Arzneimittellieferung

Das Experiment: Wenn Drohnen die Arzneimittel bringen

Dettenhausen / Stuttgart - 21.09.2017, 09:00 Uhr

Arzneimittel im Landeanflug. (Foto: Hugger / DAZ.online

Arzneimittel im Landeanflug. (Foto: Hugger / DAZ.online


Ist eine Drohne Bote oder Versand? Und Drohnen-Piraterie

Auch der Apotheker weiß, dass die Arzneimittelzustellung per Drohne längst nicht spruchreif ist. Unklar sei die rechtliche Abgrenzung: „Wie ist eine Arzneimittelzustellung per Drohne einzustufen? Handelt es sich um eine `Zustellung per Boten` oder um einen genehmigungspflichtigen `Versand` von Arzneimitteln?“, fragt Kreiss. Was passiert, wenn die Witterung nicht mitspielt? Und wie schützt man Drohnen vor kapernden Piraten – sowohl das teure Fluggerät als auch die Arzneimittel und sensible Patientendaten. Der Apotheker fürchtet auch die gesellschaftliche Akzeptanz der unbemannten Flugkörper: „Drohnen kommen ursprünglich aus dem militärischen Bereich und lösen in der Gesellschaft häufig `Überwachungsängste` aus“ hat Kreiss beobachtet. 

(Foto: Hugger / DAZ.online)
Apotheker Christopher Kreiss steuert die Arzneimittel-Drohne.

Deutsche Flugsicherung zum Einsatz von Drohnen

Würden Drohnen im großen Stil eingesetzt, müsste dies natürlich eine Regelung des Flugverkehrs nach sich ziehen. DAZ.online hat nachgefragt – bei einem Unternehmen, das sich mit Flugverkehrskontrolle auskennt, bei der Deutschen Flugsicherung (DFS). Schon heute behinderten Drohnenflugkörper zunehmend Piloten von Verkehrsflugzeugen, erklärt Boris Pfetzing von der DFS. „Die Pilotenmeldungen ´Ich habe eine Drohne gesehen, die bewegte sich in meinem Luftraum` nehmen stark zu. 2015 erreichten uns noch 14 Konflikte mit dem regulären Flugzeugverkehr, 2016 waren es bereits 64,“ wird Pfetzing konkret. Das Problem für die DFS: „Jeder kann eine Drohne kaufen und fliegen, ob er qualifiziert ist, dies zu tun, oder nicht“ kritisiert Pfetzing die derzeitige Regelung für den Erwerb und das Fliegen von Drohnen. Vor dem Hintergrund, dass im vergangenen Jahr geschätzt 400.000 Drohnen verkauft wurden, 2017 bislang 600.000, rechnet die Deutsche Flugsicherung mit einer weiteren Zunahme von Zwischenfällen von Drohnen mit dem regulären Flugverkehr. Welche Gefahren sieht die DFS? Pfetzing: „Große Drohnen sind meist aus Metall und verhältnismäßig schwere Geräte. Prallen diese auf ein Flugzeug, können sie unter Umständen die Windschutzscheibe des Cockpits beschädigen, im schlimmsten Fall jedoch in die Turbine geraten, so dass diese ausfällt.“

Großbritannien: Drohnen bringen Pille danach und sparen Patienten den „Walk of shame“

Kreiss ist nicht der erste, der Potenzial im Konzept der Drohnen-Zustellung sieht. Medexpress plant in Großbritannien, prekäre Arzneimittel wie Viagra oder die Pille danach den Patienten direkt per Drohne zukommen zu lassen. Das erspare den Patienten den „walk of shame“ in die Apotheke, erklärt die Online-Apotheke.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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