Prisma

Stammzellen wandern ins Gehirn

Untersuchungen an Mäusen haben ergeben, dass fötale Stammzellen während einer Schwangerschaft die Blut-Hirn-Schranke passieren und in das Gehirn der Mutter eindringen können. Gäbe es eine derartige Reaktion auch beim Menschen, würden sich neue Wege für die Behandlung degenerativer Hirnerkrankungen erschließen.

Bereits in der Vergangenheit haben Forscher immer wieder beobachtet, dass sich einige wenige Stammzellen des Fötus ihren Weg durch die Plazenta in den Blutkreislauf der Mutter bahnen. Diese Erscheinung wird als "Mikrochimerismus" bezeichnet. Allerdings galt es bisher als unwahrscheinlich, dass die Stammzellen auch in das Gehirn gelangen können. Um dies näher zu erforschen, setzten asiatische Wissenschaftler nun ein Tierexperiment ein: Sie kreuzten Mäuseweibchen mit Männchen, deren Zellen genetisch so manipuliert waren, dass sie unter dem Mikroskop grün leuchteten. Anschließende Untersuchungen der schwangeren Weibchen zeigten, dass einige grün leuchtende Zellen auch in deren Gehirn eingedrungen waren - die fötalen Stammzellen waren also in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Erstaunlich war dabei die Tatsache, dass die unspezialisierten Stammzellen alle möglichen Arten von Gehirnzellen - von Stützzellen bis hin zu Neuronen - ausgebildet hatten. Und noch eine andere Beobachtung stieß auf das Interesse der Forscher: Die neu in das weibliche Mäusegehirn eingedrungen Zellen hatten sich nicht gleichmäßig verteilt, sondern sich vornehmlich an geschädigten Stellen angesiedelt. Ausgehend von diesen Erkenntnissen erhoffen sich die Studiendurchführenden neue Ansätze für die Behandlung degenerativer Hirnerkrankungen. Bislang wurden Stammzellen hierfür direkt ins Gehirn injiziert. Möglicherweise würde auch eine "normale" Injektion in die Blutbahn genügen. Derzeit ist allerdings noch unklar, inwieweit sich die Befunde bei den Mäusen auf den Menschen übertragen lassen. ng

Quelle: Stem Cells, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1634/stemcells.2004-0169

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