EU-Pharmapaket

Sichere Patienteninformation zu Rx-Arzneien

Brüssel - 17.11.2010, 11:55 Uhr


Ende November wird das Europäische Parlament in erster Lesung über eine bessere Patienteninformation abstimmen. Der ursprüngliche Entwurf hat bereits einige Änderungen erfahren – die EU-Parlamentarier Dr. Peter Liese und Dr. Anja Weisgerber begrüßen dies.

Die Patienteninformation ist der am heftigsten umstrittene Teil des noch vom seinerzeitigen Industrie-Kommissar Günter Verheugen auf den Weg gebrachten „EU-Pharmapaketes“. Der ursprüngliche Kommissionsvorschlag war kritisiert worden, da befürchtet wurde, der Industrie würde Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel „durch die Hintertür“ erlaubt. Mittlerweile ist das Gesetzespaket in den Zuständigkeitsbereich des Gesundheitskommissars gewandert – zudem wurde eine Vielzahl von Änderungen beschlossen. Es wird genau bestimmt, in welchen Fällen und auf welchem Wege über verschreibungspflichtige Arzneimittel informiert werden darf. „Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Parlament, Ärzten und Patienten konnten viele gute Ideen entwickelt werden, die sich mittlerweile im Vorschlag wiederfinden“, betont die gesundheitspolitische Sprecherin der CSU-Gruppe im EP, Anja Weisgerber.

Weisgerber und der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im EP, Peter Liese, betonten im Vorfeld der Abstimmung, dass Patienten künftig einen besseren Zugang zu unabhängigen Informationen über verschreibungspflichtige Arzneimittel erhalten müssten. Im Mittelpunkt der neuen Gesetzgebung müsse immer der mündige Patient stehen, so Weisgerber. Liese zeigte sich froh darüber, dass das Europäische Parlament die ursprünglichen Ideen Verheugens „zum Wohle der Patienten und aller am Gesundheitswesen Beteiligter grundlegend ändern wird“. Das Ziel einer verbesserten Patienteninformation erreiche man nicht durch Werbung, sondern durch geprüfte und unabhängige Informationen.

Kernstück einer objektiven Patienteninformation sollte den Europaabgeordneten zufolge die Einführung nationaler Gesundheitsportale im Internet sein. Schweden sei hier Vorbild: Dort gebe es bereits eine beliebte und gut besuchte Internetseite, die Informationen über viele Krankheitsbilder und Arzneimittel anbietet. Langfristiges Ziel sei die Entwicklung einer Gesundheitsplattform, die auch Informationen zu Krankheiten, Behandlungsmethoden und Prävention enthält. Da nicht alle Patienten mit dem Internet vertraut seien, sollten die gleichen Informationen auch in gedruckter Form vorliegen. Weisgerber begrüßte deshalb, dass im Rahmen des Pharmapakets bereits die verpflichtende Einrichtung von Arzneimittelsicherheitsportalen beschlossen wurde, auf denen Beipackzettel sowie weiterführende Informationen über klinische Studien veröffentlicht werden sollen.

Um Patienten gezielt über erwünschte und unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufzuklären, haben die Parlamentarier zudem vorgeschlagen, den Beipackzettel um eine so genannte „Drug Facts Box“ zu erweitern. Liese wies in diesem Zusammenhang auf positive Erfahrungen in den Vereinigten Staaten hin: „In den USA hat man mit Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel negative Erfahrungen, da dort oft die teuren und nebenwirkungsreichen Medikamente verschrieben werden. Dagegen gibt es mit der Arzneimittelfaktenbox sehr gute Erfahrungen“.


Kirsten Sucker-Sket