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Windpocken: Impfung in der Kindheit – Gürtelrose im Alter?

Eine routinemäßige Impfung von Kindern gegen Windpocken könnte zur massenhaften Verbreitung der Gürtelrose bei älteren Menschen führen. Davor warnen britische Wissenschaftler in einem Artikel des Nachrichtenmagazins BBC.

Windpocken und Gürtelrose werden durch Varizella-zoster-Viren ausgelöst. Erwachsene, die bereits in der Kindheit an Windpocken erkrankten, sind weitgehend vor dem Virus geschützt, auch wenn es nicht vollständig eliminiert ist, sondern noch in ihrem Organismus "schlummert". Der wiederholte Kontakt mit dem Virus – etwa beim Umgang mit erkrankten Kindern – wirkt bei ihnen nicht krankheitsauslösend, sondern dient vielmehr als Auffrischimpfung: Das Immunsystem bleibt gegen den Erreger gerüstet. Dies ist wichtig, da die Viren bei Nachlassen der Immunkompetenz – ein im Alter natürlicher Prozess – jederzeit wieder aktiv werden können.

Eine flächendeckende Impfung gegen Windpocken bei Kindern, so die Aussage der britischen Wissenschaftler, würde Erwachsenen die Möglichkeit der Auffrischung ihres Immunschutzes nehmen – die Folge wäre eine Flut von Gürtelroseerkrankungen bei älteren Menschen. Wenn über Impfkampagnen nachgedacht würde, sollten diese Überlegungen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bei älteren Menschen daher miteinbeziehen.

In den USA werden bereits heute die meisten Kinder gegen Windpocken geimpft, ebenso in Kanada und Australien. In Europa gibt es noch keine entsprechenden Impfkampagnen. Windpocken werden allgemein als harmlose Kinderkrankheit betrachtet, die eine flächendeckende Impfung nicht rechtfertigt. Nur bestimmten Risikogruppen wird zu einer Impfung geraten. Dies könnte sich mit der Entwicklung neuer Kombinationsimpfstoffe jedoch ändern. So befindet sich beispielsweise ein Impfstoff, der gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken immunisieren soll, in Vorbereitung. ral

Quelle: Journal of the American Medical Association, Vol. 287, Nr. 17

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