Apotheken in Österreich

Gebremstes Wachstum in der Alpenrepublik

Berlin - 03.06.2011, 10:20 Uhr


Die österreichischen Apotheken haben im Jahr 2010 ihren Wachstumskurs fortgesetzt – allerdings mit gebremster Dynamik: Im Jahr 2010 erzielten die öffentlichen Apotheken einen Gesamtumsatz von 3,167 Milliarden Euro.

So hatten die Apotheken in den Jahren 2006 bis 2008 noch eine jährliche Umsatzsteigerung von etwas über sechs Prozent. In den letzten Jahren hat sich diese Steigerung durch verschiedene Maßnahmen seitens der Krankenkassen eingebremst. So lag die Steigerung von 2008 auf 2009 bei 3,5 Prozent und von 2009 auf 2010 bei 1,3 Prozent.

Demzufolge kam eine durchschnittliche Apotheke 2010 auf einen Umsatz von 2,409 Millionen Euro (2009: 2,378 Millionen Euro). Das Betriebsergebnis der Medianapotheke betrug im Jahr 2009 zwei Prozent (2008: 1,9 Prozent). Die Apothekenspanne auf den Krankenkassenumsatz – der immerhin 70 Prozent des Gesamtumsatzes einer Apotheke ausmacht – betrug im Vorjahr 18,18 Prozent. Im Jahr 2001 waren es noch 22,27 Prozent.

Rückläufig ist bin Österreich der Arzneimittelverbrauch. „Herr und Frau Österreicher nehmen weniger Medikamente ein“, lautet das Fazit einer Studie, die vom Institut für Pharmaökonomische Forschung im Auftrag der Österreichischen Apothekerkammer durchgeführt wurde.

Für die Studie hatte das Institut Daten zum Arzneimittelmarkt (Apothekenmarkt) aus dem Jahr 2010 von 16 Ländern mit vergleichbarem Wohlstand und Gesundheitssystemen (EU-15 und die Schweiz) herangezogen und verglichen. „Der durchschnittliche Österreicher konsumiert 1010,2 Einzeldosen an Arzneimitteln pro Jahr“, erklärte Dr. Evelyn Walter, Geschäftsführerin des Institutes für Pharmaökonomische Forschung (IPF). Damit liegt Österreich an viertletzter Stelle der vergleichbaren Länder und deutlich unter dem europäischen Mittelwert von 1096,29 Einzeldosen pro Kopf. Spitzenreiter ist Frankreich mit 1452,04 Einzeldosen, gefolgt von Großbritannien (1274,91 Einzeldosen) und Irland (1257,83 Einzeldosen). Einen niedrigeren Arzneimittelverbrauch als Österreich haben nur noch Portugal (980,06 Einzeldosen), Italien (793,17 Einzeldosen) und die Niederlande (674,32 Einzeldosen).

Auch die Arzneimittelpreise liegen danach in Österreich unter dem europäischen Durchschnitt. So beträgt der durchschnittliche Apothekenverkaufspreis pro Packung in Österreich 16,62 Euro im Vergleich zum europäischen Durchschnittspreis von 18,95 Euro pro Packung. Die Distributionskosten (Großhandels- und Apothekenspanne) betragen in Österreich 5,11 Euro und liegen damit im europäischen Mittelfeld (Mittelwert 5,09 Euro). Pro Kopf werden in Österreich jedes Jahr 416,13 Euro für Arzneimittel ausgegeben.

Betrachtet man die in Österreich verordneten Arzneimittel nach Gruppen (Basis: Krankenkassenumsatz über öffentliche Apotheken), so sieht man, dass 30,9 Prozent der Arzneimittelpackungen, die über die Tara gehen, Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf- Systems sind. Wertmäßig macht diese Gruppe 19,8 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel aus. An zweiter Stelle liegen Arzneimittel für Erkrankungen des Nervensystems (17,5 Prozent der verordneten Packungen), für die 19,5 Prozent der Gesamtausgaben anfallen, dicht gefolgt von Arzneimitteln, die bei Erkrankungen von Verdauung und Stoffwechsel eingesetzt werden (17,2 Prozent der Packungen und 11,3 Prozent wertmäßig). Ein Sonderfall sind Krebsmedikamente bzw. immunmodulierende Substanzen. Sie machen zwar nur 1,2 Prozent der verordneten Packungen aus, wertmäßig entfallen auf sie aber 18,3 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel. So wurden für diese Arzneimittel im Jahr 2010 insgesamt 77,77 Mio. Euro ausgegeben. Im Jahr 2005 waren es in dieser Gruppe noch 24,60 Mio. Euro.


Lothar Klein