Gruppe niedriger als in der Placebogruppe (3393 g vs. 3506 g; p = 0,005).

Die Autoren resümieren, dass Metformin bezüglich des kombinierten primären Endpunkts Placebo nicht überlegen war. Dennoch sprechen sie sich für die weitere Forschung in größeren klinischen Studien aus.


Literatur

Dunne F et al. Early Metformin in Gestational Diabetes: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2023 Oct 3:e2319869. doi: 10.1001/jama.2023.19869


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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