Digitalisierung

TK will E-Rezept-Modellprojekt anderen Kassen anbieten

Berlin - 11.04.2019, 10:15 Uhr

Auf dem DMEA-Kongress diksutierten Dr. Amin-Farid Aly (BÄK), Christian Buse (BVDVA), Tim Steimle (TK) und Dr. Frank Oemig (Telekom) (v.l.n.r.) über die Zukunft des E-Rezeptes. (c / Foto: Christian P. Krohne / christiankrohne.com)

Auf dem DMEA-Kongress diksutierten Dr. Amin-Farid Aly (BÄK), Christian Buse (BVDVA), Tim Steimle (TK) und Dr. Frank Oemig (Telekom) (v.l.n.r.) über die Zukunft des E-Rezeptes. (c / Foto: Christian P. Krohne / christiankrohne.com)


Die Techniker Krankenkasse (TK) will ihr E-Rezept-Modellprojekt in Hamburg auch anderen Krankenkassen anbieten. TK-Arzneimittel-Fachbereichsleiter Tim Steimle erklärte bei der Digitalisierungsmesse DMEA am gestrigen Mittwoch in Berlin, dass man das Projekt extra so angelegt habe, dass sich technisch auch andere Kassen anschließen könnten. Steimle wies erneut auf die Vorteile seines Konzeptes für Patienten, Ärzte und Apotheker hin.

Seit dem 1. Februar testen die TK und weitere Projektpartner im Hamburger Stadtteil Wandsbek das E-Rezept. Dabei wird das E-Rezept auf die Smartphones der Patienten übertragen. Mit dabei ist die Wandsbeker Adler-Apotheke, die auch schon in anderen Bereichen auf sich aufmerksam gemacht hat. Auch mit von der Partie: Ein DocMorris-Schwesterunternehmen, das auf Abrechnungslösungen bei Versandapotheken spezialisiert ist. Laut TK soll das E-Rezept in Wandsbek in den kommenden 18 Monaten getestet werden.

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Auf der Digitalisierungsmesse DMEA in Berlin erklärte Dr. Amin-Farid Aly, Referent für Telematik in der Bundesärztekammer, dass für die Ärzte die äußerste Prämisse sei, dass nicht noch mehr bürokratische Aufwände hinzukommen, das E-Rezept müsse die Abläufe in den Praxen erleichtern und nicht erschweren. TK-Arzneimittelchef Steimle erklärte dazu, dass er bei der Konzeption des Projektes sowohl die Apotheker als auch die Ärzte einbezogen habe. Erneut sprach sich Steimle, der selbst Apotheker ist, für die Vorteile des TK-E-Rezeptes aus. „Mit der eGK habe ich als Patient in der Apotheke keinen großen Vorteil. Das E-Rezept bringt den Patienten aber spürbare Veränderungen: Mit dem Smartphone kann ich schon im Vorweg die Apotheke über mein Rezept informieren, die hat es dann sofort da, wenn ich hinkomme.“

So funktioniert das TK-E-Rezept

Der Patient muss ausdrücklich einwilligen, dass er teilnehmen möchte. Ist das der Fall, signiert der Arzt laut TK die E-Verordnung über eine „eingerichtete Software-Erweiterung“ in seiner Arzt-Software. In der Arzt-Software wird die Verordnung dann verschlüsselt und an eine Handy-App des Patienten geschickt. Neben der verschlüsselten Version soll der Patient allerdings auch ein Abbild der Verordnung in seine App laden können. Die App trägt den Namen „LifeTime“ und wird vom E-Health-Unternehmen connected-health.eu GmbH herausgegeben.

Ist das E-Rezept in die App geladen, kann der Patient in die Apotheke gehen. Dort soll er den in der App abgespeicherten QR-Code vorzeigen – die Apotheke scannt den Code und kann somit auf das Rezept zugreifen und das Arzneimittel abgeben. Seit dem 1. Februar können sich Patienten für das Projekt einschreiben, die ersten E-Verordnungen wurden ab dem 1. März 2019 verschickt. Der Datenschutz ist den Projektpartnern zufolge gewährleistet. Die Daten würden Ende-zu-Ende-verschlüsselt und liegen bis zu deren Abruf durch die Apotheke in der Arztpraxis.

Buse: Das E-Rezept muss schnell und schlank in die Apotheke

Das E-Rezept werde auch die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern verbessern, so Steimles Prophezeiung. „Die Abstimmung über Rezepte ist oft ein Ärgernis zwischen Apotheker und Arzt. Jetzt können beide eventuelle Probleme vorher klären, weil der Patient das Rezept vorher schon zur Verfügung stellt.“ Steimle erklärte zudem, dass nicht nur TK-Versicherte in Hamburg-Wandsbek von dem Modellprojekt profitieren sollen. „ Andere Krankenkassen steigen gerade ein.“

Dr. Frank Oemig, Senior eHealth Architect bei der Deutschen Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH, warnte aber davor, dass in den kommenden mehrere verschiedene Lösungen für ein E-Rezept auf den Markt kommen, die dann nicht interoperabel sind. Zur Erklärung: Schon im Juni wollen die Apotheker in Baden-Württemberg ihr auf zwei Regionen beschränktes Projekt starten. Oemig wörtlich: „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat gesagt, er will schnellstmöglich ein E-Rezept in Deutschland haben. Er kriegt wahrscheinlich zehn oder zwölf verschiedene.“

Christian Buse, Chef des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es bald auch die Telematikinfrastruktur (TI) geben wird, an der sich dann alle Stakeholder beteiligen – auch um das E-Rezept zu nutzen. „Es wird die Interoperabilität geben. Ich denke es besteht Konsens darüber, dass man die TI nutzen will.“ Ihm sei es aber wichtig, dass das E-Rezept „schnell und schlank“ in die Apotheke komme.

Zur weiteren Einführung digitaler Verordnung sagte Steimle, dass er nicht erwarte, dass alles „auf einen Schlag“ umgesetzt werde. Es sei sinnvoll, zunächst alles in Modellregionen zu testen, auch eine ländliche Region solle darunter sein.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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