GKV-Halbjahresbilanz

Kassen knabbern ihre Reserven an

Berlin - 02.09.2014, 16:58 Uhr


Die gesetzlichen Krankenkassen und der Gesundheitsfonds sitzen zwar immer noch auf gut gefüllten Reserven. Allerdings hat das GKV-System im ersten Halbjahr dieses Jahres mehr Geld ausgegeben, als die Beitragseinnahmen einbrachten. Das geht aus der Halbjahresstatistik des Bundesgesundheitsministeriums für den GKV-Sektor hervor.

Je Versicherten gab es im 1. Halbjahr 2014 einen Ausgabenzuwachs von 5,2 Prozent. Einnahmen in Höhe von rund 101,7 Milliarden Euro standen nach den vorläufigen Finanzergebnissen des 1. Halbjahres 2014 Ausgaben von rund 102,3 Milliarden Euro gegenüber.

Die Differenz von rund 630 Millionen Euro geht nach BMG-Angaben zu einem Großteil darauf zurück, dass die 131 gesetzlichen Kassen ihre Versicherten über Prämien und freiwillige Leistungen an ihren hohen Finanz-Reserven beteiligt haben. So seien im 1. Halbjahr Ausgaben für Prämienzahlungen an Krankenkassenmitglieder in Höhe von 393 Millionen Euro und Aufwendungen für freiwillige Satzungsleistungen (z.B. professionelle Zahnreinigung, Osteopathie) in Höhe von 124 Millionen Euro geleistet worden.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Mit mehr als 16 Milliarden Reserven ist die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenkassen weiterhin stabil. Die Kassen tun gut daran, ihre hohen Finanzreserven im Sinne der Versicherten zu nutzen. Unser Ziel bleibt eine weiterhin qualitativ gute Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger mit hochwertigen Leistungen und Arzneimitteln.“

Gesundheitsfonds und Krankenkassen verfügen laut BMG rechnerisch am Ende des 1. Halbjahres 2014 insgesamt über Finanzreserven in einer Größenordnung von rund 26,6 Milliarden Euro, davon rund 16,2 Milliarden Euro bei den Krankenkassen und rund 10,4 Milliarden Euro beim Gesundheitsfonds. Im 1. Halbjahr 2014 verzeichnete der Gesundheitsfonds allerdings ein saisonübliches Defizit von 3,24 Milliarden Euro. Dieses saisonübliche Defizit resultiert aus der Auszahlungssystematik des Gesundheitsfonds. 

Die Einnahmesituation des Gesundheitsfonds werde sich im weiteren Jahresverlauf deutlich verbessern, so das BMG. Gründe dafür seien beitragspflichtige Einmalzahlungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld, höhere Tarifabschlüsse sowie höhere Renten zum 1. Juli 2014.

Für das Gesamtjahr 2014 erwartet das BMG eine ausgeglichene GKV-Bilanz. Die Zahlen des 1. Halbjahres sprächen dafür, dass auch im Jahr 2014 die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds in Höhe von 199,6 Milliarden Euro ausreichen werden, um die voraussichtlichen Ausgaben zu decken. „Das schließt nicht aus, dass Krankenkassen etwa durch die Gewährung von Prämien oder freiwillige zusätzliche Satzungsleistungen ihre laufenden Ausgaben nicht nur durch die Einnahmen des laufenden Jahres decken, sondern auf Rücklagen, die in den vergangenen Jahren aufgebaut wurden, zurückgreifen. Das Abschmelzen von Finanzreserven bei den Krankenkassen, die hohe Reserven besitzen, ist politisch gewollt und im Interesse der Versicherten“, so das BMG. 


Lothar Klein


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