Zika-Virus

WHO erklärt globalen Gesundheitsnotstand

02.02.2016, 06:10 Uhr

Eine Familie wartet in Managua, Nicaragua, vor ihrem Haus - während ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gegen Aedes aegypti-Moskitos vorgeht. (Foto: dpa / AP Photo / Inti Ocon)

Eine Familie wartet in Managua, Nicaragua, vor ihrem Haus - während ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gegen Aedes aegypti-Moskitos vorgeht. (Foto: dpa / AP Photo / Inti Ocon)


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Zika-Virus den globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Zu diesem Schritt habe eine Expertenrunde geraten, teilte die WHO am Montagabend in Genf mit. 

Die Experten der WHO haben entschieden: Es gebe eine räumliche und zeitliche Verbindung zwischen dem Virus und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie), sagte die WHO-Direktorin Margaret Chan am Montagabend in Genf. Es fehle aber noch der wissenschaftliche Beweis. "Wir brauchen eine koordinierte internationale Antwort." Das gelte nicht zuletzt für weitere Aufklärung.

Brasilien, das am stärksten von der Infektion betroffene Land, begrüßte am Montagabend (Ortszeit) den Beschluss, kurz nachdem er aufgrund des Rates einer 18-köpfigen Expertenrunde gefasst worden war.

Maßnahmen folgen

Im größten Land Lateinamerikas gibt es nach offiziellen Angaben 3448 Mikrozephalie-Verdachtsfälle, von denen 270 bestätigt worden seien und in sechs Fällen eine Beziehung zum Zika-Virus bestehe. In Brasilien sind schätzungsweise bis zu 1,5 Millionen Menschen durch Mückenstiche angesteckt worden. In dem Land gibt es jetzt verstärkt Abtreibungen, wie die Zeitung «Folha de São Paulo» berichtete.

Im Nachbarland Kolumbien wurde bislang die zweitgrößte Verbreitung des Zika-Virus verzeichnet. Rund 20.000 Erkrankungen, unter ihnen 2116 von schwangeren Frauen, seien bis Ende Januar registriert worden, erklärte am Montag der stellvertretende Gesundheitsminister Fernando Ruiz dem Sender Radio Caracol. Es werde die Ansteckung von rund einer halben Million Kolumbianer erwartet.

Verbreitung des Zika-Virus nach Ländern. (Screenshot: Globo.com)

Der Expertenrat der WHO soll in Kürze zudem Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers vorschlagen. Die Ratschläge könnten unter anderem den Reiseverkehr in betroffene Gebiete, die medizinische Versorgung von Kranken sowie die Infektionskontrolle betreffen.

Das Virus tritt nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) inzwischen in fast allen Ländern Lateinamerikas auf. Ausgenommen sind Chile, Peru, Argentinien, Uruguay und Kuba. Die Erkrankung verläuft allgemein harmlos. Leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen sind die häufigsten Symptome. Die Ansteckung erfolgt nach Angaben der Experten nur über Stiche der Mückenart Aedes aegypti.

Die WHO betonte, dass es im Moment keinen Grund für allgemeine Reisewarnungen gebe. Allerdings sollten Schwangere betroffene Länder meiden. Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola in Westafrika einen globalen Notstand erklärt. Davor hatte die WHO Kinderlähmung/Polio im selben Jahr als globalen Gesundheitsnotstand bezeichnet und 2009 die Verbreitung der Schweinegrippe.

Weitere Informationen:

Fragen und Antworten der WHO zu Zika (englisch)

Informationen zum Expertenrat

Einen Hintergrundbericht der pharmazeutischen Biologen Ilse Zündorf und Theo Dingermann zum Zika-Virus finden Sie in der DAZ 49/2015.


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