ZDF-Reporter-Sendung

Gute Apotheken, schlechte Apotheken

Stuttgart - 28.05.2010, 12:50 Uhr


Die Vorankündigung zur ZDF-Reporter-Sendung am 27. Mai versprach nichts Gutes zum Thema Zahl und Qualität von Apotheken: Aber dieses Mal zeigte die Sendung nicht nur die schlecht beratenden Apotheken, sondern

Die ZDF-Reporter-Sendung hat dazu gelernt. Mittlerweile weiß man auch in der Redaktionsstube des ZDF, dass es in Deutschland nicht nur Apotheken gibt, die schlecht beraten, wie sie sie dieses Magazin gerne in früheren Sendungen herauspickte. Jetzt hat man die Erkenntnis gewonnen: Es gibt Apotheken in unserem Land, die Hervorragendes leisten, Patienten betreuen und für ihre Patienten da sind. Die jüngste Sendung am 27. Mai zeigte dem Zuschauer, wie gut Apotheken arbeiten können. Dieses Mal bemühten sich zwei Reporter – einer pro, einer contra – Argumente und Beispiele für ihre Einstellung gegenüber Apotheken zu finden.

Und hier geht's zur Sendung: "Apotheken auf dem Prüfstand".

Auf der Pro-Seite punktete eine Stadtapotheke, die sich intensiv um ihre Patienten bemüht, sie vorbildlich betreut. Die befragten Patientinnen und Patienten äußerten sich sehr positiv darüber, dass sie aus den vielen Apotheken am Ort ihre Apotheke gefunden haben, mit der sie zufrieden sind. Auch die hohe Einsatzbereitschaft der Apotheken für ihre Patienten stellte der Reporter-Film dar – Beispiel: eine Landapotheke in Thüringen, in einem Gebiet, in dem eine Apotheke rund 8000 Einwohner zu versorgen hat. Die Apothekerin lieferte Arzneimittel nach Hause, beriet vor Ort und brachte auch Hilfsmittel wie beispielsweise einen Toilettenstuhl mit.

Die Contra-Seite führte erneut die mangelhafte Beratung in Apotheken vor. Zwar fand sich unter den getesteten Apotheken auch eine, die es richtig machte. Aber die meisten Apotheken verkauften beispielsweise Aspirin-Tabletten ohne weitere Hinweise an eine Schwangere. Oder sie gaben das Migränemittel Formigran an eine Person ab, die deutlich über 65 Jahre alt ist. Diese Negativ-Beispiele an Beratung verknüpfte der Reporter mit der Frage, ob vor diesem Hintergrund die hohen Arzneimittelpreise in Deutschland – die von den Apothekern mit den Argumenten besserer Service und gute Beratung verbunden werden – gerechtfertigt seien.

Dem Zuschauer wurde auch die Apothekensituation in den Niederlanden gezeigt. Dort gibt es weniger Apotheken als bei uns. Das Hauptarbeitsgebiet der Apotheker sind die verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Denn OTC-Arzneimittel gibt es in Holland im Selbstbedienungsregal der Drogeriemärkte zu günstigen Preisen. Aspirin in der Freiwahl – die ZDF-Reporter-Sendung fragte an dieser Stelle natürlich nicht nach, wer hier der Schwangeren den Hinweis gibt, sie sollte von Aspirin lieber die Finger lassen.

Positiv in den Niederlanden: Der Patient schreibt sich hier in eine Stamm-Apotheke ein. Der Apotheker kennt die medizinischen Daten seiner Patienten und kann dadurch eine intensive Arzneimittelberatung vornehmen. Der ZDF-Reporter war überrascht, dass die Apothekerin mit der Patientin hierfür in einen Beratungsraum ging (da ist noch Aufklärungsarbeit notwendig: die ZDF-Reporter scheinen nicht zu wissen, dass die meisten Apotheken in Deutschland ebenfalls einen Beratungsraum haben).

Fazit des Contra-Reporters: Es geht auch mit wesentlich weniger Apotheken, die Beratung und Versorgung ist dadurch nicht schlechter, in mancher Hinsicht vielleicht sogar besser.

Fazit des Pro-Reporters: Bei aller Kritik an einzelnen Apothekern, an einzelnen Missstände: Gerade in unserer alternden Gesellschaft sollte uns ein flächendeckendes Netz mit kompetenten pharmazeutischen Beratern ein paar Euro pro Verschreibung wert sein.

Übrigens: Die Online-Abstimmung auf der Internetseite von ZDF-Reporter zur Frage, ob man das Apothekerhonorar kürzen sollte, um Kosten im Gesundheitswesen zu sparen, auch auf die Gefahr hin, dass dann einige Apotheken schließen müssten, zeigt aktuell ein eindeutiges Votum: 85% sagen nein, das wäre nicht der richtige Ansatz.


Peter Ditzel