Prisma

Die Angst sitzt nicht im Nacken

Zittern, Herzklopfen, Schweißausbrüche – Angst ist eine natürlich und überlebensnotwendige Reaktion auf eine Gefahr und lässt das vegetative Nervensystem auf Hochtouren laufen. Amerikanischen Forschern ist es nun gelungen, das für angeborene und auch erlernte Furcht verantwortliche Gen auszumachen.

Stathmin, so der Name des Gens, ist vorrangig im Mandelkern lokalisiert, jener Gehirnregion, die für verschiedene Formen von Angst entscheidend ist. Es steuert spezifische Eiweißmoleküle, die für den Auf- und Abbau der Nervenverbindungen bei Lernprozessen notwendig sind. Ohne das Gen sind diese schnellen Verknüpfungen nicht möglich, wie Experimente mit Mäusen zeigten. Dabei wurden die sowohl angeborenen Verhaltensweisen als auch erlernte Reaktionen von Tieren mit und ohne Stathmin beobachtet. Normale Mäuse zeigten beispielsweise eine angeborene Angst vor offenen Flächen, weil sie dort leicht angreifbar sind. Bei mutierten Tieren, denen Stathmin fehlte, war keine Furcht erkennbar, sie erkundeten wagemutig die freien Areale.

Ein anderer Versuch machte offenkundig, dass den genveränderten Mäusen auch die Fähigkeit, Ängste zu lernen, weitgehend verloren gegangen war. Dazu versetzten die Forschen den Tieren leichte Elektroschocks mit gleichzeitigem akustischem Signal. Als anschließend nur noch der Ton zu hören war, zeigten die normalen Mäuse deutliche Angst als Erinnerung an die frühere Erfahrung. Die Tiere ohne Stathmin reagierten dagegen kaum auf das Signal. Offensichtlich erinnerten sie sich nicht an den Vorgang. Die Wissenschaftler erhoffen sich von ihren Erkenntnissen ein besseres Verständnis für Angsterkrankungen und möglicherweise auch neue Therapieansätze. war

Quelle: Cell 123, 697 - 709 (2005).

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